Unvermeidlich

Unvermeidlich

Es musste so weit kommen

Heute Morgen, 13 Sekunden nach Beginn der zweiten Halbzeit der morgendlichen Sitzmeditation, erlosch die Kerze.

Zuverlässig hat sie mir fast ein halbes Jahr lang frühmorgens die Glatze beschienen. Nicht ein einziges Mal hat sie den Dienst verweigert und wann immer ich sie ausblasen wollte, liess sie das klaglos geschehen.

Und nun das. Es war ein Moment wie kein anderer; von Ferne waren Autos zu hören, die Vögel hielten still, im Haus rauschte eine Wasserleitung und ich atmete gerade ein. Aus.

Eine neue Kerze wird morgen Samstag 22.04.23 das Licht der Welt erblicken.
Oder umgekehrt: die Welt wird morgen das Licht einer neuen Kerze erblicken.

Das war nicht irgendeine Kerze

Es war eine Martini-Kerze.
Die werden aus dem ältesten und besten Kerzenrohstoff hergestellt.

Das liegt zum einen an den sehr guten Brenneigenschaften des Stearin, die ihren Ursprung in der kristallinen Struktur und dem nahen Beieinanderliegen von Schmelzpunkt und Erweichungspunkt finden.
Zwischen den Kristallen wird Luft eingeschlossen, die ein schlechter Wärmeleiter ist. Weil die isolierende Luft ein zu schnelles Abschmelzen des Kerzenrandes verhindert, wird bei der brennenden Kerze eine ausgeprägte Brennschüssel gebildet.
Ausserdem wirkt die Kristallstruktur ausgesprochen edel. Das Lichtbrechungsvermögen verleiht der Stearinkerze jene schöne, weisse und kompakte Farbe.

Der hohe Erweichungspunkt gibt der Kerze eine grosse Härte. Da sie sich auch unter Wärmeeinwirkung nicht verbiegt, kann sie ohne weiteres auch in südlichem oder gar tropischem Klima verwendet werden.
Sehr geschätzt wird die Martini Stearinkerze von Asthmatikern und Herzkranken. Dies begründet sich in der sehr geringen Russentwicklung und dem recht niedrigen Sauerstoffverbrauch. So verbrauchen 7 g Kerzenmaterial aus rein pflanzlichem Stearin pro Stunde bei vollständiger Verbrennung durchschnittlich 72,5 Liter Luft. Das sind 6 bis 13 Liter Luft weniger als bei der gleichen Menge anderer handelsüblicher Kerzenmaterialien. Zum Vergleich verbraucht ein Erwachsener bei ruhiger Atmung ca. 400 Liter Luft in der Stunde.

Martini-Kerzen werden ausschliesslich aus pflanzlichem Stearin hergestellt.
Der Lieferant ist Mitglied des RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil, Vereinigung für nachhaltigen Palmölanbau) und garantiert, dass dieses Stearin aus 100% Palmöl hergestellt wird und GMO-frei ist (Gentechnisch modifizierter Organismus).
Die Palmölbäume werden weder gedüngt noch gespritzt und stehen in alten bestehenden Plantagen, die Herstellung der Kerzen ist somit nicht verantwortlich für die Rodung von Urwäldern.

Die Dochte tragen das Zeichen des textilen Vertrauens nach Öko-Tex Standard 100 und sind frei von Schadstoffen.

Die Verarbeitung von pflanzlichem Stearin zu Kerzen ist sehr schwierig, und auf Grund der physikalischen Eigenschaften nur durch das Giessverfahren in Handarbeit möglich.
Die Entstehung der Martini-Kerzen erfolgt in vielen aufwendigen Arbeitsschritten, wobei die exakte Einhaltung der Temperaturen beim Giessen und Abkühlen sehr wichtig ist für Qualität und Kristallisation.
Nach dem Giessen des Stearins benötigt die Kerze 2 Tage, bis sie zu einer Martini-Kerze wird. Herkömmliche Kerzen sind in wenigen Minuten fertig. Die Martini-Kerze braucht Zeit zum „Reifen“. Die grossen Kristalle müssen in Ruhe wachsen und die raue Struktur braucht ihre Zeit zum Entstehen.
Die endgültige Formgebung von Spitze und äusserlicher Form der Martini-Kerzen erfolgt ebenfalls von Hand und in vielen aufwändigen Schritten.
Am Schluss werden sie manuell in 100 % Recycling Papier verpackt.

Der Aufwand und die Kosten der Herstellung von Martini sind durchaus vergleichbar mit einem guten Wein oder Käse.

Den Nachruf …

habe ich von ChatGPT schreiben lassen.
Schreib: Text Abschied von einer Kerze,salbungsvoll:

„Heute nehme ich Abschied von dir, aber ich tue es in Dankbarkeit und mit Wertschätzung für die Wärme, das Licht und die Schönheit, die du in mein Leben gebracht hast. Während du dich verbrannt hast, hast du mein Herz erwärmt und meinen Geist erhellt.

Du warst ein Symbol für Hoffnung, Frieden und Liebe, und deine Präsenz hat mir in schwierigen Zeiten Trost gespendet. Du hast mir gezeigt, dass es immer Licht am Ende des Tunnels gibt und dass ich mich darauf verlassen kann, dass es da ist, wenn ich es brauche.

Doch wie alle Dinge in dieser Welt, muss auch dein Licht irgendwann erlöschen. Ich weiss, dass dein Abschied unvermeidlich ist, aber ich bin dankbar für die Zeit, die ich mit dir verbringen durfte. Ich werde mich immer an dich erinnern und dich in meinem Herzen tragen.

Ich verabschiede uns von dir mit einer Träne im Auge, aber auch mit einem Lächeln im Gesicht, denn ich weiss, dass du deine Aufgabe erfüllt hast und dass deine Flamme für immer in meinem Gedächtnis brennen wird.

Möge dein Licht immer weiterleben, in den Erinnerungen und in den Herzen derer, die dich kannten und liebten.

Lebe wohl, geliebte Kerze.“

Weiter geht’s, unverzagt

Das Wesentliche über das Leben lässt sich in drei Worten sagen:
Es geht weiter.

Und so werde ich morgen Samstag um 06:25 eine neue Martini-Kerze entzünden!

Neue Kerze?!

Das ist nichts Alltägliches.

Führungsqualität so so la la

Führungsqualität so so la la

In der Schweiz möchte in absehbarer Zeit ein Viertel aller Angestellten die Stelle wechseln!
Die Arbeit gefällt zwar – aber dem Chef, der Chefin fehlt es an Führungsqualitäten.
In einer PWC-Studie werden insbesondere der Mangel an Fairness, menschlicher Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit und Ehrlichkeit beklagt.

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Emotionsprofil

Emotionsprofil

Benutzerprofil, Bewegungsprofil, Kundenprofil, Täterprofil, Kompetenzprofil…
Von all dem haben Sie wohl schon gehört. Aber „Emotionsprofil“?!

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Wenn die Weile zu lange weilt

Wenn die Weile zu lange weilt

Hände hoch – oder ich langweile Dich zu Tode!

Jetzt bist Du aber erschrocken, gell!? – Beruhige Dich, Du kannst Dich immer noch abwenden und Dich wichtigeren Themen zuwenden.
Dem Klima, dem Krieg und dem Egoismus allgemein. Deiner Beziehung zu Gott oder der Steuerbehörde. Luxus, Elend und Ohnmacht. Die Auswahl ist gross.

In diesem Artikel wirst Du die Antwort finden auf die Frage „Was tun gegen die Langeweile?“

Da lasse ich mich über Langeweile aus, während viele Menschen froh wären, sich wieder einmal langweilen zu dürfen… Wer täglich ums Überleben kämpfen muss, hat wohl wenig Verständnis dafür. („Die Langeweile ist die Not derer, die keine Not kennen.“ Zitat)

Doch die Langeweile findet immer und überall Gelegenheit, sich breit zu machen. Im Job, in der Beziehung, im Traumurlaub, im Konzert, im Gespräch, im Krieg, und und.
(Der Langeweile wegen boomte im Tigray-Konflikt bei der Bevölkerung beider Kriegsparteien das Spielen von „Bingo“, wie eine Kriegsreporterin berichtete.)

Langeweile ist das Unglück der Glücklichen.
(Horace Walpole)

Die Langeweile hat’s in sich

Das Zitat (von Shunryu Suzuki, einem japanischen Zen-Meister) lässt das erahnen:

„Langeweile ist ein Gefühl, das nur in einem Geist aufkommt, der nicht bereit ist, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind; es ist der Geist, der sich ständig nach Veränderung sehnt und sich weigert, das zu schätzen, was vor ihm liegt.“

Warum ist „der Geist“ nicht bereit die Dinge so zu akzeptieren wie sie sind? Warum sehnt er sich ständig nach Veränderung und warum schätzt er nicht einfach das, was vor ihm liegt?

Liegt dieser Unruhe ein frühkindliches Trauma zu Grunde? Haben wir uns das Nie-still-halten als Strategie zugelegt um beängstigenden Eindrücken möglichst rasch zu entkommen? Ist sie Ausdruck einer psychischen Beschädigung?
Stephen Wolynski legt das nahe und spricht von der alltäglichen Trance, die ihren Ursprung im „grösstmöglichen Trauma“ hat; er meint damit das „geburtshalber Entrissenwerden aus der allumfassenden Verbundenheit“.
(Mehr in „Die Essenz der Quantenpsychologie: Durchschauen, wer wir nicht sind“.)

Oder ist es die Neugier, die Gier nach Neuem? Eine negative Auslegung wäre die Sucht nach Neuem. Gier und Sucht unterscheiden sich:
Die Gier ist nur heftiges Verlangen, die Sucht aber macht ein Sättigungsgefühl unmöglich. Sicher hängt beides zusammen, aber nicht unumgänglich.
Gesundes Verlangen oder starke Gier lässt sich (zumindest vorübergehend) befriedigen und schreit nicht gleich nach der nächsten Dosis.
In der Sucht kann keine wirkliche Sättigung mehr erreicht werden.

Die Neugier nach dem Leben ist bestimmt nichts Schlechtes. Wenn sie sich aber auf die Suche nach möglichst vielen und sich überbietenden Reizen von Aussen beschränkt, geht sie mit chronischer Unruhe einher.

Klar ist: Der Verstand kann’s nicht so mit Reizarmut und Stille.

1954 hat der US-amerikanische Neurophysiologe John C. Lilly am National Institute of Mental Health (NIMH) den ersten „Floating Tank“entwickelt. Das Gerät wurde später auch als „Samadhi-Tank“ bekannt.

Im isolierten Tank legt man sich in konzentriertes, 35° warmes Salzwasser und treibt da schwerelos, vollkommen abgeschottet von Aussenreizen. Nichts Sensorisches, kein Geräusch, komplett dunkel.
Lillys Anliegen war, die Aktivität des Gehirns bei „Sensorischer Deprivation“ zu untersuchen.

Er fand heraus, dass sich ein besonderer Entspannungszustand einstellt, der bezogen auf die Gehirnwellenfrequenz zwischen Wachen und Schlafen angesiedelt ist.
Was sich aber auch zeigte, dass viele Menschen während den Versuchen zu halluzinieren begannen.

Das Gehirn scheint also dermassen daran gewöhnt zu sein, sich unaufhörlich und gleichzeitig mit Tausenden von Eindrücken beschäftigen zu müssen, dass es irritiert reagiert wenn es plötzlich nichts mehr zu tun bzw. zu verarbeiten hat.
Um den gewohnten, „sicheren“ Zustand wieder herzustellen, beginnt es darum Sinneseindrücke selber herzustellen, zu fälschen, um etwas zum Verarbeiten zu haben.

Also: Warum ist „der Geist“ nicht bereit die Dinge so zu akzeptieren wie sie sind? Warum sehnt er sich ständig nach Veränderung und warum schätzt er nicht einfach das, was vor ihm liegt?
Ist es wegen traumabedingter Unruhe? Ist es eingefleischte Neugier? Ist es wegen der Gewöhnung an das Viele?

Langeweile ist nichts anderes als der Wunsch nach Wunscherfüllung.
(Dogen Zenji)

So oder so: Langeweile ist ein Zustand, den die wenigsten herbeisehnen.

Er stellt sich ein, wenn wir nichts zu tun haben oder wenn wir uns nicht für das interessieren, was wir tun. Die Zeit vergeht dann sehr langsam und Unwohlsein macht sich breit.

Die oben behandelte Rastlosigkeit ist an und für sich noch kein Grund um sich unwohl zu fühlen.
Hinter dieser speziellen Art von Unwohlsein steckt ein Gefühl der Unzufriedenheit, das aus Unterforderung und Bedeutungs- oder Sinnlosigkeit resultiert.

Aber wer entscheidet denn über die Bedeutung einer Sache oder die Sinnhaftigkeit einer Tätigkeit?
Und was hat das mit dem Sinn des Lebens zu tun?
Diese Frage bricht der Langeweile das Genick, denn sie ist ziemlich spannend.

Umgeben von Megatonnen an Ablenkungen umgeben, müssen wir uns der Langeweile nicht unbedingt aussetzen. So haben wir sie nicht als wichtiges Element unserer emotionalen Landschaft auf dem Radar und die Quelle der Langeweile braucht uns nicht zu interessieren.

Wir nähern uns der Quelle der Langeweile, wenn wir Frage(n)* nach unseren Bedürfnissen und (Lebens-) Zielen zulassen. „Was ist mir wichtig?“, „Was kann ich und was will ich damit?“ Und überhaupt: „Wer bin ich?“.
(* Der Hund beisst sich in den Schwanz: Mit diesen Fragen verschafft sich der Verstand einen ordentlichen Schub an (intellektuellen) Reizen und verfehlt mit seinem Ringen nach schlüssigen Antworten das Wesentliche. Paradoxerweise kann die Beschäftigung mit der Langeweile sehr unterhaltsam sein.)

Langeweile ist der beste Lehrer, um uns zu lehren, wie wir uns selbst beschäftigen können.
(Shunryu Suzuki)

Hat die Unruhe etwa auch ihre Vorteile?

Es kursieren Theorien darüber, welche evolutionären Vorteile die Langeweile bzw. die Unruhe, die sie hervorruft, haben könnte.

Eine Möglichkeit ist, dass Langeweile uns dazu bringt, aktiv nach neuen Herausforderungen und Möglichkeiten zu suchen, um unsere Fähigkeiten und unser Wissen zu erweitern.
Indem wir uns langweilen, motiviert uns unser Gehirn, nach neuen Erfahrungen und Aufgaben zu suchen, die uns dabei helfen, uns weiterzuentwickeln und das Überleben zu sichern.

Eine weitere Theorie besagt, dass Langeweile uns dazu anregen kann, kreative Lösungen für unsere Probleme zu finden.
Wenn wir uns langweilen, haben wir Zeit und Raum, um über unsere Situation und unser Leben nachzudenken und möglicherweise neue Ideen und Perspektiven zu entwickeln.

(Eine Studie aus dem Jahr 2013, veröffentlicht in der Zeitschrift „Creativity Research Journal“, zeigte, dass Menschen, die sich langweilen, eher zu kreativen Denkprozessen fähig sind als Menschen, die der Langeweile aus dem Weg gehen.)

Ziellosigkeit und Langeweile erleichtern das Unglücklichsein
(Thomas Pfitzer)

Wissenschaftliche Studien…

.. betrachten die Langeweile aus verschiedenen Perspektiven, da es sich um ein komplexes Phänomen handelt.

Generell: In der englischsprachigen Forschung wird zwischen „State Boredom“ und „Trait Boredom“ unterschieden – während ersteres eine situativ erlebte Langeweile mit Anfang und Endpunkt bezeichnet (etwa das Verbringen einer langweiligen Schulstunde oder das Warten auf die Bahn), handelt es sich bei „Trait Boredom“ um ein Persönlichkeitsmerkmal, das beeinflusst, wie schnell und häufig sich jemand langweilt und wie intensiv das Gefühl der Langeweile empfunden wird.

In der Psychologie wird Langeweile als ein Zustand der Unterstimulation beschrieben, bei dem eine Person das Gefühl hat, dass sie ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten nicht vollständig wahrnimmt bzw. nutzt. Dies zeige sich oft in Form von Desinteresse, Unwohlsein und Unzufriedenheit.

Zahlreiche Forschungen bringen Essstörungen, Angststörungen sowie Depressionen mit Langeweile in Verbindung. Eine Studie von 2008 belegte einen Zusammenhang von aggressivem und schnellem Fahren mit dem Hang zur Langeweile.

Die Unzufriedenheit kann sich also in Form von Aggression zeigen: Gelangweilte Menschen reagieren gegenüber anderen schneller wütend oder feindselig.
Besonders, wenn das Gegenüber nicht zu der “eigenen” Gruppe gehört, wie Forscher Wijnand Van Tilburg und Eric Igou in einer Versuchsreihe herausfanden:

In ihrem Projekt wurde die Auswirkungen von Sinnsuche und Langeweile auf die politische Gesinnung untersucht: Demnach schliessen sich gelangweilte Menschen besonders häufig radikalen politischen Vereinigungen an. „Langeweile lässt die Menschen versuchen, ein Gefühl der Sinnhaftigkeit wiederherzustellen“, heisst es in dem Forschungsartikel, der 2016 im European Journal of Social Psychology erschien: „Politische Ideologien und insbesondere das Festhalten an linken bzw. rechten Überzeugungen können als Bedeutungsquelle dienen.“

Bei gelangweilten Testpersonen fand man vor allem Aktivität im “Default Mode Network” (DMN). Diese Verbindung von verschiedenen Hirnregionen ist genau dann aktiv, wenn wir nichts tun und unsere Aufmerksamkeit nach innen richten. So auch bei abschweifenden Gedanken oder Tagträumen – die wiederum häufig auftreten, während wir uns langweilen.

In den Studien kommen unterschiedliche Gehirnregionen innerhalb des DMN zum Zuge, was vermutlich an den verschiedenen Untersuchungs-Methoden liegt. Es ist schwierig, Langeweile spezifisch zu messen. Die Autorinnen und Autoren einer kanadischen Übersichtsstudie schreiben: “Langeweile ist ein grundsätzlich internes Erlebnis, weshalb es schwierig ist, im Experiment zu bestimmen, wo die Langeweile beginnt und aufhört.”

„Du langweilst Dich? Selber schuld, mach was.“

Dass sich jemand selbstverschuldet langweilt, greift zu kurz.
Zu viele Faktoren tragen zu diesem Zustand bei.

So können etwa die Umstände im Leben eines Menschen nicht besonders herausfordernd oder interessant sind, was dazu führen kann, dass er sich langweilt. („Dann verändere eben die Umstände.“ – „Klar, mach das, wenn Du im Gefängnis sitzt!“)

Oder vielleicht verunmöglichen Stress, Erschöpfung, Depressionen, sich in stimulierenden Aktivitäten zu engagieren.

Sowieso ist Langeweile ein subjektives Gefühl, das von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Was für den einen langweilig ist, interessiert den anderen brennend.

Es gibt jedoch auch bestimmte Verhaltensweisen und Einstellungen, die dazu beitragen können, dass sich jemand langweilt.
Wer sich zum Beispiel nur auf die Ablenkungen durch Technologie und Unterhaltung konzentriert, entwickelt weniger Fähigkeiten, um mit der Langweile zurecht zu kommen. Gleichzeitig kann ein Mensch, der sich bewusst herausfordert, neue Dinge ausprobiert und seine Komfortzone ab und zu verlässt, weniger anfällig für Langeweile sein.

Langeweile ist der Zustand ungelebten Glücks.
(Almut Adler)

Die Langeweile und das Zeitempfinden

In der Langeweile scheint die Zeit langsamer zu vergehen und sich zu dehnen.
Dies liegt daran, dass Langeweile meist mit mangelnder Stimulation und fehlenden Ereignissen verbunden ist. Denn es sind die deutlich wahrnehmbaren Ereignisse, die helfen, die Zeit wahrzunehmen und zu messen.

Wenn wir uns langweilen, kann es schwieriger sein, uns auf eine Aufgabe zu konzentrieren. Die Gedanken schweifen ab, wir werden uns „Zeitlöcher“ bewusst und fühlen uns dadurch langsam und unproduktiv.

Die Wahrnehmung der Zeit kann auch dadurch beeinflusst werden, wie wir sie nutzen: Wenn wir uns langweilen, fällt es uns schwerer, produktive Aktivitäten zu finden, die uns helfen, die Zeit effektiv zu nutzen, was wiederum dazu beiträgt dass die Zeit sich langsamer anfühlt.

Die Langeweile korreliert also mit einem langsameren Zeitgefühl und einer geringeren Wahrnehmung von Ereignissen. Was dazu führt, dass wir uns unproduktiver und unzufriedener fühlen. Einerseits wurde uns eingetrichtert, dass wir „die Zeit nutzen“ sollen, andererseits haben wir auch das Bedürfnis, in dieser Welt wirksam zu sein.

Verlängert oder verkürzt Langeweile das Leben?
(Ernst Ferstl)

Langeweile und Selbstwertgefühl

Das Gefühl der Langeweile und damit einhergehend die Überzeugung, die Zeit nicht zu nutzen, kann sich auf das Selbstwertgefühl auswirken.

Menschen, die sich häufig langweilen, haben eher das Gefühl, ihr Leben sei ohne Bedeutung oder sie hätten keine Kontrolle über ihre Umstände. Zur Frustration oder Niedergeschlagenheit ist’s dann nicht weit, was sich wiederum auf das Selbstwertgefühl auswirken kann.

„Es hat alles keinen Sinn.“ Negativen Gedanken oder Glaubenssätzen bereitet die Langeweile eine komfortable Spielwiese um sich auszubreiten.
„Ich bin unbedeutend.“ „Ich bin nicht gut genug, um interessante Dinge zu tun.“

Langeweile und ein geringes Selbstwertgefühl verstärken sich gegenseitig; ein Teufelskreis.

Verzweiflung ist unendlich viel lustvoller als Langeweile.
(Giacomo Leopardi)

Können sich Tiere langweilen?

Langeweile und Selbstwertgefühl korrelieren bei Tieren wohl eher nicht.
Es gibt aber Hinweise darauf, dass Tiere sich langweilen können, insbesondere wenn sie in einer Umgebung leben, die ihnen keine ausreichende Stimulation oder Herausforderungen bietet.

In Gefangenschaft ist ihre Umgebung begrenzt und vorhersehbar und sie haben wenig Kontrolle über ihr Leben.

Einige Anzeichen dafür, dass Tiere sich langweilen können, sind zum Beispiel stereotype Verhaltensweisen, wie ständiges Hin- und Herschaukeln oder Kreisen, oder apathisch lethargisches Verhalten.
Diese Verhaltensweisen deuten auf Unterforderung und mangelnde Stimulation; ein solches Tier ist nicht artgerecht beschäftigt.

Leben ist Bewegung, der Körper ist in Bewegung (auch wenn er oberflächlich gesehen gerade komplett still hält) und verlangt nach Bewegung.
Mit Blick auf die Aussage, dass Langeweile sich durch das Fehlen von Reizen auszeichnet, kann man also durchaus von „körperlicher Langeweile“ oder körperlich empfundener Langeweile sprechen.

Die Langeweile lauert hinter jedem erfüllten Wunsch.
(Lisz Hirn)

Ab welchem Alter langweilt sich der Mensch?

Ein genaues Alter kann nicht definiert werden, da dies von vielen Faktoren abhängt: Die individuelle Persönlichkeit, Erfahrungen, Interessen, Umstände etc.

Einige Studien zeigen, dass Kinder ab 2 Jahren ein Verhalten zeigen, das als Langeweile interpretiert werden kann.
Kleine Kinder können oft noch nicht gut mit der Langeweile umgehen und suchen gerne nach externen Stimulierungen und Aktivitäten, um sich zu beschäftigen und zu unterhalten.
Aber da unterscheiden sie sich grundsätzlich nicht wesentlich von erwachsenen Menschen.

Im Laufe des Lebens verändert sich die Art und Weise, wie Menschen mit Langeweile umgehen. Ältere Menschen haben meist andere Interessen und Prioritäten als Kinder oder Jugendliche und entsprechend einen anderen Umgang mit der Langeweile.
Idealerweise können sie sie gar als Gelegenheit nutzen um zu reflektieren oder sich zu entspannen.

Kurz: Langeweile erlebt wohl jeder Mensch im Laufe seines Lebens, unabhängig vom Alter. Wie einzelne damit umgehen und wie stark sie sie empfinden, hängt jedoch von vielen individuellen Faktoren ab.

Die Macht der Gewohnheit wird durch Langeweile stabilisiert
(Gerhard Uhlenbruck)

Zum Begriff „Langeweile“

Der Begriff „Langeweile“ wird in seiner heutigen Bedeutung erst seit dem 18. Jahrhundert in der Literatur verwendet.

Dass die Menschen aber seit jeher mit der Herausforderung der Unterforderung konfrontiert waren, liegt nahe.
Beispielsweise gibt es in antiken Schriften wie etwa den Werken von Seneca oder Cicero Hinweise darauf, wie Menschen das Gefühl der Leere und der Unzufriedenheit bekämpften und nach Wegen suchten, um sich zu beschäftigen und zu unterhalten.

Ethymologisch Begriff leitet sich „Langeweile“ aus dem Mittelhochdeutschen ab, wo er als „lange wile“ bezeichnet wurde, sich also aus zwei Teilen zusammensetzt:
„lange“ = „lang“ oder „gedehnt“, „wile“ = „Zeit“ oder „Augenblick“.
„Lange Zeit“ oder „gedehnter Augenblick“ also.

Ursprünglich hatte das Wort eine neutralere Bedeutung und bezeichnete einfach einen längeren Zeitraum, bekam aber im Laufe der Zeit eine negative Konnotation und wurde mehr und mehr verwendet um das Gefühl von Unterbeschäftigung und Trägheit zu benennen.

In der Langeweile spüren wir das Nichts.
(H.U. Bänziger)


Langeweile, Philosophie und Physik

Das Wort „Wile“ stammt aus dem Altenglischen und bedeutete ursprünglich „Trick“ oder „Kniff“.
Es leitet sich vom germanischen Wort „wilja“ ab, das „Wunsch“ oder „Wille“ bedeutet.

Im Laufe der Zeit hat sich „Wile“ weiterentwickelt und wurde auch für andere Bedeutungen wie „Listigkeit“, „Cunning“ und „Täuschung“ verwendet.
Im heutigen Englisch ist das Wort „wile“ jedoch eher selten in Gebrauch und wird meist nur noch in poetischer Sprache oder als Teil von Redewendungen verwendet.

Im Mittelhochdeutschen wurde das Wort dann in der Form „wīle“ verwendet, um eine „Zeit“ oder einen „Augenblick“ zu bezeichnen.

Die Tatsache, dass unklar ist, wie der Sprung von „Täuschung“ zu „Zeit“ gelang, bietet Hand zu Spekulationen:
Hatte eine Mystikerin oder ein Mystiker die Eingebung, dass die Vorstellung von „Zeit“ lediglich eine Täuschung, eine Illusion, ist?
Aber wie konnte sich die schräg wirkende Eingebung eines einzelnen Menschen dann so stark verbreiten, dass daraus ein geläufiges Wort wurde?

Die Bedeutung von „Zeit“ ist vielfältig und komplex und bezieht sich im Allgemeinen auf die Abfolge von Ereignissen und die Dauer von Zuständen. Die „tatsächliche“ (gemessene) Zeit und die individuelle Empfindung von Zeit können sich stark unterscheiden.
Letztere wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, darunter Emotionen, Aufmerksamkeit (da war doch dieses Zitat von Shunryu Suzuki am Anfang dieses Artikels!) und Umgebung.

In der Philosophie wurde und wird immer wieder diskutiert, ob Zeit real ist oder eine Illusion. Die Zeit sei eine Konstruktion des menschlichen Geistes und es gebe keine objektive Realität, die der Zeit entspreche, meinen die einen. Andere argumentieren, dass Zeit eine objektive Realität sei, die unabhängig von menschlicher Wahrnehmung und Konstruktion existiere.

In der Physik findet sich die Vorstellung, dass Zeit und Raum eng miteinander verknüpft sind und dass die Zeit keine absolute und objektive Grösse ist, sondern von der Bewegung und der Position von Beobachtern abhängt. Diese Idee basiert auf Einsteins Relativitätstheorie.

Diese Ideen und Konzepte sind komplex und kontrovers. Die meisten Menschen empfinden Zeit als eine reale und wichtige Grösse in ihrem Leben und Alltag – völlig egal, ob Zeit nun eine Illusion ist oder nicht.

Langeweile ist immer Langeweile an sich selbst.

(Quadbeck-Seeger)


„Mir ist langweilig!“ – „Das meinst Du nur.“

Indem wir uns mit Langeweile beschäftigen, können wir uns bewusst machen, was uns im Leben fehlt oder was wir gerne tun würden, um uns erfüllt zu fühlen.

Das Zulassen von Langeweile kann uns helfen, uns besser kennenzulernen und unsere Bedürfnisse und Wünsche zu identifizieren.
Zur Not lassen sich neue Aktivitäten und Hobbys entdecken, die begeistern und helfen, an der Lebensqualität zu schrauben.

Wie gesagt: Die Beschäftigung mit der Langeweile kann unterhaltsam und erfüllend sein. (Es sei an den Hund erinnert, der sich in den Schwanz beisst…)

Sill alive?

Wenn Du diesen Blog-Beitrag bis hierhin gelesen hast, fandest Du ihn offenbar nicht „sterbenslangweilig“.
Es ist übrigens nicht genau bekannt, warum man „sterbenslangweilig“sagt.
Möglicherweise geht es um die Vorstellung, dass Langeweile so unerträglich sein kann, dass man sich wünscht tot zu sein – um ihr zu entkommen.
Oder dass man sich dermassen langweilt, dass man glaubt, es dauere für immer und man tatsächlich vor Langeweile „sterben“ werde.

Zum Schluss mein Liebling:

Das Mühsame an der Ewigkeit ist, dass sie so lange dauert.
Vor allem gegen Schluss.

Ist Meditation langweilig?

Nicht langweiliger als Bungee-Springen oder ein Spaziergang durch die Schlangengrube. Kommt drauf an.

Auf die Tagesform kommt’s an und die Geduld, sich immer und immer wieder aus Grübeleien und Träumereien ins Jetzt zurückzupfeifen.

Eine Frage der Konzentration also. Wenn Du’s darauf angelegt hast, möglichst alles mitzukriegen, was in Dir und um Dich rum laufend geschieht, hat die Langeweile keinen Platz.

Aber Achtung: Meditation soll weder spannend noch langweilig sein, auch nicht nützlich oder gar heilig.

Untersuche die Sache selber, am besten täglich.
Lass Dich unterstützen, wenn es Dir Mühe macht eine tägliche Praxis zu etablieren: 7 Tage die Woche kannst Du um 06:30 kostenlos an einer offen gestalteten Online-Meditation teilnehmen.

Das klingt gut!

„Kann ich was verlieren?“ – „Nein.“
Führungsqualität so so la la

Führungsqualität so so la la

In der Schweiz möchte in absehbarer Zeit ein Viertel aller Angestellten die Stelle wechseln!
Die Arbeit gefällt zwar – aber dem Chef, der Chefin fehlt es an Führungsqualitäten.
In einer PWC-Studie werden insbesondere der Mangel an Fairness, menschlicher Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit und Ehrlichkeit beklagt.

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Self Care – „Pass auf Dich auf!“

Self Care – „Pass auf Dich auf!“

Eigentlich ganz einfach. Eigentlich.

„Mir ist saukalt, darum ziehe ich mir einen zweiten Pulli über.“
„Gestern habe ich mich überfressen, heute mässige ich mich.“
„Gestern habe ich kaum richtig gegessen, heute nehme ich mir Zeit für eine schöne Mahlzeit.“
„Gerade wollen alle etwas von mir. Eine Stunde kein Computer, kein Handy. Oder zwei Stunden.“
„Viel zu wenig geschlafen letzte Nacht, heute gönne ich mir einen Mittagsschlaf.“
„Ich fühle mich verhockt, habe mich in letzter Zeit zu wenig bewegt. Ich stelle mir das Velo bereit.“

Genau, das ist Self Care – oder etwas biederer: Selbstfürsorge.
Unter anderem.

Am Ende dieses Artikels kriegst Du ein praktisches Werkzeug, das Dir hilft, gut zu Dir zu schauen. Wenn Du schon alles über Self Care weisst, spring direkt dort hin.

Das Konzept der Selbstfürsorge hat eine lange Geschichte und lässt sich bis zu den alten Zivilisationen zurückverfolgen. In vielen Kulturen war die Selbstfürsorge ein fester Bestandteil des täglichen Lebens und wurde als Mittel zur Erhaltung des ganzheitlichen Wohlbefindens angesehen.

In jüngerer Zeit hat sich die Sache kurlig entwickelt. Die Milliardengewinne, die die Schönheits- / Fitness- / Wellness-Industrie weltweit einfährt, lässt erahnen, wie gross das Bedürfnis nach Selbstfürsorge eigentlich ist. Die Bereitschaft ist gross, die Befriedigung dieses Bedürfnisses an käufliche Produkte und Dienstleistungen zu delegieren.

Sich das eine oder andere Hilfsmittel zu besorgen ist ja nicht verkehrt.
Wesentlich ist jedoch die Art und Weise, wie wir mit uns selber umgehen.

Selbstfürsorge bezieht sich auf Aktivitäten und Praktiken, mit denen wir uns um unsere körperliche, geistige und emotionale Gesundheit kümmern.

Eine selbstfürsorgliche Haltung ist nicht egoistisch oder selbstsüchtig.
Kümmern wir uns nicht um uns selber, können wir uns auch nicht um andere und „die Welt“ kümmern.
Es geht um ein Gleichgewicht zwischen „zu uns selbst nett sein“ und für andere da sein.

Wir tun also gut daran, der Selbstfürsorge, wenn immer möglich, hohe Priorität einzuräumen und zu einer Haltung zu finden, in der wir uns das erlauben. So sind wir auch in der Lage, uns Zeit für Dinge zu nehmen, die uns gut tun.
Dinge, die unser körperliches, geistiges und emotionales Wohlbefinden fördern:

  • Viel bewegen – natürlich möglichst so, dass es Spass macht.
  • Gesund essen – nicht zu viel, nicht zu wenig.
  • Genügend schlafen.
  • Entspannungstechniken lernen und üben.
  • Sich immer wieder mal hinsetzen und meditieren.
  • Schöne Orte aufsuchen, sich in der Natur den Elementen aussetzen.
  • Hobbies pflegen (sofern vorhanden) und ihnen den nötigen Platz einräumen.

Es ist auch ganz gut, ein gewisses Selbstmitgefühl zu entwickeln: Sich selbst (hier: ungeliebten Mustern und Verhaltensweisen) gegenüber freundlich und verständnisvoll sein, besonders in schwierigen Zeiten.
Dazu gehört auch, Grenzen setzen zu können. Überzogen anspruchsvolle Menschen und überhöhte berufliche Anforderungen hindern uns unter Umständen, uns zu regenerieren und zu tanken.
Nicht zu vergessen: Ruhe und Entspannung bedürfen zuweilen der Planung. Pausen und die Möglichkeit, sich auszuruhen und zu entspannen, sind ein wichtiger Bestandteil der Selbstfürsorge.

Wenn wegen besonders schwierigen Umständen die ganze Selbstfürsorgerei nicht so recht gelingen will und uns das Ruder entgleitet, sollten wir uns nicht scheuen, die Unterstützung durch Freunde und Angehörige zu suchen oder professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen in Form von Therapie oder Beratung.

Es ist je nach Veranlagung leicht, die Bedürfnisse anderer vor die eigenen zu stellen. Die Selbstfürsorge sollte aber Vorrang haben.

Vernachlässigen wir uns selbst, hat das unschöne Folgen für unser eigenes Wohlbefinden und für das der Menschen, die mit uns zu tun haben.
Es fehlt die Energie um Freude am Leben zu haben, Pflichten zu erfüllen und andere zu unterstützen.

Die Folgen für die körperliche, geistige und emotionale Gesundheit machen sich früher oder später bemerkbar:

  • Der Stress lässt uns nicht zur Ruhe kommen.
  • Angstzustände können sich einstellen.
  • Depressive Verstimmungen oder Depressionen machen sich breit.
  • Das Immunsystem schwächelt, Krankheiten können chronifizieren.
  • Die Frage „Hast du gut geschlafen?“ mögen wir schon gar nicht mehr hören.
  • Sich auf etwas zu konzentrieren fällt zunehmend schwer.
  • Die Bewältigung des Alltags wird mehr und mehr zur Herausforderung.
  • Die Beziehungen zu anderen Menschen leiden.

Woran merken wir denn, ob wir gut oder nicht so gut zu uns schauen?
Warten wir bis die ungünstigen Symptome deutlich genug und unüberfühlbar sind?
Die Sensibilität den Anzeichen gegenüber ist sehr individuell justiert; manche Menschen nehmen die Signale eher wahr als andere, und dann gibt es noch die, die warten bis ihnen der ärztliche Bericht um die Ohren fliegt.

Hier ein Vorschlag, wie die Selbstfürsorge gelingen kann:

Eine Tabelle zu führen ist eine äusserst einfache Methode um sich und das fürsorgliche Verhalten sich selber gegenüber im Auge zu behalten.
Das klingt vielleicht vorerst mal allzu banal oder gar bescheuert – ist aber sehr wirksam.
Mit einer Monats-Tabelle* siehst Du auf einen Blick, wie Du in letzter Zeit mit Dir umgegangen bist und ob es Verhaltensweisen gibt, denen Du mehr Beachtung schenken solltest.
(* Klick aufs Bild -> Download)

Am Ende jeden Tages bewertest Du auf einer 4-Punkte-Skala die Kriterien

  • Schlaf
  • Zeit für mich
  • Ernährung
  • Bewegung
  • und – wenn Du magst – ein bis zwei weitere, selbst gewählte (Rauchen, Alkohol & Co, soziale Kontakte, meditieren, lachen etc. …

Dies zu tun kostet Dich höchstens eine Minute Lebenszeit.

Wichtig:
Allein dass Du Dir täglich 1x Gedanken zu Deiner Selbstfürsorge machst, hat schon einen Effekt.
Tu Dir was Gutes und probiere es aus; mindestens 3 Monate lang.
Ich freue mich wenn Du’s mich wissen lässt, wie es Dir damit ging!

Frühere Veranstaltungen:

Widme Dich am 15. Januar 2023 dem Thema Selbstfürsorge
und buche „1 Tag Ferien für 99 Franken“.
Hier mehr dazu.

Führungsqualität so so la la

Führungsqualität so so la la

In der Schweiz möchte in absehbarer Zeit ein Viertel aller Angestellten die Stelle wechseln!
Die Arbeit gefällt zwar – aber dem Chef, der Chefin fehlt es an Führungsqualitäten.
In einer PWC-Studie werden insbesondere der Mangel an Fairness, menschlicher Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit und Ehrlichkeit beklagt.

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Meditation, keine abgefahrene Sache

Meditation, keine abgefahrene Sache

Wenn Sie bis jetzt einen Bogen um „Meditation“ gemacht haben, aber dennoch immer wieder mal mit leichtem Interesse darauf geschielt haben:
Dieser wunderbar unverkrampfte Text kann vielleicht ein bisschen Anschubhilfe leisten.

Theresa Bäuerlein, die „Reporterin für Sinn und Konsum, hat ihn geschrieben; es handelt sich um ein fiktives Interview.

Sportler meditieren. Banker meditieren. Rapper meditieren. Warum?
Verbessert es die Konzentration? Macht es mitfühlender? Bringt es den Weltfrieden?
Alle Fragen, die du zur Meditation hast (wirklich alle) erkläre ich in diesem Text.

Wieso meditieren gerade eigentlich alle? Das macht mich ganz nervös.

Na, da weiß ich ein Gegenmittel. Mach die Augen zu, nimm einen tiefen Atemzug und entspanne dich –

Sehr witzig.

Okay, sorry. Du hast ja recht: Meditation ist gerade wahnsinnig populär. Bis in die achtziger Jahre hinein dachten die meisten dabei an Typen mit langen Haaren, Bärten und wallenden Gewändern. Heute haben Unternehmen wie Google und Apple eigene Meditationsprogramme, Banker meditieren gegen Stress, Sportler tun es, um ihre Leistung zu verbessern und Influencer reden darüber, als wäre Meditieren so normal wie Haare waschen. Selbst der Rapper Curse hat einen Meditations-Podcast.

Wie ist denn das passiert?

Das hat drei Gründe:
Erstens, immer mehr Menschen scheinen unter psychischen Krankheiten und Problemen wie Angst und Depressionen zu leiden – und ganz allgemein:
Stress. Viele sehen Meditation als Gegenmittel, ein bisschen wie eine nebenwirkungsfreie Beruhigungstablette. Aber auch als Mittel zur Leistungssteigerung, weil es die Konzentration trainiert.
Zweitens lässt sich Meditation viel besser verkaufen als früher. Eigentlich lässt sich ja wenig Gewinn daraus schlagen, wenn Menschen mit geschlossenen Augen in ihren Zimmern sitzen, aber man kann diesen Menschen Apps verkaufen. Laut des US-amerikanischen Marktforschungsunternehmens Sensor Tower haben die Menschen 2015 weltweit acht Millionen Dollar für die zehn beliebtesten Meditationsapps ausgegeben, 2019 waren es schon 195 Millionen.
Drittens, und das ist der wichtigste Grund: Wissenschaftler:innen interessieren sich immer mehr für die Wirkungen von Meditation auf Psyche und Gesundheit. In den siebziger Jahren gab es nur eine Handvoll wissenschaftlicher Artikel zu diesem Thema, mittlerweile sind es tausende.
Die Forscher:innen haben dafür Meditation aus spirituellen und religiösen Kontexten gelöst und sie vereinfacht. Wahrscheinlich interessieren sich deswegen nun Menschen für Meditation, die für Spiritualität und Esoterik nichts übrig haben.
Dieser Hype kulminiert in einem Satz des oben erwähnten Meditationsrappers Curse:
„Die Wissenschaft weiß: 15 Minuten Meditation wirken wie ein ganzer Tag im Urlaub!“

Ist denn wirklich was dran an dem Hype?

Es gibt, wie gesagt, sehr viele Studien über die Wirkungen von Meditation. Ich könnte dir hier sofort eine ganze Reihe davon verlinken, die tolle Ergebnisse haben. Ob psychische Probleme wie Stress, Angststörungen, Depressionen oder Krankheiten wie Bluthochdruck: Meditation hilft anscheinend gegen alles. Selbst verjüngend soll sie wirken.

Das ist ja fantastisch!

Ja, das finden die Leute, die dir eine App verkaufen, auch. Das Problem ist, dass die Studien eine sehr unterschiedliche Qualität haben und dass gerade die Wirkung bei Krankheiten nicht klar belegt ist. Andererseits gibt es Meditation seit tausenden Jahren. Sie war nie als Mittel gegen Krankheiten gedacht, sondern, erstens, als spirituelle Praxis und, zweitens, als Methode, den eigenen Geist zu verstehen. Die psychologische und medizinische Betrachtung ist ziemlich neu. Dafür gibt es unzählige Berichte von Menschen, die ein Loblied auf die Wirkung von Meditation singen, ich habe auch schon eines verbrochen.
Aber bevor wir darüber reden, welche belegten Wirkungen Meditationen haben und was passiert, wenn man einen buddhistischen Mönch in einen Magnetresonanztomographen schiebt: Lass uns darüber reden, was Meditation überhaupt ist. Das ist nämlich ein sehr, sehr vager Begriff.

Ja, ich weiß es auch nicht so genau. Irgendwas mit Achtsamkeit?

Achtsamkeit und Meditation werden oft bedeutungsgleich benutzt. Aber eigentlich ist Achtsamkeit keine Methode, sondern ein Geisteszustand, den man durch bestimmte Formen von Meditation kultivieren kann. Am einfachsten lässt sich Achtsamkeit mit ihrem Gegenteil erklären: Das Leben auf Autopilot. Das ist dieser Zustand, der für die meisten von uns so selbstverständlich ist, dass wir ihn kaum wahrnehmen. Wir sind nicht wirklich bei den Dingen, die wir tatsächlich tun und erleben, sondern lassen uns von unseren Gedanken und Gefühlen fast träumend durch den Tag treiben.
Achtsamkeit bedeutet, sich ans Steuer zu setzen und aktiv zu fahren. Das ist keine perfekte Konzentration, sondern eine besondere Form von Aufmerksamkeit: Wachsam, aber entspannt und offen.
Meditation wiederum ist kein Zustand, sondern ein Sammelbegriff für hunderte verschiedene Methoden. Der Begriff ist so breit wie „Sport“. Jogging und Unterwasserhockey sind beides Sportarten, sie sehen aber völlig anders aus. Es gibt aber Gemeinsamkeiten: In fast allen Sportarten bewegst du den Körper und trainierst Muskeln. Mit Meditation ist es ähnlich. Nur trainiert sie nicht den Körper, sondern den Geist.

Puh, der Geist … Was genau soll das sein?

Ja, das ist ein bisschen schwierig. Auf Englisch würde man „Mind“ sagen, das passt besser, aber dafür gibt es im Deutschen keine eindeutige Entsprechung. Gemeint sind damit sowohl Psyche als auch Denken und Bewusstsein. Der mentale Apparat also, der die Welt wahrnimmt und verarbeitet.

Und warum soll ich den trainieren?

Der Buddha soll einmal gesagt haben: „Wer ist dein Feind? Der Verstand ist dein Feind. Niemand kann dir mehr Schaden zufügen als ein untrainierter Geist. Wer ist dein Freund? Der Verstand ist dein Freund. Niemand kann dir mehr helfen als dein eigener Geist, der weise gebildet ist.“
Heute würde er vielleicht von Neuroplastizität reden. Das bedeutet, kurz gesagt, dass die Struktur unseres Gehirns sich verändert, je nachdem, wie wir es benutzen. Die veränderte Struktur beeinflusst dann wieder unser Handeln. Alles, was wir fühlen, hören, riechen oder sehen, hinterlässt Spuren in unserem Gehirn. Wenn du dich morgen noch an diesen Text erinnerst, liegt das daran, dass dein Gehirn eine physische Spur für diese Erinnerung gebaut hat.
Je öfter wir bestimmte Erfahrungen machen, desto stärker werden die entsprechenden Verknüpfungen der Nerven. Meistens passiert dieser Prozess unbewusst. Wir verbringen zum Beispiel viele Stunden damit, das aufzunehmen, was auf dem Bildschirm unserer Handys und Computer angezeigt wird. Währenddessen stärken oder schwächen unsere Neuronen die entsprechenden Hirnschaltkreise. Hinter dem Buddha-Spruch am Anfang steht die Annahme, dass eine Wurzel menschlichen Unglücks die Tatsache ist, dass wir unser Gehirn willkürlich durch Erfahrung und Umstände formen lassen – statt es gezielt so zu trainieren, dass wir weiser und glücklicher werden.

Okay, und was soll ich da trainieren?

Zunächst einmal: deine Aufmerksamkeit. Wenn du meinst, dass du das nicht nötig hast, versuche mal, dreißig Sekunden lang an eine einzige Sache zu denken, sagen wir, an diese Kaffeetasse. Und sonst nichts, keinen einzigen weiteren Gedanken. Mach das mal.

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Hat nicht geklappt, oder? Das ist normal, und heute ist es vielleicht sogar schwieriger denn je, weil eine ganze Aufmerksamkeitsindustrie Apps und Programme entwickelt, um Menschen möglichst oft und möglichst lange abzulenken. Kennt man doch: Du willst eigentlich arbeiten oder deine Wohnung putzen, aber dann checkst du auf deinem Handy die Uhrzeit und auf einmal ist es eine halbe Stunde später, weil du acht Videos über Kuchen, Katzen und Coronaviren gesehen hast.

Sorry, ich war gerade abgelenkt. Kennst du dieses Video von Vögeln mit Armen?

Kenne ich, das ist super. Aber können wir beim Thema bleiben?

Na gut.

Meditation mag wie ein nettes Hobby für Menschen mit zu viel Zeit klingen, aber es ist wahnsinnig relevant, denn: Der Geist ist alles, was du hast. Alles, was du erlebst, erlebst du dort. Wenn du bewusstlos bist, gibt es dich und die Welt nicht mehr, zumindest merkst du nichts davon.

Die Welt ist, wie ich sie mir denke, ja? Das klingt ein bisschen esoterisch.

Ich zitiere in diesem Zusammenhang gerne Dan Harris, das ist ein US-Nachrichtenmoderator, der einmal live vor fünf Millionen Zuschauer:innen während einer Nachrichtensendung eine Panikattacke bekam. Es gibt ein Video, in dem man die Panikattacke sehen kann und in dem ein älterer Dan Harris von diesem peinlichsten Moment seines Lebens erzählt. Er tut das sehr fröhlich, denn Harris lernte anschließend zu meditieren und bekam damit seine Angstattacken in den Griff. Später schrieb er ein charmantes, völlig unesoterisches Buch über Meditation, in dem der folgende Satz steht: „Meditation hat ein Riesen-PR-Problem. Das liegt wohl daran, dass ihre Lehrer reden, als liefe ständig eine Panflöten-Begleitung im Hintergrund.
Wenn man den ganzen kulturellen Ballast aber mal ablegt, dann stellt sich Meditation schnell als tolle Übung für das Gehirn heraus. Meditation ist eine bewährte Methode, um die Stimme in unserem Kopf daran zu hindern, uns am Nasenring durch die Manege zu führen.“

Äh, die Stimme in unserem Kopf?

Ich meine damit nicht krankhaftes Stimmenhören. Ich meine ganz einfach unsere Art zu denken. Die meisten verbringen ihre Tage ganz selbstverständlich in einem ununterbrochenen Gedankenstrom, der in dem Moment losgeht, in dem sie aufwachen. Es ist wie weißes Rauschen im Hintergrund. Oder ein Typ, der den ganzen Tag hinter dir steht und dich volltextet. Dieser Typ ist nicht nur dominant und redselig, sondern erzählt oft ziemlichen Stuss. Er redet dir ein, dass deine Chefin dich unfähig findet, weil sie im Meeting komisch geguckt hat, und dass dein Leben viel besser wäre, wenn du ein hübscheres Gesicht hättest oder dass dein Partner dich nicht
liebt. Die Stimme in deinem Kopf sorgt dafür, dass du beim Spielen mit deinen Kindern an die To-Do-Liste denkst oder beim Einschlafen an die nächste Präsidentschaftswahl in den USA. Kurz: Sie lenkt dich ständig von der Wirklichkeit ab und spielt dir eine Welt vor, die von deinen Sorgen, Ängsten und Wünschen bewohnt ist.
All das wirft eine Frage auf, die nur scheinbar simpel ist: Wieso kannst du dieses Gequassel nicht einfach abstellen, wenn es doch deine eigenen Gedanken und Gefühle sind? Wer ist eigentlich Herr:in deines Geistes? Man kann mit dieser Frage in ziemliche philosophische Tiefen hinabsteigen. Aber für den Anfang reicht diese Erkenntnis: Ein untrainierter Geist macht, was er will. In asiatischen Kulturen nennt man das „Monkey Mind“: Wir springen von Gedanke zu Gedanke, wie ein Affe von Baum zu Baum.

Das ist nicht sehr schmeichelhaft. Aber es kommt mir irgendwie bekannt vor.

Wie sehr Menschen unter ihren Gedanken leiden, wird klar, wenn man sich einen Versuch von Psycholog:innen der Universität von Virginia in Charlottesville (USA) ansieht. Die Probanden sollten 15 Minuten lang in einem nüchternen Raum sitzen und sich im Geist mit einem Thema ihrer Wahl beschäftigen. Nur aufstehen oder einschlafen durften sie nicht. Sie konnten sich aber per Knopfdruck einen unangenehmen, aber ungefährlichen Elektroschock verpassen. Zwei Drittel der Männer und ein Viertel der Frauen drückten lieber den Knopf, als mit ihren Gedanken allein zu sein. Ein Proband verpasste sich sogar 190-mal einen Schock. „Der dafür untrainierte Geist beschäftigt sich nicht gerne mit sich selbst“, schrieben die Forscher:innen.

Na schön, ich bin neugierig. Dann erkläre mir jetzt doch mal, wie Meditieren geht.

Wenn du „Meditation“ hörst, denkst du wahrscheinlich an sowas, oder? :

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Solche Bilder sind leider … irreführend.

Wie meinst du das?

Meditieren passiert nicht immer im Sitzen und ist auch nicht immer entspannend. Es kann sogar verdammt anstrengend sein, vor allem am Anfang. Wie Muskelaufbau ist Meditation eine Fähigkeit, die man sich allmählich erarbeitet. Wie das Training dafür aussieht, hängt von der Methode ab. Sie wird seit tausenden Jahren in allen möglichen Variationen in vielen verschiedenen Traditionen praktiziert. Sufis, islamische Mystiker also, wirbeln dabei im Kreis, katholische Mönche beten Rosenkränze. Im Hinduismus, Buddhismus und der alten indischen Religion des Jainismus ist das höchste Ziel von Meditation Nirwana, auch Erleuchtung genannt. Im Christenum, Judentum und Islam geht es um eine unmittelbare Erfahrung des Göttlichen.

Danke, ich will gar nicht eins mit Gott oder dem Universum sein. Ein bisschen weniger Stress würde mir erstmal reichen.

Ich wollte auch nur darauf hinweisen, warum Meditation so vielfältig ist und so viele Begriffe herumschwirren, wenn du den Begriff googelst. Achtsamkeit, Vipassana, Zen, MBSR, Mantren, Transzendentale Meditation … es ist ein Dschungel da draußen, und man kann dort wilde Dinge erleben. Es geht aber auch viel einfacher.

Ich bitte darum.

Eine gute Aufteilung sind die beiden Kategorien „konzentrierte“ und „offene Meditation“. Bei der ersten Form geht es darum, dass du dich auf ein bestimmtes Objekt konzentrierst: Auf deinen Atem, auf eine Kerze, auf ein Wort oder auch das Bild einer tibetischen Gottheit. Bei der zweiten Form tust du das Gegenteil: Statt deine Aufmerksamkeit gezielt auf ein Objekt zu richten, lässt du alles, was in deinem Geist auftaucht, vorbeiziehen, ohne ihm besondere Aufmerksamkeit zu schenken oder es zu bewerten. Viele Meditationen verwenden auch beide Elemente, Konzentration und Offenheit.

Wie soll denn das gehen?

Ich weiß, es klingt paradox, aber es ist tatsächlich möglich. Hier ein Beispiel für eine einfache Meditation, die beide Elemente verbindet: Erstens, du setzt dich hin, gerne mit gekreuzten Beinen, aber ein Stuhl geht auch, Hauptsache, dein Rücken ist gerade.
Du kannst dich auch hinlegen, aber gerade als Anfänger:in schläfst du dann wahrscheinlich ein. Deine Körperhaltung sollte ein klein wenig gespannt sein, aber nicht verkrampft. Mache die Augen zu oder lass sie offen, wahrscheinlich fällt es dir mit geschlossenen Augen leichter. Zweitens, du richtest deine Aufmerksamkeit auf deinen Atem – darauf, wie die Luft durch deine Nasenlöcher ein- und ausströmt. Du brauchst mit deinem Atem nichts Besonderes anstellen, atme einfach normal und beobachte das Ein- und Ausatmen. Wenn Gedanken oder Gefühle dich ablenken wollen – was definitiv passieren wird – ist das nicht schlimm: Lass sie vorbeiziehen, ohne sie zu bewerten oder zu analysieren, und komme zum Atem zurück. Das Ziel ist nicht, die Gedanken loszuwerden, sondern, nicht auf sie zu reagieren. Hier ein hübsches Bild dafür: Der Atem ist der Anker, der dir hilft, die Aufmerksamkeit zu halten, dein Geist ist offen wie das Meer.

Siehst du, genau das ist es, was mich an der Sprache der Meditation so nervt. Es klingt immer nach einem Spruch, den man in einem Glückskeks findet.

Verstehe ich, aber diese Bilder können manchmal hilfreich sein. Mit der Zeit braucht man sie nicht mehr, du brauchst dann noch nicht einmal mehr den Fokus auf deinem Atem. Das ist das Schöne am Meditieren: Du kannst ein irres Brimborium drumrum machen, mit Räucherstäbchen und Gottheiten und Gewändern, es geht aber auch total minimalistisch.

Okay. Sagen wir, ich mache das jetzt jeden Tag, was passiert dann?

Es gibt ein wichtiges buddhistisches Werk, das „Visuddhimagga“, in dem das gut erklärt wird.

Ernsthaft?

Ja, es gilt als eine Art Gebrauchsanweisung zum Meditieren. Es stammt aus dem 5. Jahrhundert nach Christus und, keine Sorge, du musst das nicht lesen, wenn du Meditieren lernen willst. Ich erwähne es, weil es sehr genau die verschiedenen Stufen beschreibt, die man beim Meditieren mit zunehmender Übung erreichen kann. Ich fasse das mal ganz grob zusammen: Am Anfang steht die Konzentration auf ein Objekt, zum Beispiel auf den Atem. Als Anfänger:in wird dir das wahrscheinlich ziemlich schwerfallen. Allmählich wird es leichter, die Konzentration zu halten und die Gedanken lenken dich weniger oder gar nicht mehr ab. An diesem Punkt tauchen oft Gefühle von Freude und Frieden auf, der Körper fühlt sich leicht an. Je besser deine Konzentration wird, desto weniger lenken dich Gedanken ab, bis sie schließlich komplett still werden. Die positiven Gefühle wiederum verstärken sich, bis hin zu intensiven Glücksgefühlen. Letztlich verschwinden diese auch und Zustände vollkommener Gleichmut und Konzentration tauchen auf.

Wow! Mit welcher Meditation kriege ich das am besten und schnellsten hin?

Schnell kriegst du das gar nicht hin, tut mir leid. Meditieren braucht Übung und Beharrlichkeit und die fortgeschrittenen Stufen erreichen nur diejenigen, die wirklich ausdauernd und über Jahre und Jahrzehnte praktizieren. Auch hier ist Meditation wie Sport: Die meisten Menschen bleiben Amateur:innen, nur einige bringen es zu olympischen Leistungen. Die gute Nachricht: Du brauchst kein besonderes Talent dafür. Nicht jeder ist gut im Stabhochsprung, aber (fast) jeder kann meditieren.

Das ist beruhigend, aber wie sieht es denn nun mit wissenschaftlichen Belegen über die Wirkung aus?

Es gibt dazu mittlerweile tausende Studien – aber viele davon sind nicht wirklich aussagekräftig. Was unter anderem daran liegt, dass es keine eindeutige Definition dessen gibt, was Meditation überhaupt ist. Eine große Frage ist auch, wie lange Studienteilnehmer:innen meditieren müssten, um die Wirkung beurteilen zu können. Auch liefert es oft verzerrte Ergebnisse, wenn man Studienteilnehmer:innen bittet, über ihr eigenes Verhalten und ihre Gefühle zu berichten. Besser ist es, Herzfrequenzen und Gehirnaktivitäten zu messen. Das passiert aber längst nicht in allen Studien.
Der beste Überblick über die Wirkung von Meditation, den ich gefunden habe, ist das Buch „Altered Traits“ von Daniel Goleman und Richard Davidson. Goleman ist Wissenschaftsjournalist, Davidson Neurowissenschaftler.
Vielleicht kennst du die berühmten Bilder von Mönchen, die vor einem MRT-Gerät sitzen. Viele davon stammen aus Davidsons Labor an der University of Wisconsin-Madison (USA). Davidson hat schon einige Mönche in die Röhre geschoben. Für das Buch haben die Autoren über 6.000 wissenschaftliche Studien zur Meditation betrachtet und davon 60 ausgewählt, von denen sie glauben, dass sie den höchsten methodologischen Standards entsprechen (Stand: 2016). Für folgende Wirkungen sehen sie Belege:

Stress:
Die Aktivität der Amygdala, einer Hirnregion, die für psychische und körperliche Reaktionen auf stress- und angstauslösende Situationen wichtig ist, scheint durch Achtsamkeitstrainings gedämpft zu werden. Und zwar nicht nur während der Meditation, sondern auch anschließend. Meditierende reagieren nicht nur weniger gestresst, sondern erholten sich auch schneller davon. Mehr tägliche Praxis scheint diesen Effekt zu verstärken.

Mitgefühl:
Menschen, die „Loving Kindness“-Meditation praktizierten – Ziel ist, eine liebevolle Haltung gegenüber allen fühlenden Wesen einzunehmen – schnitten bei Tests, die unbewusste Vorurteile zum Beispiel in Bezug auf Hautfarben überprüfen, nach sechs Wochen Übung besser ab. Diese Meditation aktiviert demnach im Gehirn Schaltkreise für positive Gefühle und Liebe und solche, die das Leiden anderer registrieren. Sie erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen mitfühlend handeln.

Aufmerksamkeit:
Meditation kann die Aufmerksamkeit neu schulen.
Zehn Minuten Achtsamkeitsmeditation etwa stellen deine Konzentration wieder her, wenn du dich im Multitasking verloren hast. Meditation hat auch eine Wirkung in Bezug auf das sogenannte „Aufmerksamkeitsblinzeln“: Das ist ein kognitives Phänomen, das auftritt, wenn mehrere wichtige Ereignisse nacheinander passieren und wir von dem ersten so gefangen sind, dass wir das zweite nicht wahrnehmen, beim Autofahren zum Beispiel.

Schmerzen:
Meditation lindert nicht den Schmerz selbst, kann aber die Wahrnehmung von Schmerz ändern. Erfahrene Meditierende können Schmerz besser aushalten und reagieren darauf weniger gestresst. Man kann das als den Unterschied zwischen Schmerz und Leiden bezeichnen: Schmerz lässt sich nicht verhindern, aber die Reaktion darauf lässt sich beeinflussen.

Depressionen:
Achtsamkeitsmeditationen können bei manchen Patient:innen Depressionen und Angst lindern, und zwar ähnlich gut wie Medikamente.

Gehirnalterung:
Dazu ist noch mehr Forschung nötig, aber es gibt ein paar interessante Ergebnisse. Bei jedem Menschen schrumpft das Gehirn mit dem Alter und die geistige Leistungsfähigkeit nimmt ab.
Diese Studie etwa kam zu dem Ergebnis, dass Meditation diese Schrumpfung verlangsamen könnte. Im Alter von fünfzig Jahren waren die Gehirne langjähriger Meditierender um 7,5 Jahre „jünger“ im Vergleich zu den Gehirnen gleichaltriger Nichtmeditierender.

Fazit: Es gibt vielversprechende Ergebnisse, aber auf Basis der bis jetzt vorhandenen Daten kann man Meditation nicht als das wundersame Allheilmittel bezeichnen, als das sie gerne verkauft wird.

Wie lange muss ich denn meditieren, damit ich etwas davon habe?

Also, Yuval Harari, bekannter israelischer Historiker und Universalgenie, meditiert zum Beispiel zwei Stunden am Tag mit der buddhistischen Vipassana-Meditation. Er sagt, ohne diese Praxis hätte er seine Bestseller nicht schreiben können. Wenn du also ambitioniert bist …

Vergiss es. Schon mal von Job und Kindern gehört?

Die gute Nachricht ist, dass selbst wenige Minuten Meditation am Tag schon Ergebnisse bringen können. Fünf bis zehn Minuten am Tag reichen für den Einstieg. Du kannst auch im Bus oder im Zug meditieren oder im Bett vor dem Einschlafen. Klar, du wirst damit nicht die gleichen Resultate wie Yogi:nis haben, die jahrelang in Höhlen im Himalaya meditieren. Aber wenn du deine Konzentration, Aufmerksamkeit und deine körperlichen und psychischen Reaktionen auf Stress verbessern willst, reichen kürzere Meditationen allemal.

Was sieht man denn jetzt, wenn man Mönche in Magnetresonanztomographen schiebt?

Im Hirnforschungslabor von Richard Davidson haben sich mittlerweile 21 buddhistische Mönche untersuchen lassen, alles Meditationsprofis, die in ihrem Leben bereits mehr als 10.000 Stunden meditiert haben. Die Ergebnisse der Versuche waren für die Forscher:innen sehr überraschend: Die Aktivität im linken Stirnhirn war bei den Mönchen sehr viel höher als bei Nicht-Buddhisten, die zum Vergleich getestet wurden. Dieses Hirnareal scheint negative Gefühle in Schach zu halten – was für die Heiterkeit und Gemütsruhe sorgen könnte, die viele Buddhist:innen auszeichnet.

Hm. Stimmt es eigentlich, dass Meditieren das Bewusstsein erweitert?

Es kommt darauf an, was du darunter verstehst. Wenn du Meditation intensiver und dauerhaft praktizierst, wirst du früher oder später wahrscheinlich ungewöhnliche Bewusstseinszustände erleben: intensive Liebe oder das Gefühl, das dein Selbst sich auflöst oder auch einfach abgefahrene körperliche Empfindungen. In meinem ersten zehntägigen Meditationsseminar hatte ich nach drei Tagen zum Beispiel das deutliche
Gefühl, dass mein Gesicht schmilzt. In traditionellen Kontexten wird man immer darauf hingewiesen, dass diese Zustände nicht wichtig sind, sondern quasi Nebenwirkungen seien. Als wichtig gelten die Erkenntnisse, die daraus entstehen können. Vielleicht ist man zum Beispiel etwas weniger selbstzentriert, wenn man einmal allumfassende Liebe gespürt hat.
Der US-amerikanische Moralpsychologe Jonathan Haidt hat sich intensiv mit „selbsttranszendenten“ Emotionen beschäftigt, also Gefühlen, bei denen Menschen in irgendeiner Form über ihr alltägliches Selbst hinauswachsen. Das kann beim Meditieren passieren, aber auch in der Natur oder unter Drogeneinfluss. Haidt glaubt, dass Menschen, die Erfahrungen von Transzendenz machen, danach tendenziell ethischer handeln.

Kann Meditation mir eigentlich auch schaden?

Gut, dass du das ansprichst. Es gibt eine systematische Übersichtsarbeit dazu, für die ein Forscherteam 55 relevante Studien ausgewertet hat. Sie fanden heraus, dass etwa acht Prozent der Menschen, die Meditation ausprobieren, eine unerwünschte Wirkung erleben, von Angst bis hin zu Panikattacken. Meditation ist also – anders, als der Hype behauptet – nicht für alle Menschen geeignet oder gut. Gerade Menschen mit psychischen Problemen sollten Meditation besser im Rahmen eines Therapieprogramms praktizieren.

Ich muss sagen, dass ich diesen Hype sowieso ziemlich schlimm und peinlich finde.

Sehe ich eigentlich auch so. Schon mal von McMindfulness gehört?

Das klingt wie ein Burger, den ich auf keinen Fall essen will.

Fast. McMindfulness ist ein Begriff, der beschreibt, was passiert ist, als Meditation aus ihren traditionellen Kontexten gelöst wurde. Bekannt wurde der Begriff durch diesen Artikel. Er bringt das Problem ziemlich gut auf den Punkt: Einerseits ist Meditation jetzt auch für Menschen zugänglich, die kein Interesse an Spiritualität und Esoterik haben. Andererseits sind die philosophischen Fragen und ethischen Richtlinien, die traditionell zu meditativen Praktiken gehören, damit auch gleich weggefallen. Genauso wie ihr tieferer Sinn. Die Tatsache also, dass es beim Meditieren letztlich nicht um Entspannung und bessere Performance geht, sondern um Selbsterkenntnis und ein mitfühlenderes Verhalten in der Welt. Das Wort „Buddha“ heißt übersetzt nicht „der Tiefenentspannte“, sondern „der Erwachte“. Wenn Unternehmen ihren gestressten, unzufriedenen Mitarbeitern Meditation anbieten, tun sie das, damit ihre Mitarbeiter:innen besser funktionieren, meinen die McMindfulness-Kritiker:innen. Damit sie nicht das System infrage stellen, das sie gestresst und unzufrieden macht.

Opium fürs Volk, was?

Ja, es erinnert schon daran.

Ich habe noch ein paar praktische Fragen, aber ich kann mich langsam echt nicht mehr konzentrieren. Lass uns eine Blitzrunde machen: Zehn schnelle Fragen und ganz konkrete Antworten. Deal?

Okay, schieß los.

Was ist, wenn ich mich beim Meditieren langweile?

„Langeweile ist nur ein Mangel an Aufmerksamkeit“, hat mein Vater mir mal
gesagt. Und es stimmt wirklich: Wenn du dich wirklich auf etwas konzentrierst, ist es nicht langweilig. Ein Tipp dazu: Gehe mit Neugier an die Sache ran, nicht mit verkrampftem Ehrgeiz.

Was, wenn ich einschlafe?

Das ist eine Frage der Gewohnheit: Wenn du die Augen schließt und dich entspannst, denkt dein Gehirn: „Aha, wir gehen jetzt schlafen.“ Deswegen ist es wichtig, dass du es dir beim Meditieren nicht zu gemütlich machst: Ein bisschen Körperspannung solltest du haben. Mit der Zeit wirst du beim Meditieren weniger müde werden.

Wenn ich mich zum Meditieren hinsetze, werden meine Gedanken nicht still sondern noch viel lauter.

Das ist normal und eigentlich gar kein schlechtes Zeichen. Oft ist es so, dass Anfänger ihre Gedanken weniger bewusst wahrnehmen und deshalb auch nicht so sehr davon gestört werden. Wer schon etwas mehr Übung hat, bemerkt auch seine Gedanken und Gefühle mehr. Mit noch mehr Übung beruhigen sie sich dann – oder stören zumindest weniger.

Nervt es nicht, sich den eigenen Gedankenmustern so sehr auszuliefern?

Das nervt total. Das ist ja das Ding. Unsere Köpfe dudeln den ganzen Tag vor sich hin wie kaputte Radios. Meditation macht daraus im Idealfall Hintergrundmusik – und stellt das Radio manchmal sogar ganz ab.

Was tue ich, wenn ich mich überhaupt nicht konzentrieren kann?

Dazu nochmal ein Zitat von Dan Harris:
„Ich kann es nicht oft genug sagen: Das Ziel ist nicht, den Kopf frei zu bekommen, sondern sich zu konzentrieren – für ein paar Nanosekunden am Stück, und wenn du abgelenkt wirst, fängst du einfach wieder an. Sich zu verlieren und neu anzufangen, ist kein Versagen bei der Meditation, sondern Erfolg.“
Stell es dir wie Gymnastik fürs Hirn vor: Jedes Mal, wenn du die Aufmerksamkeit zum Objekt deiner Konzentration zurückbringst, machst du eine mentale Kniebeuge.

Ich fühle mich beim Meditieren nicht besser oder entspannter. Was mache ich falsch?

Nichts! Meditation ist kein mentales Schaumbad, mit dem man sich so richtig verwöhnt, sondern ein Gehirntraining. Es geht nicht darum, einen bestimmten Zustand zu erreichen, sondern darum, dass du die Übung machst.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Meditation und Flow oder einem sogenannten High beim Sport?

Flow ist ein besonderer Zustand, ein High beim Sport ebenfalls. Meditation ist kein Zustand, sondern eine Praxis, die im Idealfall eine langfristige Wirkung hat. Goleman und Davidson unterscheiden zwischen „Altered States“ und „Altered Traits“: Mit „Altered States“ sind außergewöhnliche, vorübergehende Bewusstseinszustände gemeint. „Altered Traits“ sind nachhaltige Wirkungen, die bleiben.

Wie schafft man es, nicht in die Selbstoptimierungsfalle zu gehen?

Meditation hat dafür eigentlich einen eingebauten Abwehrmechanismus.
Denn beim Meditieren werden dir wahrscheinlich keine der Strategien helfen, die du gewohnt bist. Sagen wir, du willst unbedingt einen Zustand erreichen, in dem du innere Ruhe empfindest: Je mehr du dich darauf versteifst, desto weniger wirst du es hinkriegen. Jede Form von Verkrampftheit und Überambitioniertheit beim Meditieren ist kontraproduktiv. Ein wirksames Gegenmittel gegen McMindfulness sind Mitgefühlsmeditationen wie die buddhistische Metta-Meditation. Es ist ziemlich schwierig, ein egozentrisches Arschloch zu sein, wenn man eine liebevolle, wohlwollende Haltung gegenüber der Welt und allen fühlenden Wesen übt.

Was ist mit geführten Meditationen?

Das ist Geschmackssache. Manchen Menschen hilft es, wenn sie eine Stimme beim Meditieren führt, andere nervt es ohne Ende. Wichtig ist, dass eine Meditation immer ein aktives Handeln von dir fordert, selbst wenn du nur konzentriert nichts tust. Tracks mit Wasserrauschen oder Vogelgezwitscher sind keine Meditation.

Sind längere Meditationen besser?

Grundsätzlich ist es wie bei allem, was man lernt: Wer mehr übt, hat bessere Ergebnisse. Wichtiger als die Dauer ist jedoch Regelmäßigkeit. Es bringt mehr, zehn Minuten am Tag zu meditieren als einmal im Monat eine Stunde.

Okay, jetzt möchte ich das ausprobieren. Aber mit welcher Meditation soll ich anfangen?

Versuchen wir es mal so. Ich gebe dir eine Typologie. Sagen wir, du bist eher so der Typ Skeptiker.

Hm. Ja. Da sehe ich mich.

Was du willst, sind unkomplizierte meditative Praktiken – möglichst ohne esoterisches Beiwerk. Dazu passt z. B. MBSR. Die Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion kombiniert Elemente aus buddhistischen Meditationspraktiken mit Yoga und körpertherapeutischen Methoden. Sie wird seit Jahren in klinischen und therapeutischen Kontexten angewendet und erforscht.
Oder Vipassana, das ist eine der ältesten bekannten Meditationsformen aus dem Theravada-Buddhismus. Die klassische Art, das zu lernen, ist ein Zehn-Tage-Schweigeseminar. Das ist aber auch ein bisschen Hardcore. Oder du kaufst dir ein Buch. Allerdings, Meditation aus Büchern zu lernen, ist schwierig, ein bisschen wie
Trockenschwimmen.

Uff. Kann ich mir nicht einfach eine App runterladen?

Okay, dann bist du mehr so der Typ Selbstoptimierer. Du willst Übungen, die deine Konzentration verbessern, dein Stresslevel senken und für die du nicht mehr als ein Handy brauchst. Dann bist du der Kandidat für eine gute App.
Einige gute Apps sind Headspace, 7Mind und Calm. Alle drei Apps gibt es auf Deutsch.


Ganz ehrlich, ich habe einfach keine Lust zum Stillsitzen und es klingt auch total langweilig. Gibt es nicht was Lustigeres?


Ah, der Typ Partymaus. Hast du die berühmte amerikanische Dokuserie „Wild Wild Country“ auf Netflix gesehen? Darin geht es um den Guru Bhagwan Shree Rajneesh, der später Osho hieß, ein ziemlich umstrittener, exzentrischer Typ. Er hat eine ganze Reihe dynamischer Meditationsformen erfunden, bei denen die Leute tanzen, summen, sich drehen oder schütteln und manchmal schreien.


Hm, wenn ich es mir recht überlege, hätte ich es doch lieber klassisch.


Dann fällst du vielleicht in die Gruppe der Traditionalist:innen: Du willst Meditation in ihrem ursprünglichen Kontext erleben, zusammen mit der dazugehörigen Philosophie, den Regeln für Lebensstil und einer Gemeinschaft von Menschen. Mein Tipp: Finde ein buddhistisches Zentrum in deiner Nähe, das dir sympathisch ist. Buddhismus hat religiöse Aspekte, aber man kann ihn auch säkular praktizieren. Wenn du kein Problem mit Gott oder Göttinnen hast, kannst du auch christliche, jüdische, muslimische und natürlich hinduistische Meditationen ausprobieren – wo Religion ist, wirst du auch Meditation finden. Oder du suchst dir eine:n Lehrer:in ohne Verbindung zu einer einzelnen Schule. Dazu eine Empfehlung auszusprechen, ist schwer, das ist eine Sympathiefrage und es gibt große Qualitätsunterschiede in dem, was sie lehren. Bekannt und populär sind z. B. Thich Nhat Hanh, Eckhart 
Tolle, Rupert Spira oder Byron Katie.

Ach Mensch, ich mag mich gar nicht festlegen!


Typ Einhorn, ja? Dann probiere doch alles aus, du funkelndes Wesen.

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Führungsqualität so so la la

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In der Schweiz möchte in absehbarer Zeit ein Viertel aller Angestellten die Stelle wechseln!
Die Arbeit gefällt zwar – aber dem Chef, der Chefin fehlt es an Führungsqualitäten.
In einer PWC-Studie werden insbesondere der Mangel an Fairness, menschlicher Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit und Ehrlichkeit beklagt.

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Emotionsprofil

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Benutzerprofil, Bewegungsprofil, Kundenprofil, Täterprofil, Kompetenzprofil…
Von all dem haben wir alle wohl schon mal gehört. Aber „Emotionsprofil“?!

Prof. David Richardson definiert das Emotionsprofil – oder den „Emotionalen Stil“ – als die Art und Weise, wie wir immer wieder auf Ereignisse reagieren, die für uns emotional bedeutsam sind.
Er ist Psychologe und Hirnforscher, gründete das Center for Healthy Minds an der University of Wisconsin in Madison und ist forschender Direktor am Waisman Center für Neuroimaging.

Dort schaut er gerne hinter die Stirn von meditierenden Mönchen.
Ihn interessiert, wie man Gefühle in neue Bahnen lenken kann.
Er ist mittlerweile überzeugt: »Der Spielraum ist größer als gedacht.«
Und da kommt schon bald mal die Meditation ins Spiel.

Dieser Blog-Beitrag erspart Ihnen viel Zeit!

Die Sammlung einiger gekürzter Auszüge aus verschiedenen Interviews vermitteln Ihnen eine Idee, was dieser Mann über den Umgang mit Gefühlen und über Meditation zu sagen hat.

2006 listete das »Time Magazine« Richardson aufgrund seiner bahnbrechenden Arbeiten unter den 100 einflussreichsten Menschen der Welt.

Was bestimmt das Emotionsprofil?

Wie bei allen komplexen Verhaltensweisen ist es ein Produkt von Genen und Umwelt.
Der Anteil der Erbanlagen erklärt, weshalb man schon früh bestimmte elementare Formen des emotionalen Stils beobachten kann.
Zum Beispiel bei der Resilienz, also der Leichtigkeit, mit der wir eine Belastung bewältigen. Neugeborene reagieren nicht alle gleich, wenn sie Hunger oder Bauchschmerzen haben. Manche quengeln deshalb lange, während sich andere schnell beruhigen.
Dieser frühe Vorläufer der Resilienz entwickelt sich später zu einer reiferen Form.
Die äußeren Einflüsse, vor allem die frühen Erfahrungen, sind aber sehr bedeutsam.
Und genetisch vorbelastet zu sein, bedeutet nicht, dass eine Veränderung unmöglich wäre! Im Gegenteil: Das emotionale Profil lässt sich durch Training verändern.

Wozu seinen emotionalen Stil ändern?

Man kann sein Wohlbefinden steigern.
Es geht aber nicht darum, permanent glücklich zu sein: Man kann sehr zufrieden und doch zuweilen traurig sein. Manchmal ist das auch angemessen, zum Beispiel wenn wir um einen Verstorbenen trauern.
Aber wir alle kennen von uns auch emotionale Reaktionen, mit denen wir nicht glücklich sind und die wir gerne ändern würden.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Es geht nicht darum, einen optimalen emotionalen Stil zu definieren.

Manche Merkmale machen uns das Leben leichter, wie Resilienz oder eine positive emotionale Grundhaltung.

Es gibt aber auch viele kreative und faszinierende Menschen, die sehr empfindlich sind und dazu stehen.
Das Wichtigste ist, ehrlich Bilanz zu ziehen: Leide ich unter meinen Eigenheiten? Beeinträchtigen sie mein Privat- oder Berufsleben? In dem Fall kann es helfen, sich zu ändern.

Die „Arbeit“ am eigenen emotionalen Stil trägt dazu bei, sich insgesamt besser – und mehr im Einklang damit zu fühlen, wie man sein möchte.
Das ist wichtig wenn man weiss, dass es eine empirisch belegte Verbindung gibt zwischen unserem psychischen Wohlbefinden und unserer körperlichen Gesundheit.

Doch auch hier gilt: Es ist schwierig, daraus einen optimalen Stil abzuleiten.
Man könnte meinen, dass es nützlich wäre, ein gutes soziales Gespür zu haben: Es hilft, Beziehungen aufzubauen. Denn zahlreiche Studien belegen, dass wir Stresshormone ausschütten, wenn wir viel allein sind.
Dabei handelt es sich jedoch ebenfalls nur um Durchschnittswerte, und keine Studie hat sich mit den Menschen befasst, die sich allein sehr wohl fühlen.
Alleinsein hat für sie wahrscheinlich keine gesundheitlichen Nachteile. Alles hängt davon ab, wie wir selbst uns damit fühlen.

Gibt es wissenschaftliche Daten, die beweisen, dass man sich wirklich ändern kann?

Die besten Belege dafür, dass wir unseren emotionalen Stil ändern können, stammen aus Studien über Meditationspraktiken.
Eines der Merkmale ist zum Beispiel die Aufmerksamkeit, das Konzentrationsvermögen.
Wie mehr als 100 solide Forschungsarbeiten zeigen, können wir uns darin verbessern, – wir können lernen, uns weniger leicht ablenken zu lassen.
Und zahlreichen anderen Arbeiten zufolge mindern Konzentrationsprobleme das Wohlbefinden.

Offenbar ist es demnach durchaus möglich, den Geist zu trainieren und damit den emotionalen Stil zu verändern und Wohlbefinden zu fördern.
Die Studien zeigen auch, dass man sich mit Meditation und anderen Techniken entwickeln kann. Die besten Ergebnisse erzielt man für Resilienz und positive Emotionen.

„Techniken“?

Einige Übungen sind inspiriert durch traditionelle Meditationspraktiken, aber umgewandelt in nichtreligiöse Formen.
Um die Aufmerksamkeit zu trainieren, kann man sich etwa auf den Atem konzentrieren und jedes Einatmen und Ausatmen bewusst erleben.
Jedes Mal, wenn die Gedanken abdriften, lenkt man sie wieder auf den Atem zurück.

Wer lieber an seinen positiven Gefühlen arbeiten möchte, sollte Praktiken der Güte und des Mitgefühls einüben.
Beispiel: Denken Sie an jemanden, den Sie mögen, einen Freund oder ein Familienmitglied. Stellen Sie sich diesen Menschen in einer schwierigen Phase seines Lebens vor und formulieren Sie den Wunsch, dass er von diesen Problemen befreit werden möge. Dazu können Sie in Gedanken einen einfachen Satz wiederholen: »Möge er frei von Leid sein.« Dann erweitern Sie den Wunsch schrittweise auf andere Personen.

Wie genau wirken diese Techniken?

Es konnte beobachtet werden, dass dieses mentale Training die Funktionsweise und die Struktur des Gehirns verändert, besonders in den Regionen, die den verschiedenen Emotionsdimensionen zu Grunde liegen.

Reset Seminar Muzio

Mönch im Hirnscanner | Richard Davidson (Mitte) und seine Kollegen Michael Anderle (links) und Antoine Lutz (rechts) bereiten den buddhistischen Mönch Matthieu Ricard 2008 für eine Untersuchung im Magnetresonanztomografen des Waisman Center an der University of Wisconsin-Madison vor.

Dazu wurdenVersuchspersonen vor und nach dem Einüben der Techniken im Magnetresonanztomografen untersucht.
Die Praktiken für Güte und Mitgefühl etwa wirkten sich auf mehrere neuronale Schaltkreise aus, die für das Erleben positiver Gefühle entscheidend sind. Sie fördern vor allem Verbindungen zwischen dem Stirnhirn und dem Nucleus accumbens, dem Zentrum für Motivation und Freude.
Und das nach nur sieben Stunden Training verteilt über zwei Wochen. Dementsprechend kann das Stirnhirn die Aktivität des Belohnungszentrums mehr unterstützen und so die positiven Emotionen andauern lassen.

Welche anderen Techniken – neben der Meditation – verändern den emotionalen Stil?

Einige Übungen stammen aus bewährten Behandlungsmethoden wie der kognitiven Therapie.
Das Prinzip ist, über negative Ereignisse anders denken zu lernen.
Wenn jemand etwa immer sich selbst die Schuld gibt, bringt man ihm bei, äußere Faktoren zu erkennen, die ebenfalls eine Rolle spielen. Das nennt man kognitive Neubewertung.

Mehrere Studien belegen, dass dieses Training Veränderungen im Gehirn bewirkt. Letztlich kann man damit zwei Achsen des emotionalen Stils weiterentwickeln: Perspektive und Resilienz.

Wie groß sind die möglichen Veränderungen? Sind sie bedeutsam?

Lange Zeit glaubte man, das Gehirn könne sich nur wenig verändern. Aber mehrere neue Experimente haben gezeigt, dass der Spielraum größer ist als gedacht.
Wenn man das Gehirn von Versuchspersonen betrachtet, die Zehntausende von Stunden meditiert haben, sieht man enorme Unterschiede zu den Kontrollprobanden.
Natürlich haben diese Menschen, oft buddhistische Mönche, ein ungewöhnliches Leben geführt; wir können also nicht mit Sicherheit sagen, dass die Meditation die beobachteten Unterschiede tatsächlich verursacht.

»Wenn Sie wenig üben, ändert sich nur wenig, aber wenn Sie oft und lange üben, verändern Sie sich sehr«

Doch andere Forschungsarbeiten, bei denen man das Gehirn von Meditationsnovizen vor und nach einer gewissen Meditationsdauer untersucht hat, vervollständigen das Bild: Das Ausmaß der Veränderung hängt von der Intensität des Trainings ab. Wenig üben, wenig Änderung, – oft und lange üben, grosse Veränderung.

Reset Seminar Muzio

„Meditation“, eine Präzisierung

Es geht nicht darum, „den Kopf zu leeren“, wie man oft hört, sondern darum, die Gedanken zur Ruhe zu bringen.
In der Meditation fällt alles an seinen Platz zurück, der Geist wird wieder frisch und aufmerksam, das Herz wärmt sich und man verbindet sich mit der Welt, die uns umgibt.
Meditation erlaubt empathische Anteilnahme. Kein Mitleid, das uns schwächt, sondern Mitgefühl, auf englisch: «compassion».

Wie findet ein Neurowissenschaftler zur Meditation?

„Mich hat von jungen Jahren an die Frage beschäftigt, warum einige Menschen sehr verletzlich sind und andere enorm widerstandsfähig.
Die Wissenschaft hat sich lange Zeit stark auf die negative Abweichung von der Norm konzentriert. Meine erste Begegnung mit dem Dalai Lama im Jahr 1992 war für mich ein Schlüsselmoment.
Er sagte zu mir: «Du brauchst die Instrumente der modernen Neurowissenschaft, um Angststörungen und Depressionen zu erforschen. Warum nutzt du diese Werkzeuge nicht, um positive Qualitäten wie Güte und Mitgefühl zu untersuchen?»

Ich hatte keine Antwort auf diese Frage, und so wurde sie zum Weckruf und Leitstern für mich.
Ein naheliegender nächster Schritt war, das Gehirn von Menschen zu untersuchen, die seit Jahrzehnten regelmässig meditieren. So begannen wir unsere Arbeit mit tibetischen Mönchen.“

Die Erkenntnisse:

„Zum einen verändern sich manche Gehirnareale während des Meditierens, was wenig überraschend war.
Darüber hinaus zeigten die Kernspintomografieaufnahmen aber auch, dass Menschen mit ausgedehnter Meditationserfahrung anders auf negative Impulse von aussen reagieren als solche ohne Meditationserfahrung.
Sie taten sich wesentlich leichter mit der Emotionsregulierung und legten ein wesentlich empathischeres Verhalten an den Tag.“

Was lässt sich daraus schliessen?

„Die Befunde waren dramatisch und brachten mich zum Schluss:
Unser Gehirn ist formbar, wenn wir es trainieren.
Wohlbefinden ist kein zufälliger Zustand, sondern eine Fähigkeit, die wir uns aneignen können.
Wir können uns also beibringen, glücklich, widerstandsfähig, empathisch und in Balance zu sein.“

Ist es nicht die Begeisterung, die die gewünschten Resultate finden lässt?

„Es ist gut, dass kritisch hingeschaut wird. Die Disziplin ist jung, wir haben es also mit jungem Datenmaterial zu tun.
Wir wissen heute, dass Meditation kurz- und langfristig unser Gehirn verändert – diese Erkenntnis ist mit über 100 Studien sehr solide abgesichert; wie genau das geschieht, verstehen wir erst allmählich.
Darin liegt ein immenses Potenzial – für die Therapie von Krankheiten, für die Arbeit mit aggressiven Jugendlichen. Für unsere Gesellschaft, die das Ego und den Besitz so stark gewichtet und in der es so dramatisch an Güte und Mitgefühl mangelt.
Ich will meine verbleibende Lebenszeit ganz dafür einsetzen, das Wissen in diesem Bereich zu vertiefen und in die Welt zu bringen.
Das alleine tun zu wollen wäre das eine «mission impossible», zum Glück unterstützen mich über 100 Mitarbeiter am Centre for Healthy Minds.“

Wie geht’s weiter?

Ich wünsche mir einen Austausch zur Frage, wie wir dieses Wissen teilen und Meditation im Alltag vieler Menschen verankern können.
Ich war mehrmals Gastredner am World Economic Forum, aber das reicht nicht aus, um etwas zu verändern.
Wir arbeiten intensiv an digitalen Angeboten, die es erlauben, objektive Messgrössen für unseren Geisteszustand aufs Handy zu bringen – kombiniert mit Meditationsübungen.
Es ist wichtig, die Meditationspraxis vermehrt am Arbeitsplatz und in Schulen zu verankern.

Letztlich geht es darum, dass Meditation als Grundlage für Wohlbefinden so selbstverständlich wird wie Zähneputzen.
Das eine ist körperliche Hygiene, das andere Hygiene für den Geist.

Lektüretipp
Richard Davidson, Daniel Goleman: Altered Traits. Science Reveals How Meditation Changes Your Mind, Brain, and Body. Avery 2017

Die Auszüge stammen aus Interviews, die • Matthias Morgenthaler bzw. • Guillaume Jacquemont geführt haben, aus einem • Artikel der Royal Society und aus einem • TED-Talk.

 

Und hier abschliessend ein anderer Mensch, der sich – in anderen Worten – über den Emotionalen Stil äussert.:

Führungsqualität so so la la

Führungsqualität so so la la

In der Schweiz möchte in absehbarer Zeit ein Viertel aller Angestellten die Stelle wechseln!
Die Arbeit gefällt zwar – aber dem Chef, der Chefin fehlt es an Führungsqualitäten.
In einer PWC-Studie werden insbesondere der Mangel an Fairness, menschlicher Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit und Ehrlichkeit beklagt.

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