Von Hunden, Schweinen und Schweinehunden

Von Hunden, Schweinen und Schweinehunden

„Wir kreieren erst unsere Gewohnheiten und dann kreieren unsere Gewohnheiten uns.“
Das sagte vor ungefähr 350 Jahren John Dryden, ein englischer Dramatiker.

In diesem Artikel geht es um gute und schlechte Gewohnheiten – und um die Schwierigkeit, sie in die eine oder andere Richtung zu ändern.

Wenn Änderungsversuche scheitern, wird gerne der innere Schweinehund dafür verantwortlich gemacht.

Er bekommt darum hier die Aufmerksamkeit, die er verdient. Und ich verrate Dir, wie Du mit umgehen kannst.

Was hat der Schweinehund mit Schweinen und Hunden zu tun?


Es gibt den Schweinehund und den inneren Schweinehund.

Der Sauhund oder Schweinehund, der zur Bewertung und Beleidigung von Mitmenschen dient („diesem Schweinehund ist nicht zu trauen!“) ist ein anderer als der innere Schweinehund.

Die zwei Wortschöpfungen haben im alltäglichen Gebrauch keinerlei Berührungspunkte. Sie entspringen aber beide der Welt der Jäger, genauer: der Jägersprache.

Der Schweinehund war ursprünglich ein so genannter Sauhund.


So wurden die Hunde genannt, die zur Wildschwein-Jagd (zur „Sauhatz“) eingesetzt wurden.

(Welche Hunde für welchen spezifischen Zweck eingesesetzt wurden, ist eine Wissenschaft für sich.) https://de.wikipedia.org/wiki/Sauhund
Ihre Aufgabe war, die Beute zu hetzen, zu ermüden und sich an ihr festzubeissen.

So kam es zu der einen Bedeutung des inneren Schweinehunds:


Die scharfen Eigenschaften der spezialisierten Sauhunde boten sich an, um entsprechend unangenehme Menschen zu charakterisieren.

Am 23. Februar 1932 machte der SPD-Abgeordneten Kurt Schumacher im deutschen Reichstag den Schweinehund zum inneren Schweinehund, um seine Meinung über die Nationalsozialisten zu verdeutlichen: Diese würden an den inneren Schweinehund appellieren, also an die niedrigsten Motive der Menschen. Hetzen, ermüden, festbeissen. Er verkündete, dem Nationalsozialismus sei “zum ersten Mal in der deutschen Politik die restlose Mobilisierung der menschlichen Dummheit gelungen”.
Es wurde protokolliert, Schumacher sei „zur Ordnung gerufen“ worden.

Zu einem Hund sprach das Schwein,
ach lass dein Gemahl mich sein!
Der Hund murrte verdrossen
„mit einem Schwein, nein, ausgeschlossen.
Was soll das für Kinder geben
fortan in unserm Eheleben?“
Der Hund hat recht, der Kerl war klug,
denn Schweinehunde gibt’s genug.

Des inneren Schweinehunds andere Bedeutung:


Der Begriff wird gerne als Metapher für Willensschwäche gebraucht.

Der innere Schweinehund ist schuld, wenn der Wille zu schwach ist um unangenehme Tätigkeiten auszuführen – egal wie sinnvoll, nutzbringend, aufbauend, fruchtbar, klug, rentabel, … etc. sie einem erscheinen.
Er wird verwendet, um zu verdeutlichen, dass für die Erledigung einer bestimmten Aufgabe keine persönliche Neigung ausschlaggebend ist, sondern Selbstdisziplin.

Die Frage, wie der innere Schweinehund zu seiner zweiten Bedeutung kam, kann ich auch nach gewissenhafter Recherche nicht eindeutig beantworten. Ich bin auf zwei Mutmassungen gestossen; beide verweisen auf die Art, wie er es schafft die Oberhand zu gewinnen:

1)
Er droht – und er zückt seine bissigen Eigenschaften, um sich durchzusetzen.
„Bleib bloss auf dem Sofa liegen, sonst jage und hetze ich Dich! Und wenn ich Dich habe, verbeisse ich mich und nagle Dich an Ort und Stelle fest. Auf dem Sofa nagle ich Dich fest, – kannst also liegen bleiben, es macht keinen Unterschied.“

2)
Er verführt zur Bequemlichkeit.
Unter den Hunden, die zur Sauhatz eingesetzt wurden, gab es immer wieder welche, die sich als ungeeignet erwiesen. Sie waren zu langsam, zu unkonzentriert, zu zögerlich. Über diese soll gespottet worden sein: „Der legt sich lieber zu den Schweinen und suhlt sich mit ihnen“ und „Der macht sich zum Schwein“ (und war somit als „trūriu suhūnt“ weder Schwein noch Hund, sondern eben ein Schweinehund – mit doppelter Bedeutung).

Wie auch immer er es anstellt – der innere Schweinehund scheint der Grund zu sein, warum Du immer wieder die gleichen guten Vorsätze fasst, diese aber nie umsetzt.
Er sorgt dafür, dass Du …

lieber auf dem Sofa liegst, als die Joggingschuhe anzuschnallen,
lieber ein Bier aus dem Kühlschrank holst, als Dich auf die Yogamatte zu werfen,
lieber Pizza bestellst, als selbst zu kochen,
lieber Socken sortierst als die Steuererklärung auszufüllen;
lieber durch die Timelines scrollst als die Wohnung aufzuräumen,
und und und.

Dass der innere Schweinehund es vielleicht gut mit Dir meint, – davon später.

Jetzt ist aber mal gut


Vielleicht hattest Du auch schon das Gefühl, dass „es“ so nicht weiter geht und hast den einen und andern Versuch unternommen, schlechte Gewohnheiten abzulegen bzw. gute zu installieren.

Der innere Schweinehund kann argumentieren, schmeicheln, befehlen und verführen.
Ein Sprichwort besagt: „Am anhänglichsten sind schlechte Gewohnheiten.“

Gegen den inneren Schweinehund immer wieder den Kürzeren zu ziehen, ist frustrierend.
Du ärgerst Dich über das eigene Verhalten und quälst Dich mit Vorwürfen – was an der Selbstachtung nagt.

Wenn der Leidensdruck gross ist, …


… greifst Du zu einer von drei Strategien:

Du flüchtest
Mit Glaubenssätzen wie „So bin ich halt“, „Alles halb so schlimm“, „Jetzt erst recht“, „Es ist mein freier Wille“ u.ä. hypnotisierst Du Dich selber und überlässt dem Schweinehund weiterhin das Kommando. Das Viech zerfetzt den Teppich, kackt aufs Parkett, bellt sich den Napf voll und macht sich’s auf dem Esstisch bequem.

Du kämpfst
Niederringen, bezwingen, eliminieren! Ein schwieriges Unterfangen; denn der innere Schweinehund kennt Dich bestens und hat sehr gute Tricks auf Lager. Schön wenn es gelingt. Wenn nicht, ist der Aufprall in der Grube der Selbstvorwürfe umso heftiger. Und es bedarf grosser Anstrengung, um den Kampf erneut aufzunehmen.

Du stellst Dich der Auseinandersetzung
Dieser Weg ist wohl der erfolgversprechendste. Denn wenn der innere Schweinehund Dich so gut kennt, solltest auch Du genau wissen, mit wem oder was Du es zu tun hast! Zumal Du davon ausgehen kannst, dass Du ihn wohl nie los wirst.
Es geht also vielmehr darum, ihn zu zähmen als ihn zu eliminieren.

Ein guter Ansatz …


… auf dem Weg zur Zähmung ist die Frage, warum wir Menschen uns den inneren Schweinehund überhaupt zugelegt haben.

Die Veränderungen des Körpers, die Entwicklung von Reaktionen und Verhaltensweisen (im Lauf der Evolution) hatten und haben schliesslich den Zweck, uns an die Welt anzupassen und das Überleben zu sichern.
Wozu also könnte das Talent zur Faulheit gut sein?

Es gab immer wieder Zeiten wo die Menschen mit ihrer Energie haushälterisch umgehen mussten. Etwa in den harschen Jahreszeiten und wenn katastrophenbedingt die Nahrungsbeschaffung mühsam, anstrengend oder gar unmmöglich war. Phasen in denen es ratsam war, sich möglichst sparsam zu bewegen.

Hier wird der Ursprung unseres Talents vermutet, uns stundenlang der Obhut des Sofas zu übergeben. Dieses – oberflächlich gesehen – träge Verhalten kann als Schutzmechanismus verstanden werden: er soll uns vor Energieverschwendung, Überforderung und Stress bewahren.
Und um den innere Schweinehund vollends in gutes Licht zu stellen: Er hilft uns, unsere Grenzen zu erkennen und zu respektieren.

Ein bisschen Anerkennung


… tut dem inneren Schweinehund gut. Wenn er sich gesehen und verstanden fühlt, ist er eher bereit zu kooperieren. Seine Mitwirkung ist sehr wichtig auf dem Weg zur Zähmung.

Jetzt kannst Du mit ihm verhandeln und die Arbeit kann beginnen.

Die 7 todsicheren Tricks!


Das sind die üblichen grellen Versprechen. Aber Tricks kann ich nicht bieten.

Google zeigt rund 116’000 Ergebnisse auf die Eingabe „Schweinehund“ und bei 31’500 geht es ums Überwinden, Bekämpfen, Loswerden etc.
Du hast die Qual der Wahl.

Schweinehund als Türklinke am Haupteingang des Quedlinburger Doms.
Die Klinke soll symbolisch für den inneren Schweinehund stehen, den man überwinden muss um die Kirche zu betreten. Hier ist er gezähmt und springt – wie im Zirkus – durch den Ring.

Wenn Du auf den Kampf verzichtest und Dich fürs Zähmen entscheiden, stellst Du Dich am besten erst mal mental auf das Vorhaben ein. Hier ist das Futter für den Verstand:

Schritte zur Zähmung


akzeptieren

Finde Dich damit ab, dass der innere Schweinehund ein Teil von Dir ist und Dich durch Dein ganzes Leben begleitet.

kennen lernen
Wie sieht Dein innerer Schweinhund aus? Ist er gross oder klein, dick oder dünn, hell oder dunkel, niedlich oder hässlich? Wie klingt er? Wie bewegt er sich?
Wie wir unseren inneren Schweinehund wahrnehmen, so gehen wir mit ihm um.

Beziehung aufbauen
Beobachte ihn. Wann meldet er sich? Was sagt er Dir? Welchen Ton schlägt er an? Was will er vermeiden oder erreichen?
Beobachte auch Dich. Wie reagierst Du auf ihn? Ärgerst Du Dich oder zuckst Du resigniert mit den Schultern? Versuchst Du, ihn zu übergehen? Jammerst Du?
Gib ihm einen Namen, der zu ihm passt. So kannst du ihn besser ansprechen und mit ihm kommunizieren.

Thema wählen und Ziel setzen
Was willst Du ändern? Warum und bis wann?
Das musst Du Dir klar und einfach beantworten können!

Weil für mich persönlich das Meditieren eine gute Gewohnheit ist, soll das im Folgenden als Beispiel herhalten: „Ich möchte beginnen zu meditieren bzw. öfter und regelmässiger meditieren. Ich will während dem nächsten halben Jahr herausfinden, ob es mir gut tut und ob es überhaupt für irgendetwas gut ist.“

spielen
Gehe die gewünschte Änderung gemütlich an. Andeutungen reichen aus.
So wie Du neben der Tanzfläche mit dem Fuss wippst, bevor Dich unter die Tanzenden mischst um mit dem Körper komische Sachen zu machen.

Du hast Dich informiert, was diese Meditiererei soll (z.B. hier) und wie genau Du’s anstellen könntest (bestell Dir hier einen kostenlosen Auszug aus dem RESET-Script). Jetzt geht es darum, zur Tat zu schreiten.
Genau in diesem Moment wacht der innere Schweinehund auf und versucht zu intervenieren.
Das muss Dir bewusst sein: Den Sprung von der Idee zur Tat verhindern, das kann er am besten!
Je früher Du merkst dass er in Aktion treten will, desto grösser ist die Chance dass Du ihm die Energie entziehen kannst.
Reize ihn also ein bisschen: Meditiere erst mal nur eine Minute lang, egal wann und wo – einfach wenn’s Dir gerade einfällt.
Schau, ob er das verhindern kann. Wenn ja, – wie macht er das?

fordern
Du hast nun Dein Vorhaben ab und zu umgesetzt, niedrig dosiert, und Du konntest die Reaktionen Deines inneren Schweinehunds beobachten. Du hast die Erfahrung gemacht, dass Du Dich gegen ihn durchsetzen konntest; mal mehr, mal weniger.
Jetzt kannst ein bisschen zulegen. Sei es, dass Du eine gewisse Regelmässigkeit beschliesst, oder dass Du Dein Tun intensivierst – oder beides.

Du nimmst Dir vor, jeden Morgen nach dem Aufstehen als erstes eine Minute lang zu meditieren. Oder am Abend bevor Du ins Bett gehst. Du kannst auch an der Intensität schrauben (z.B. täglich drei Minuten statt nur eine), dafür weiterhin zu beliebigen Zeiten.
Und? Wird der innere Schweinehund lauter? Hast Du ihn dennoch im Griff?

steigern
Bis dahin hat alles gut geklappt; es gibt keinen Grund, weiterhin auf diesem Level zu dümpeln. Es gilt, die Sache zu intensivieren und die Regelmässigkeit zu etablieren.

Nimm Dir jetzt jeden Morgen (oder Abend) 5 Minuten Zeit um zu meditieren.
Mach 10 Minuten daraus, wenn das einigermassen selbstverständlich geworden ist.
Lass Dich auf keine Diskussionen mit dem inneren Schweinehund ein, aber beachte und anerkenne sein Bemühen.
Vielleicht meditierst Du schon bald 20 Minuten oder eine halbe Stunde? (Bleib bei der Dauer, die Du Dir gesetzt hast! Mal kürzer, mal länger ist nicht gut, – mach das nicht; denn dann hat sich bestimmt der innere Schweinehund eingeschlichen und die Dauer bestimmt.)

Grenze (an)erkennen
Mit dem neuen Verhalten bist Du mittlerweile schon ziemlich vertraut; das Vorhaben hat Hand und Fuss. Vielleicht hattest Du aber in der Steigerungspase einen Anflug von Euphorie und hast Dich über Deine Kräfte ins Zeug geworfen. Der innere Schweinehund hatte vorübergehend keine Chance. Doch dann merkst Du, dass Dir die Sache nicht mehr so Spass macht und es fallen Dir gute viele Gründe ein, um aufzuhören.
Drossle das Tempo in Absprache mit dem inneren Schweinehund so weit, dass Du wieder gerne dran bleibst.

„Super Sache, dieses Meditieren! Ich mach das jetzt jeden Morgen und jeden Abend eine Stunde lang.“
Da Du aber die gewählte Dauer halten und nicht tageweise variieren sollst, wird Dir das zu viel. Vielleicht rebelliert der Körper, vielleicht schlägst Du Dich ständig mit üblen Gedanken herum.
Reduziere die Meditationsdauer so weit, dass es Dir wieder leichter fällt. Zurück auf 10 Minuten? – Kein Problem. Das ist nicht ein Rückschritt!

Level halten
Wenn die Dosis stimmt, bleib für längere Zeit dabei. (Zwei bis mehrere Wochen; das hängt davon ab, was Du Dir antrainieren oder abgewöhnen willst.) Neues Verhalten braucht seine Zeit, um vom Kopf (von der Idee) in die Gefühle und in den Körper zu rutschen. Die neuronale Vernetzung wurde eben erst angeworfen.

Du merkst, dass Du mit 1x täglich 20 Minuten meditieren genau richtig liegst und dass Du’s so beliebig lang durchziehen kannst. Ändere ein halbes Jahr lang nichts daran.
Zu Beginn ist es einfacher, mit anderen zusammen zu üben. Vielleicht findest Du eine Meditationsgruppe, in der Du Dich wohl fühlst. Das funktioniert auch online; hier ist ein entsprechendes Angebot.

üben, festigen
„Gewohnheit wird durch Gewohnheit überwunden.“ (Thomas Hemerken, holländischer Augustinermönch und Mystiker)
Üben heisst, sich an etwas zu gewöhnen. Je mehr Du Dir das neue Verhalten zu eigen machst, desto leichter und selbstverständlicher geht es Dir von der Hand.
(Wenn Du das Autofahren erlernst, musst Du Dich nach einer Weile nicht mehr auf die Gangschaltung konzentrieren.)
Jetzt kannst Du auf die Feinheiten achten. Du kannst allfällig wiederkehrende Schwierigkeiten betrachten, verstehen und mit dem inneren Schweinehund diskutieren. Der hat mittlerweile begriffen, dass er Dich nicht mehr manipulieren kann – möchte aber dennoch ab und zu beachtet werden.

Dass Du täglich und fix nach Deinen selbst definierten Bedingungen meditierst, ist nun keine Frage mehr. Der innere Schweinehund grummelt zwar immer wieder, aber es kümmert Dich nicht gross.
Du kannst Dich verstärkt auf die Körperhaltung konzentrieren und auf die Schwierigkeit, präsent zu bleiben. Die Zuckungen Deines Geistes werden zu einer interessanten Sache; sie zu untersuchen und mit ihnen zu leben, erweitern die Herausforderung.

anpassen, erweitern
Hat sich Dein Leben durch die abgelegte bzw. neu zugelegte Gewohnheit positiv verändert?
Hast Du den inneren Schweinehund so weit gezähmt, dass Du frei entscheiden kannst, ob Du mit dem Neuen weiter gehen willst?
Dann tu das – bis Du auf die neue Grenze stösst.

Du hast Dein Ziel erreicht und herausgefunden, dass die Meditation gut für Dich ist und dass Du sie als festen Bestandteil in Deinem Leben behalten möchtest.
Wenn Du das Bedürfnis hast, jeweils länger zu meditieren, kannst Du die Dauer neu bestimmen und Dich an die neue Grenze tasten. Zwischendurch kann es hilfreich sein, in kontrolliertem Rahmen über die Grenze zu gehen: Melde Dich für für ein mehrtägiges Retreat an und meditiere mit einer Gruppe.

Freue Dich!


„Gewohnheiten sind die Fesseln des freien Menschen“ behauptete Bitter Pierce (US-Journalist und Satiriker). Die umgekrempelte oder neu zugelegte Gewohnheit hat Dich ein klein bisschen freier gemacht. Das darfst Du ruhig feiern! Wie könntest Du Dich passend belohnen?

Freue Dich auch über die gelungene Kommunikation mit Deinem inneren Schwein. Diesem gebührt jetzt ein Andenken – in Form eines Bildes oder einer Statue an hübschem Ort.
Es ist gut wenn Du Dich an Deine Fähigkeit erinnerst, wenn wieder einmal ein gröberer Umbau bevorsteht…

Die oben aufgeführten Schritte gelten natürlich für alle möglichen Vorhaben.
Sie können Fitness, Entspannung, Ernährung, Konfliktfähigkeit, Konsum und schädliches Verhalten jedwelcher Art betreffen.

Wünschst Du Dir Unterstützung beim Anpacken einer anspruchsvollen Veränderung?
Dann empfehle ich Dir das da: 

Schweinehund-Coaching

Das 28-Tage-Programm

Pflegst Du gute Vorsätze, belässt es aber bei der Pflege?
Sorgt der innere Schweinhund zuverlässig dafür, dass Du an schädlichen Gewohnheiten festhältst?
Hält er Dich davon ab, unerfreulichen Situationen zu Leibe zu rücken?
Überzeugt er Dich immer wieder, dass „es“ gut ist wie es ist? Auch wenn Du es eigentlich besser weisst?

Zähme Deinen inneren Schweinehund!

Leichter gesagt als getan. – Lass Dir helfen: Ich halte Dich 28 Tage lang bei der Stange. Steter Tropfen höhlt den Stein.

Das erwartet Dich:

  • In einem Video-Call lernen wir uns kennen. Wir bringen Dein Anliegen auf den Punkt und definieren das Ziel.
  • Dann treffen wir uns jede Woche 1x (online) für eine halbe Stunde: Wir besprechen den Stand der Dinge und passen Handlungsvorschläge an bzw. verfeinern sie.
  • Während 28 Tagen schicke ich Dir täglich einen Stupser in Form einer Text- oder Media-Nachricht.
  • Ein kurzes Schlussgespräch rundet die Schweinehund-Dressur ab.
  • (Kostenlosen Lesestoff kriegst Du auf Wunsch, er ist nicht Pflicht.)

In dieses Paket investierst Du einmalig 560 CHF.

Der gezähmte Schweinehund wird Dir künftig dienen. Er wird Dir helfen, guten Vorsätzen Taten folgen zu lassen.

Das will ich.

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(fast) ALLES über Lachseminare

(fast) ALLES über Lachseminare

Lachseminare bewegen, beleben und sind gleichermassen lustig und informativ.
Sie bringen die Menschen einander näher, stärken den Team-Geist und den Zusammenhalt.
Gut integriert, verbessern sie die Lebensqualität im Alltag.
Sie lassen sich leicht an jedes beliebige Thema anpassen und passen auch in schwierige Situationen.

„Ein Lach-Seminar?

  Will ich das?“

Fragen Sie mich nicht! Selbstverständlich empfehle ich Ihnen, ein Lachseminar zu buchen. Ich empfehle es Ihnen wärmstens. Aber ich bin ja auch der Anbieter dieser wunderbaren Inputs. Ich will Sie und ihr Team beglücken.

Ich mache das übrigens schon seit 25 Jahren. Dass es mir nicht verleidet ist und ich meinen „Stoff“ immer noch mit der gleichen Begeisterung rüberbringe, hat gute Gründe. Vielleicht verrate ich Ihnen mehr im Workshop. 😉

Okay, das reicht mir.

„Aber …“

Ist es nicht unanständig das Lachen zu zelebrieren, während sich allenthalben Katastrophen breit machen? Wenn ich mir die News anschaue, ist es mir nicht ums Lachen.

Lachen kann sehr paradox daherkommen. Grundsätzlich ist es Ausdruck von Lebendigkeit; es bejaht das Leben. Das Leben zu bejahen ohne das Schreckliche auszublenden, – da geht’s lang.

Mich kann man übrigens nicht buchen, um Schwierigkeiten im Team oder im Unternehmen wegzulachen (als Konfliktklärer und Krisencoach aber schon…)

Wenn’s schwierig ist, ist’s schwierig. Das ist aber noch lange kein Grund das Lachen zu massakrieren, denn es kann für die ersehnte Durchlüftung sorgen.

Was, wenn meine Mitarbeitenden sich für das Lachseminar etwa so sehr interessieren wie für die DIN-Vorgaben von Essiggurken?

Das lassen Sie mal meine Sorge sein. Es ist mein Job, ihren Mitarbeitenden den Einstieg ins Thema zu verschaffen, die Neugierde hervorzukitzeln und sie zur Kooperation zu bewegen.

Wir sind zu beschäftigt, als dass wir Zeit zum Lachen hätten.

-> Das ist ein Witz, oder?!

Wir sind so oder so schon eine lustige Truppe; was brauchen wir da noch ein Lachseminar?

Ich will Euch nicht das Lachen beibringen! Das könnt Ihr bestimmt schon ganz gut; die einen mehr, die anderen weniger.
Wir erweitern das Verständnis für das Lachens, feiern es in speziellem Rahmen ab und nutzen seine Kraft.

Die Leute mögen während des Seminars ja abgehen wie eine Rakete. Was ist nachher? Haut die graue Realität dem inneren Clown eins auf den Deckel, und das war’s?

Ich gestalte meine Inputs so, dass alle ein bisschen was in den Alltag retten können. – Wenn sie das denn wollen…

Ich befürchte, ein Lachseminar ist etwa so wirksam wie wenn sich eine Schildkröte eine Clown-Nase auf den Panzer schnallt und dann auf gute Laune wartet.

Ich habe mit Clown-Nasen nichts am Hut und kenne mich damit nicht aus. Schildkröten kann man mit Feingefühl am Hals kraulen und dann kriegen sie gute Laune.

Lachen mag die beste Medizin sein, aber gute Medizin ist in der Regel teuer. Unser Budget ist dünn wie ein schlechter Witz.

Erzählen Sie mir Ihren schlechten Witz! Wir reden über Ihr Budget und meine Ansprüche – und wir werden uns finden.

Wird man mich als Chefin oder Chef noch ernst nehmen, wenn ich den Leuten ein Lachseminar vorsetze?

Aber sicher schon. Sie sind souverän genug, um zwischen den Rollen pendeln zu können. Als gute Chefin oder guter Chef* definieren Sie sich nicht ausschliesslich über Ihre Führungsrolle.

* Hier ein Blog-Artikel zum Thema guter Chef / gute Chefin.)

Genau das waren meine Bedenken.

„Wie kann ich mir das vorstellen?“

Neben „Was kostet das?“ ist das die meistgestellte Frage.
Verständlich, denn vor dem Betreten von unbekanntem Gebiet ist Vorsicht geboten.

Stellen Sie sich vor: ich lade Sie in ein bhutanisches Restaurant zum Essen ein.
Ich erzähle Ihnen das wenige, was ich über die dortige Kultur weiss, schildere wie die Speisen daherkommen und dann hangeln wir uns durch die Menukarte.

Mit dem Bild, das Sie nun im Kopf haben, harren Sie der Dinge die da kommen werden.
Und dann kommt das Ema Datshi! Mitsamt Eze und Momos. Khabzey darf natürlich auch nicht fehlen.

Sie beginnen zu essen, sind begeistert – und es hat wenig mit dem zu tun, wie Sie es sich vorgestellt haben. Die Menukarte ist nicht das Menu.

Ein Lachseminar ist ein ganz besonderes Menu.

Dasselbe, wenn ich Ihnen ein Lachseminar beschreibe.
Ich verrate Ihnen wie es aufgebaut ist, welche Teile was bewirken und wie es ungefähr schmecken wird.
Ich erwähne, was es zu berücksichtigen gilt und schildere die optimalen Voraussetzungen.

Aber auch wenn ich mir mit den folgenden Erläuterungen viel Mühe gebe: Ein Lachseminar zu erleben ist etwas anderes als darüber zu lesen.

Vorbereitung

Sie haben mich vorgängig gebrieft.
Ich weiss, ob ich einem Kick-Off zu ein bisschen Schub verhelfen soll, ob eine kopflastige Schulung oder Konferenz aufgelockert sein will, ob vor allem der Teamgeist gestärkt werden soll, ob ein spassorientierter Team-Event gefragt ist, oder ob mein Input eher Vortrags-Charakter haben soll.

Ich weiss wie gross die Gruppe ist, die mich erwartet (ich arbeite mit jeder Gruppengrösse) und wie’s um die hierarchischen Verhältnisse steht.

Vielleicht haben Sie mich auf „eine spezielle Atmosphäre“ vorbereitet (sprich: dass es in der Gruppe gerade kriselt). Oder Sie haben den Wunsch geäussert, dass ich Teile des Lachseminars mit dem Thema Ihres Anlasses verknüpfe.

Auch die Dauer der Aktion haben wir vereinbart; sie liegt wohl zwischen 45 und 120 Minuten.

(Oft werde ich übrigens völlig ahnungslosen Gruppen vorgesetzt. „Und jetzt kommen wir zu unserer Surprise!“ – Da bin jeweils ganz froh, wenn ich das vorher weiss…)

Beziehung schaffen

Zu Beginn des Lachseminars haben die Teilnehmenden die Gelegenheit mich zu beschnuppern.

Das geschieht während ich mich vorstelle und meine Geschichte erzähle: Wie ich dazu gekommen bin, ein solch merkwürdiges Angebot zu entwickeln und damit durch die Lande zu tingeln, was die lehrreichen Anfängerfehler waren, welche aufschlussreichen Episoden mir aus den vielen Jahren als „Lachtrainer“ geblieben sind etc.

In dieser Phase kommen die Leute hoffentlich zum Schluss, dass sie diesem Muzio vertrauen können und er sie ins Reich des Lachens führen darf.

Einverständnis einholen

Dann präsentiere ich kurz einige Erkenntnisse, die die Gelotologie (die Wissenschaft des Lachens) hervorgebracht hat und wie diese von den Fachleuten in der Medizin, Psychologie und Soziologie interpretiert und umgesetzt werden.

In dieser Phase richte ich mich an den Verstand der Zuhörenden.
Ein minimales Verständnis der Materie hilft, um mit dem weiteren Vorgehen einverstanden zu sein.

Action!

Mit dem weiteren Vorgehen ist der Action-Teil gemeint.

Ich leite einfache Übungen und Spiele an, die allen zugänglich sind.
Niemand muss befürchten, bloss gestellt zu werden.

Schritt für Schritt entwickeln wir zusammen die Dynamik, die am Schluss etwas Phänomenales ermöglicht: Zusammen grundlos (!) zu lachen.

(Natürlich lachen wir schon auf dem Weg dahin ziemlich viel; aber das ist eher eine Nebenerscheinung, wir müssen nichts Besonderes dafür tun.)

„Das war aber lecker!“

Im bhutanischen Restaurant lehnen Sie sich nun zurück, spülen den letzten Bissen mit einem Schluck Zumzin runter und bewerten das Erlebnis.

Nach dem Lachseminar nehmen Sie Ihr Wohlgefühl wahr und die lockere Stimmung in der Gruppe:

Dass Lachen direkt auf den Körper wirkt, dürfte klar sein. Schliesslich atmen wir dabei sehr viel intensiver und arbeiten hart; wir aktivieren dafür rund 200 Muskeln, was wiederum Stress abbaut.
(Bestimmt erinnern Sie sich an eine Situation, in der Sie vom Lachen geschüttelt wurden und wie Sie sich danach gefühlt haben!)

Die gute Stimmung unter den Teilnehmenden ist dem Umstand geschuldet, dass alle gemeinsam unbekanntes Gelände betreten – und sich und die anderen mal ganz anders wahrgenommen haben. Das stärkt den Teamgeist.

Niemand konnte in dieser Situation besser sein als die anderen – und auch nicht schlechter; alle fanden sich auf der gleichen Ebene wieder. Teambuilding mal anders.

Und ich werde zum x-ten Mal feststellen: „Es war wieder ganz anders!“
Denn jede Gruppe ist anders, und für jede neue Gruppe ist dieses Lachseminar „das erste Mal“.
So ist auch für mich jedes Lachseminar das erste Mal.

Ein letztes Gläschen Zumzin und letzte Bemerkungen

Die Zeit, die ich für den Theorie-Teil bzw. für die Action aufwende, ist nicht immer gleich.
Es gibt Gruppen die nach vielen Informationen verlangen, andere wollen rasch in Bewegung gebracht werden, wieder andere fühlen sich im Anschluss angeregt, das Erlebte philosophisch zu reflektieren.

(Es beschäftigt sich nicht nur die die Medizin / Psychologie / Soziologie mit dem Lachen. Ausführliche Auseinandersetzungen finden sich auch in der Philosophie und in den Religionen.
-> Dazu finden Sie im Blog verschiedene Artikel.)

Veranstaltungsort und Infrastruktur

Lachseminare können so gut wie überall veranstaltet werden. Als Trainer landete ich in Alphütten, sterilen Seminarräumen, Kronleuchter-Säälen, Luftschutzbunkern, Schulzimmern, Seminarhotels, Beizen-Hinterzimmer, Uni-Hörsäälen und und…

Meine Lieblingsvoraussetzungen sind: • Ein Raum in dem man sich wohl fühlt, • genügend Platz damit sich alle gut bewegen können, • pro Person ein Stuhl, und • ein Beamer. (Letzterer ist aber nicht zwingend nötig.)

Jetzt sind Sie hoffentlich so gut im Bild, dass die Frage „Will ich das?“ hinfällig geworden ist.
Ich freue mich, Sie kennen zu lernen!

Ich freue mich auch.

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Führungsqualität so so la la

Führungsqualität so so la la

In der Schweiz möchte in absehbarer Zeit ein Viertel aller Angestellten die Stelle wechseln!

Die Arbeit gefällt zwar – aber dem Chef, der Chefin fehlt es an Führungsqualitäten.
In einer PWC-Studie werden insbesondere der Mangel an Fairness, menschlicher Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit und Ehrlichkeit beklagt.
Die Führungskultur bestimmt das Klima im Team oder gar im ganzen Unternehmen.

Das bewirken Sie als fairer Chef oder als faire Chefin:

•  Die Mitarbeitenden fühlen sich gerecht behandelt und sind daher eher motiviert, sich aktiv für ihre Arbeit einzusetzen. Situationsbedingt sind sie bereit, sich zusätzlich „ins Zeug zu werfen“, da sie wissen, dass Sie ihre Leistungen fair bewerten.

•  Gerechte Behandlung fördert das Vertrauen der Mitarbeiter in die Organisation und in Sie. Wenn sie das Gefühl vermitteln, dass Sie Entscheidungen transparent und fair treffen, steigert dies die Zufriedenheit der MA mit ihrem Arbeitsplatz und pulverisiert die Angst vor Benachteiligung.

•  Das so gewonnene Vertrauen fördert ein positives Arbeitsklima, was wiederum die gute Teamarbeit begünstigt. Mitarbeitende sind eher bereit, sich gegenseitig zu unterstützen, wenn Belohnungen und Anerkennung fair verteilt werden.

•  Es ist klar, dass eine gute Team-Atmosphäre ein schlechter Nährboden für Konflikte ist. Unangenehme Entscheidungen, die Sie treffen müssen, werden von Ihren Leuten eher akzeptiert, wenn sie auf offensichtlich faire Weise getroffen wurden.

•  Eine Kultur der Fairness stärkt die Mitarbeiterbindung und macht das Unternehmen für potenzielle neue Mitarbeiter attraktiver. Man arbeitet gerne in einem Unternehmen, das Fairness und Gerechtigkeit spürbar lebt.

Kurz: Wenn Ihnen Fairness wichtig ist, schaffen Sie eine Win-Win-Situation für das Unternehmen und die Mitarbeitenden, denn sie stärkt die Arbeitsmotivation, das Vertrauen und die Zufriedenheit, und sie erzeugt eine gute Teamdynamik.

Sie sind natürlich fachlich kompetent.

•  Sie treffen fundierte und gut durchdachte Entscheide. Sprich: Sie verstehen es, relevante Informationen zu sammeln und die Vor- und Nachteile abzuwägen. Beim Entscheiden haben Sie sowohl den langfristigen Erfolg des Unternehmens im Blick wie auch das Wohl aller Beteiligten.

•  Sie wissen die Mitarbeitenden zu inspirieren und anzuleiten. Sie kennen die Stärken der einzelnen MA und können sie entsprechend fördern.

•  Sie können Informationen, Ziele und Erwartungen klar und verständlich formulieren. Dabei haben Sie ein Ohr für die MA-bedürfnisse und gehen bestmöglich auf sie ein.

•  Sie behalten den Überblick über die Vielzahl an Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Das Zeitmanagement haben Sie im Griff, Sie setzen Prioritäten und die Arbeitslast bewältigen Sie effizient.

Bleiben noch die „menschlichen Kompetenzen“, die Sie zu einer guten Führungskraft machen:

•  Sie sind empathisch und können sich in die Lage anderer Menschen versetzen – was Ihnen hilft, Gefühle, Bedenken und Perspektiven zu verstehen. Darauf gestützt handeln Sie mitfühlend und unterstützend. Die MA schenken Ihnen Vertrauen, es entsteht Bindung.

•  Sie erkennen Konflikte im Ansatz und wissen sie zur richtigen Zeit konstruktiv zu lösen. Sie verstehen sich in Mediation und schaffen es, in unangenehmen Situation eine offene Haltung zu bewahren.

•  Sie arbeiten gerne mit anderen Menschen zusammen und fördern die Teamarbeit. Sie binden die MA mit Augenmass in Prozesse ein, und berücksichtigen ihre Ideen und Vorschläge.

•  Sie sind offen für neue Ideen und bereit zur Veränderung. Sie mögen sinnvolle Innovationen und haben wenig Mühe mit der sich ständig verändernden Arbeitswelt.

•  Sie verkörpern Integrität und Authentizität, man nimmt Sie als ehrlich, und vertrauenswürdig wahr. Sie werden für Ihre klaren Werte respektiert und lassen sich im Handeln wird von diesen leiten.

•  Sie fördern die berufliche und persönliche Entwicklung Ihrer MA. Sie verfügen über das Geschick, Menschen ihr Potenzial zu entfalten zu lassen.All diese Kompetenzen tragen dazu bei, dass Sie nicht nur wirkungsvoll führen, sondern auch ein förderliches Arbeitsumfeld schaffen, in dem sich die Mitarbeitenden geschätzt, unterstützt und motiviert fühlen.

Erkennen Sie sich wieder?

Wenn Sie soeben konstant und zustimmend genickt haben, sind Sie der Ideal-Chef bzw. die Ideal-Chefin schlechthin!

Vielleicht haben Sie aber bei der einen oder anderen Stelle die Stirn gerunzelt und sich eingestanden, dass Sie sich bei einzelnen Themen nicht unbedingt Bestnoten geben.

Das ist nicht selbstverständlich: Sie sind in der Lage, sich selber ehrlich zu reflektieren.

Diese Ehrlichkeit ist die einzige Instanz, die Sie dazu verführen kann, die „Arbeit“ auf sich zu nehmen und Aspekte Ihrer Persönlichkeit kennen zu lernen, die Sie bisher nicht im Blick hatten.

Um auf die grassierende Unzufriedenheit vieler Angestellten zurück zu kommen:

Wenn Sie ein Team oder eine Firma leiten und sich die Unzufriedenheit womöglich gegen Sie bzw. Ihren Führungsstil richtet, können Sie ihr entgegenwirken, wenn Sie den Blick auf das eigene Verhalten riskieren und gewillt sind, sich auf die eine oder andere persönliche Veränderung einzulassen.

Ein aussenstehendes, ehrliches Gegenüber kann Ihnen dabei eine grosse Hilfe sein. Es stellt Ihnen die Fragen, die sonst niemand stellt und äussert die Gedanken, die – Ihnen nahe stehende – Personen zurück halten.

Ein solches Gegenüber wünsche ich mir

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Francesco Muzio  •  Bern
Impressum

Die Arbeit schön reden

Die Arbeit schön reden

„Die meisten Menschen reden sich ihre Arbeit schön“

Arbeit macht glücklich? Das sei Selbsttäuschung, sagt der Philosoph Michael Cholbi. Wir sollten unsere Jobs nicht heroisieren, sondern hinterfragen.

Das ist ein Artikel aus ZEIT_ONLINE (Juni ’23)
Interview: David Gutensohn

Jeder dritte Angestellte in Deutschland denkt über Kündigung nach, viele mögen ihren Job aber auch. Damit machten sich einige etwas vor, sagt Michael Cholbi. Er ist Philosoph an der Universität von Edinburgh und forscht dazu, wie sich Menschen an Gegebenes anpassen, wenn sie glauben, keine Alternative zu haben.

ZEIT ONLINE:
Herr Cholbi, ich mag meinen Job und finde, dass er mich glücklich macht. Sie bezweifeln, dass das möglich ist.

Michael Cholbi:
Es gibt Menschen, die mit ihrer Arbeit zufrieden sind. Ich zähle mich selbst dazu. Aber viele Angestellte glauben, dass sie ihren Job mögen. Sie tun das aber nicht, sondern täuschen sich selbst. Manche Arbeit ist wenig erfüllend oder schlecht bezahlt und trotzdem reden sich Menschen ein, dass sie glücklich damit sind. Das liegt daran, dass wir in arbeitszentrierten Gesellschaften leben und uns nichts anderes übrig bleibt, als uns Jobs schönzureden. Wir sind gebunden an soziale Zwänge.

ZEIT ONLINE:
Welche sind das?

Cholbi:
Im Kapitalismus wird jeder ermutigt, Arbeit als wichtig anzusehen. Arbeit ist das Zentrum unseres Lebens – diese Ansicht ist weitverbreitet. Der Beruf gilt als sinnstiftend, gibt Anerkennung, Freunde, vermittelt manchmal sogar den Partner. Er ist Teil unserer Identität, viele Menschen betrachten sich selbst nicht als Bürgerinnen und Bürger, sondern als Polizist, Lehrerin oder Erzieher. In dieser Kultur haben wir keine andere Möglichkeit, als uns mit der Arbeit anzufreunden. Das führt dazu, dass wir sie nicht mehr hinterfragen, sondern akzeptieren.

ZEIT ONLINE:
Warum kann der Mensch das so gut?

Cholbi:
Das läuft über adaptive Präferenzen, einen Begriff, der auf den Philosophen Jon Elster zurückgeht. Gemeint sind Vorlieben, die ein Mensch nur hat, weil seine Autonomie eingeschränkt ist. Wenn Alternativen fehlen, nehmen wir das, was übrig bleibt, anders wahr.

ZEIT ONLINE:
Können Sie das an einem Beispiel erklären?

Cholbi:
Ja, mit einer Fabel des Dichters Äsop. Darin geht es um einen Fuchs, der an einer Weinrebe vorbeigeht und sie essen will. Er versucht an die Rebe heranzukommen, aber er schafft es nicht. Immer wieder scheitert er, gibt auf und sagt: Die Trauben sind mir eh zu sauer.

ZEIT ONLINE:
Und so wie der Fuchs rede ich mir ein, dass ich meinen Job mag, weil ich keinen besseren habe?

Cholbi:
Viele Menschen tun das. Wie der Fuchs passen sie ihre Präferenzen an das an, was gerade verfügbar ist. Das Unerreichbare wird unattraktiv gemacht. Indem man sich einredet, dass man es ja eh nicht haben wollte. Oder indem man den Istzustand besser darstellt, als er ist, damit man nichts verändern muss.

ZEIT ONLINE:
Sollten wir unseren Jobs gegenüber kritischer sein?

Cholbi: Unbedingt! Gerade mit dem Wissen, dass wir sie heroisieren und unsere Arbeitsbedingungen schöner reden, als sie sind. Wir sollten uns fragen, welchen Wert der Job für uns hat. Und ob die positiven Gefühle ihm gegenüber gut begründet sind oder ob sie nur ein Produkt unserer Sozialisation sind.
Dafür muss man beobachten, was einem bei der Arbeit gefällt und was man schrecklich findet. Ist das in etwa gleich viel? Kein Job ist perfekt. Aber man sollte ihn ab und zu mit anderen vergleichen und sich fragen, was man von seinem Berufsleben erwartet. Ist das ein guter Verdienst und wenig Stress? Oder will man mit seiner Arbeit die Welt besser machen? Oder will man Karriere machen? Ist das überhaupt in diesem Job möglich?

ZEIT ONLINE:
Wird man nicht unglücklich, wenn man nur auf Jobs schaut, die man niemals haben wird?

Cholbi:
Das kann passieren, aber ist es besser, sich daran zu orientieren, als an welchen, die einem nicht liegen. Oder noch schlimmer: als daran zu denken, dass man sonst keine Arbeit hätte. Oft hält die Angst vor der Arbeitslosigkeit Menschen in ihren Jobs.

ZEIT ONLINE:
Wobei diese Angst durch den Fachkräftemangel gering sein könnte.

Cholbi:
Das stimmt und ist auch gut so. Die Folgen können wir schon seit ein paar Jahren beobachten. In der Pandemie haben einige Menschen ihre Jobs hinterfragt und für sich bestimmt, wie Arbeit sein soll. Nicht ohne Grund sprechen wir von Great Resignation oder Quiet Quitting. Vor allem in den USA haben viele Menschen ihre Jobs gekündigt. Manche haben sogar ihren Beruf gewechselt und neu angefangen.

ZEIT ONLINE:
Was Ihrer These widerspricht, dass man sich Jobs mit schlechten Arbeitsbedingungen schönredet.

Cholbi:
Nein, viele Menschen tun das noch immer. Und andere haben das jahrzehntelang getan und fangen jetzt erst an, ihre Arbeit zu hinterfragen. Ich habe diese These bereits 2018 geäußert und fühle mich bestätigt, weil einige Angestellte Arbeit heute anders bewerten als früher.

ZEIT ONLINE
Gibt es Berufe, die mehr versprechen, als sie einhalten?

Cholbi:
Es gibt zumindest Arbeit, die leichter hinterfragt werden kann als andere. Die sogenannten Bullshitjobs zum Beispiel, Arbeiten, die sinnlos sind. Da merken Menschen eher, dass sie nichts Essenzielles zur Welt beitragen. Doch man kann auch in anderen Jobs unzufrieden sein. Auch Ärztinnen oder Feuerwehrleute merken zuweilen, dass sie sich mehr von ihren Rollen erhofft haben, als sie ihnen geben.

ZEIT ONLINE:
Wenn viele Jobs unglücklich machen: Braucht der Mensch mehr Freizeit?

Cholbi:
Ja, wir sollten über eine reduzierte Arbeitszeit sprechen. Ich lebe in Schottland und dort wurde die Viertagewoche erfolgreich getestet. Wenn der Mensch weniger arbeitet, geht es ihm besser, das zeigen Studien. Ich will nicht falsch verstanden werden: Ich bin nicht gegen Arbeit. Als Philosoph denke ich aber, dass wir Dinge aus den richtigen Gründen als schön empfinden sollten – auch unsere Jobs.

ZEIT ONLINE:
Um das zu können, braucht man Zeit und Sicherheit. Würde ein bedingungsloses Grundeinkommen dabei helfen?

Cholbi:
Ich würde das befürworten, weil es dazu führen würde, dass mehr Menschen mit dem Arbeitsdogma brechen würden. Wenn wir auch ohne Arbeit leben könnten, würden wir merken, dass sie eine Funktion hat, aber nicht das Allerwichtigste ist.

ZEIT ONLINE:
Sie plädieren dafür, dass Arbeit eine Nebensache sein sollte?

Cholbi:
Warum nicht? Der Mensch ist mehr als sein Job. Also sollte er dafür sorgen, dass Arbeit nicht der Lebensmittelpunkt ist. Wir sollten Menschen unterstützen, damit sie begreifen: Das Leben bietet mehr, als den ganzen Tag zu arbeiten – nur um sich dann Produkte leisten zu können, die man nicht braucht.

Ja, das klingt an.

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Bei Gehaltsverhandlungen niemals lächeln. – 33 Tips fürs Arbeitsleben

Bei Gehaltsverhandlungen niemals lächeln. – 33 Tips fürs Arbeitsleben

Erquickliche Tips fürs Arbeitsleben

Theresa Bäuerlein hat ihre Community gefragt
„Was ist der wichtigste Rat, den Ihr zum Arbeiten in Eurem Leben gekriegt habt?“

Aus den 300 Antworten (!) hat sie ihre 33 Favoriten ausgewählt.

Es lohnt sich, die Zusammenstellung zu überfliegen! Die eine oder andere Aussage wird auch bei Dir anklingen.

Los geht’s:

Die wichtigen 3 A für die Zusammenarbeit: Achte die Arbeit der Anderen! Sagte der Chef der Lagerarbeiter am 1. Tag meiner Ausbildung. Jeder trägt seinen Teil bei, ob Putzkraft oder Geschäftsführer. Korrekter Mann, hat generell viel fürs Leben mitgegeben.
@SFrollein

Sag auch mal nein und: stelle dich mit der IT und dem Hausmeister gut.
@EikeArnold

Mein Vater hat zum Beginn meiner Lehre gesagt: Denk dran, DU Arschloch sagt man leichter als SIE Arschloch. Deshalb habe ich mich nie mit meinem Chef gedutzt. War bis heute ein guter Rat.
@EnibasFee

Deine Kollegen sind NICHT deine Freunde. Alles, was du aus deinem Privatleben erzählst, kann und wird gegen dich verwendet.
@lacodicia

Bei Gehaltsverhandlungen niemals lächeln.
@schnalena

Wenn es schnell gehen soll, mach langsam.
@diktator

Wenn du nicht weißt, wie es geht, probier es 4 Stunden, selbst rauszukriegen. Falls es klappt, lernst du am meisten. Dauert es länger als 4 Stunden, frag wen, der es weiß.
@MarcWinking

Dauerhaft kannst du sowieso nur maximal 80 % leisten.
@JoergMutke

Den Dingen entgegengehen, nicht hinterherlaufen.
@leanderwattig

Kritisiere dich nicht selbst öffentlich, das machen schon die anderen.
@jhan2qt

Wenn dich deine Arbeit unglücklich macht, mach was anderes. Es gibt keine niedere Arbeit, solange du Spaß daran hast. Ich habe tatsächlich in zig Branchen und Unternehmen gearbeitet und fast immer gern. Aber wenn der Chef ein Arsch war, bin ich gegangen. Habe es nie bereut.
@DocHappy2

„Finde faule Menschen für harte Arbeit, sie werden immer den einfachsten Weg finden, die Aufgaben zu erledigen.“ Bill Gates „Du bist der faulste Mensch, den ich kenne!“ Mein Mann
@Lagertha1985

„Man muss den Mut haben, sich zu blamieren.“ Habe ich in der Biographie der großartigen Inge Rapoport gelesen und muss sagen: Es stimmt. Wirklich.
@H_Senst

Wenn du nicht weiter kommst bei einem Problem, leg es zur Seite und mache etwas anderes. Wenn du später wieder nach dem Problem schaust, und es sich noch nicht selbst gelöst hat, hast du wenigstens einen frischen Blickwinkel.
@TaliDelabocha

Nimm es nicht persönlich.
@mausbief

Immer mit Stift und Zettel zur Besprechung.
@ChrisMKloss

Niemanden interessiert es, ob du dir Mühe gibst. Nur das Ergebnis zählt.
@carmapax

Eine Aufgabe dauert so lange wie du Zeit dafür hast.
@Muddiversum1

Es geht nicht nur darum, die richtigen Dinge zu tun, sondern diese Dinge richtig zu tun.
Better ask for forgiveness than for permission.
Schreiben Sie jede Mail so, als ob sie sicher weitergeleitet werden würde.
@Herr__Meneutik

Die Firma liegt nicht nachts wach und denkt an dich.
@GCLexi1805

Family first, d. h.: „Wenn du morgen nicht mehr da bist, schreibt dein Arbeitgeber die Stelle neu aus und besetzt sie nach. In deiner Familie wird deine Stelle nie wieder nachbesetzt werden können…“ Klang auf Brasilianisch etwas weniger holprig.
@nicoleweber72

„Jeder ist ersetzbar!“ Tatsächlich aber positiv gemeint wie: „Wenn du krank bist, bist du krank, wir bekommen das schon hin!“ Hab lange gebraucht, um das auch positiv zu verstehen.
@billy____hoyle

Freizeit kannst du nicht kaufen. Keiner ist unersetzbar. Du kannst sie nicht alle retten.
@Bojerlanski

Gib 80 %. Damit hast du 20 % Reserve für Ernstfälle und Katastrophen und lieferst immer noch mehr als von dir erwartet wird.
@KC__DC

Wir machen das jetzt einfach so. Sollte es wirklich schiefgehen, machen wir halt ein betrübtes Gesicht und sagen uiuiui.
@karlKohldampf

Es ist alles nur ein großes Theater 🎭
@kathaleha

Einfach denken! Wenn es nicht funktioniert, kannst du immer noch kompliziert machen.
@Life_s_a_gas

Verabschiede dich von der hirnverbrannten Idee „für die Kunst leiden zu müssen, um Schreiben zu können“ und fang einfach an zu erzählen.
@pickinese

Ruhig, Brauner, morgen ist auch noch ein Tag.
@BeuthMichael

In einer Lackfabrik Ende 70er: „Alles was du hier siehst, darfst du nicht essen und nicht trinken!“
@nanuvo0

„5 Minuten dumm stellen spart 1 Stunde Arbeit“ Leider bin ich zu doof dazu.
@ZeroDivideError

70 % der Entscheidungen im Management stellen sich im Nachhinein als falsch heraus. Der Tipp wurde mir gegeben, damit ich leichter Entscheidungen treffen kann, womit ich mich bis dahin sehr schwertat. Mit diesem Wissen und einer vernünftigen Abwägung fahre ich seither sehr gut.
@28cm28

 

Die sind zum Teil gut!

Ich hätte da noch was beizusteuern

Emotionsprofil

Emotionsprofil

Benutzerprofil, Bewegungsprofil, Kundenprofil, Täterprofil, Kompetenzprofil…
Von all dem haben Sie wohl schon gehört. Aber „Emotionsprofil“?!

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Wenn die Weile zu lange weilt

Wenn die Weile zu lange weilt

Hände hoch – oder ich langweile Dich zu Tode!

Jetzt bist Du aber erschrocken, gell!? – Beruhige Dich, Du kannst Dich immer noch abwenden und Dich wichtigeren Themen zuwenden.
Dem Klima, dem Krieg und dem Egoismus im allgemeinen. Deiner Beziehung zu Gott oder der Steuerbehörde. Luxus, Elend und Ohnmacht. Die Auswahl ist gross.

In diesem Artikel wirst Du die Antwort finden auf die Frage „Was tun gegen die Langeweile?“

Da lasse ich mich über Langeweile aus, während viele Menschen froh wären, sich wieder einmal langweilen zu dürfen… Wer täglich ums Überleben kämpfen muss, hat wohl wenig Verständnis dafür. („Die Langeweile ist die Not derer, die keine Not kennen.“ Zitat)

Doch die Langeweile findet immer und überall Gelegenheit, sich breit zu machen. Im Job, in der Beziehung, im Traumurlaub, im Konzert, im Gespräch, im Krieg, und und.
(Der Langeweile wegen boomte im Tigray-Konflikt bei der Bevölkerung beider Kriegsparteien das Spielen von „Bingo“, wie eine Kriegsreporterin berichtete.)

Langeweile ist das Unglück der Glücklichen.
(Horace Walpole)

Die Langeweile hat’s in sich

Das Zitat (von Shunryu Suzuki, einem japanischen Zen-Meister) lässt das erahnen:

„Langeweile ist ein Gefühl, das nur in einem Geist aufkommt, der nicht bereit ist, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind; es ist der Geist, der sich ständig nach Veränderung sehnt und sich weigert, das zu schätzen, was vor ihm liegt.“

Warum ist „der Geist“ nicht bereit die Dinge so zu akzeptieren wie sie sind? Warum sehnt er sich ständig nach Veränderung und warum schätzt er nicht einfach das, was vor ihm liegt?

Liegt dieser Unruhe ein frühkindliches Trauma zu Grunde? Haben wir uns das Nie-still-halten als Strategie zugelegt um beängstigenden Eindrücken möglichst rasch zu entkommen? Ist sie Ausdruck einer psychischen Beschädigung?
Stephen Wolynski legt das nahe und spricht von der alltäglichen Trance, die ihren Ursprung im „grösstmöglichen Trauma“ hat; er meint damit das „geburtshalber Entrissenwerden aus der allumfassenden Verbundenheit“.
(Mehr in „Die Essenz der Quantenpsychologie: Durchschauen, wer wir nicht sind“.)

Oder ist es die Neugier, die Gier nach Neuem? Eine negative Auslegung wäre die Sucht nach Neuem. Gier und Sucht unterscheiden sich:
Die Gier ist nur heftiges Verlangen, die Sucht aber macht ein Sättigungsgefühl unmöglich. Sicher hängt beides zusammen, aber nicht unumgänglich.
Gesundes Verlangen oder starke Gier lässt sich (zumindest vorübergehend) befriedigen und schreit nicht gleich nach der nächsten Dosis.
In der Sucht kann keine wirkliche Sättigung mehr erreicht werden.

Die Neugier nach dem Leben ist bestimmt nichts Schlechtes. Wenn sie sich aber auf die Suche nach möglichst vielen und sich überbietenden Reizen von Aussen beschränkt, geht sie mit chronischer Unruhe einher.

Klar ist: Der Verstand kann’s nicht so mit Reizarmut und Stille.

1954 hat der US-amerikanische Neurophysiologe John C. Lilly am National Institute of Mental Health (NIMH) den ersten „Floating Tank“entwickelt. Das Gerät wurde später auch als „Samadhi-Tank“ bekannt.

Im isolierten Tank legt man sich in konzentriertes, 35° warmes Salzwasser und treibt da schwerelos, vollkommen abgeschottet von Aussenreizen. Nichts Sensorisches, kein Geräusch, komplett dunkel.
Lillys Anliegen war, die Aktivität des Gehirns bei „Sensorischer Deprivation“ zu untersuchen.

Er fand heraus, dass sich ein besonderer Entspannungszustand einstellt, der bezogen auf die Gehirnwellenfrequenz zwischen Wachen und Schlafen angesiedelt ist.
Was sich aber auch zeigte, dass viele Menschen während den Versuchen zu halluzinieren begannen.

Das Gehirn scheint also dermassen daran gewöhnt zu sein, sich unaufhörlich und gleichzeitig mit Tausenden von Eindrücken beschäftigen zu müssen, dass es irritiert reagiert wenn es plötzlich nichts mehr zu tun bzw. zu verarbeiten hat.
Um den gewohnten, „sicheren“ Zustand wieder herzustellen, beginnt es darum Sinneseindrücke selber herzustellen, zu fälschen, um etwas zum Verarbeiten zu haben.

Also: Warum ist „der Geist“ nicht bereit die Dinge so zu akzeptieren wie sie sind? Warum sehnt er sich ständig nach Veränderung und warum schätzt er nicht einfach das, was vor ihm liegt?
Ist es wegen traumabedingter Unruhe? Ist es eingefleischte Neugier? Ist es wegen der Gewöhnung an das Viele?

Langeweile ist nichts anderes als der Wunsch nach Wunscherfüllung.
(Dogen Zenji)

So oder so: Langeweile ist ein Zustand, den die wenigsten herbeisehnen.

Er stellt sich ein, wenn wir nichts zu tun haben oder wenn wir uns nicht für das interessieren, was wir tun. Die Zeit vergeht dann sehr langsam und Unwohlsein macht sich breit.

Die oben behandelte Rastlosigkeit ist an und für sich noch kein Grund um sich unwohl zu fühlen.
Hinter dieser speziellen Art von Unwohlsein steckt ein Gefühl der Unzufriedenheit, das aus Unterforderung und Bedeutungs- oder Sinnlosigkeit resultiert.

Aber wer entscheidet denn über die Bedeutung einer Sache oder die Sinnhaftigkeit einer Tätigkeit?
Und was hat das mit dem Sinn des Lebens zu tun?
Diese Frage bricht der Langeweile das Genick, denn sie ist ziemlich spannend.

Umgeben von Megatonnen an Ablenkungen umgeben, müssen wir uns der Langeweile nicht unbedingt aussetzen. So haben wir sie nicht als wichtiges Element unserer emotionalen Landschaft auf dem Radar und die Quelle der Langeweile braucht uns nicht zu interessieren.

Wir nähern uns der Quelle der Langeweile, wenn wir Frage(n)* nach unseren Bedürfnissen und (Lebens-) Zielen zulassen. „Was ist mir wichtig?“, „Was kann ich und was will ich damit?“ Und überhaupt: „Wer bin ich?“.
(* Der Hund beisst sich in den Schwanz: Mit diesen Fragen verschafft sich der Verstand einen ordentlichen Schub an (intellektuellen) Reizen und verfehlt mit seinem Ringen nach schlüssigen Antworten das Wesentliche. Paradoxerweise kann die Beschäftigung mit der Langeweile sehr unterhaltsam sein.)

Langeweile ist der beste Lehrer, um uns zu lehren, wie wir uns selbst beschäftigen können.
(Shunryu Suzuki)

Hat die Unruhe etwa auch ihre Vorteile?

Es kursieren Theorien darüber, welche evolutionären Vorteile die Langeweile bzw. die Unruhe, die sie hervorruft, haben könnte.

Eine Möglichkeit ist, dass Langeweile uns dazu bringt, aktiv nach neuen Herausforderungen und Möglichkeiten zu suchen, um unsere Fähigkeiten und unser Wissen zu erweitern.
Indem wir uns langweilen, motiviert uns unser Gehirn, nach neuen Erfahrungen und Aufgaben zu suchen, die uns dabei helfen, uns weiterzuentwickeln und das Überleben zu sichern.

Eine weitere Theorie besagt, dass Langeweile uns dazu anregen kann, kreative Lösungen für unsere Probleme zu finden.
Wenn wir uns langweilen, haben wir Zeit und Raum, um über unsere Situation und unser Leben nachzudenken und möglicherweise neue Ideen und Perspektiven zu entwickeln.

(Eine Studie aus dem Jahr 2013, veröffentlicht in der Zeitschrift „Creativity Research Journal“, zeigte, dass Menschen, die sich langweilen, eher zu kreativen Denkprozessen fähig sind als Menschen, die der Langeweile aus dem Weg gehen.)

Ziellosigkeit und Langeweile erleichtern das Unglücklichsein
(Thomas Pfitzer)

Wissenschaftliche Studien…

.. betrachten die Langeweile aus verschiedenen Perspektiven, da es sich um ein komplexes Phänomen handelt.

Generell: In der englischsprachigen Forschung wird zwischen „State Boredom“ und „Trait Boredom“ unterschieden – während ersteres eine situativ erlebte Langeweile mit Anfang und Endpunkt bezeichnet (etwa das Verbringen einer langweiligen Schulstunde oder das Warten auf die Bahn), handelt es sich bei „Trait Boredom“ um ein Persönlichkeitsmerkmal, das beeinflusst, wie schnell und häufig sich jemand langweilt und wie intensiv das Gefühl der Langeweile empfunden wird.

In der Psychologie wird Langeweile als ein Zustand der Unterstimulation beschrieben, bei dem eine Person das Gefühl hat, dass sie ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten nicht vollständig wahrnimmt bzw. nutzt. Dies zeige sich oft in Form von Desinteresse, Unwohlsein und Unzufriedenheit.

Zahlreiche Forschungen bringen Essstörungen, Angststörungen sowie Depressionen mit Langeweile in Verbindung. Eine Studie von 2008 belegte einen Zusammenhang von aggressivem und schnellem Fahren mit dem Hang zur Langeweile.

Die Unzufriedenheit kann sich also in Form von Aggression zeigen: Gelangweilte Menschen reagieren gegenüber anderen schneller wütend oder feindselig.
Besonders, wenn das Gegenüber nicht zu der “eigenen” Gruppe gehört, wie Forscher Wijnand Van Tilburg und Eric Igou in einer Versuchsreihe herausfanden:

In ihrem Projekt wurde die Auswirkungen von Sinnsuche und Langeweile auf die politische Gesinnung untersucht: Demnach schliessen sich gelangweilte Menschen besonders häufig radikalen politischen Vereinigungen an. „Langeweile lässt die Menschen versuchen, ein Gefühl der Sinnhaftigkeit wiederherzustellen“, heisst es in dem Forschungsartikel, der 2016 im European Journal of Social Psychology erschien: „Politische Ideologien und insbesondere das Festhalten an linken bzw. rechten Überzeugungen können als Bedeutungsquelle dienen.“

Bei gelangweilten Testpersonen fand man vor allem Aktivität im “Default Mode Network” (DMN). Diese Verbindung von verschiedenen Hirnregionen ist genau dann aktiv, wenn wir nichts tun und unsere Aufmerksamkeit nach innen richten. So auch bei abschweifenden Gedanken oder Tagträumen – die wiederum häufig auftreten, während wir uns langweilen.

In den Studien kommen unterschiedliche Gehirnregionen innerhalb des DMN zum Zuge, was vermutlich an den verschiedenen Untersuchungs-Methoden liegt. Es ist schwierig, Langeweile spezifisch zu messen. Die Autorinnen und Autoren einer kanadischen Übersichtsstudie schreiben: “Langeweile ist ein grundsätzlich internes Erlebnis, weshalb es schwierig ist, im Experiment zu bestimmen, wo die Langeweile beginnt und aufhört.”

„Du langweilst Dich? Selber schuld, mach was.“

Dass sich jemand selbstverschuldet langweilt, greift zu kurz.
Zu viele Faktoren tragen zu diesem Zustand bei.

So können etwa die Umstände im Leben eines Menschen nicht besonders herausfordernd oder interessant sein, was dazu führen kann, dass er sich langweilt. („Dann verändere eben die Umstände.“ – „Klar, mach das, wenn Du im Gefängnis sitzt!“)

Oder vielleicht verunmöglichen Stress, Erschöpfung, Depressionen, sich in stimulierenden Aktivitäten zu engagieren.

Sowieso ist Langeweile ein subjektives Gefühl, das von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Was für den einen langweilig ist, interessiert den anderen brennend.

Es gibt jedoch auch bestimmte Verhaltensweisen und Einstellungen, die dazu beitragen können, dass sich jemand langweilt.
Wer sich zum Beispiel nur auf die Ablenkungen durch Technologie und Unterhaltung konzentriert, entwickelt weniger Fähigkeiten, um mit der Langweile zurecht zu kommen. Gleichzeitig kann ein Mensch, der sich bewusst herausfordert, neue Dinge ausprobiert und seine Komfortzone ab und zu verlässt, weniger anfällig für Langeweile sein.

Langeweile ist der Zustand ungelebten Glücks.
(Almut Adler)

Die Langeweile und das Zeitempfinden

In der Langeweile scheint die Zeit langsamer zu vergehen und sich zu dehnen.
Dies liegt daran, dass Langeweile meist mit mangelnder Stimulation und fehlenden Ereignissen verbunden ist. Denn es sind die deutlich wahrnehmbaren Ereignisse, die helfen, die Zeit wahrzunehmen und zu messen.

Wenn wir uns langweilen, kann es schwieriger sein, uns auf eine Aufgabe zu konzentrieren. Die Gedanken schweifen ab, wir werden uns „Zeitlöcher“ bewusst und fühlen uns dadurch langsam und unproduktiv.

Die Wahrnehmung der Zeit kann auch dadurch beeinflusst werden, wie wir sie nutzen: Wenn wir uns langweilen, fällt es uns schwerer, produktive Aktivitäten zu finden, die uns helfen, die Zeit effektiv zu nutzen, was wiederum dazu beiträgt dass die Zeit sich langsamer anfühlt.

Die Langeweile korreliert also mit einem langsameren Zeitgefühl und einer geringeren Wahrnehmung von Ereignissen. Was dazu führt, dass wir uns unproduktiver und unzufriedener fühlen. Einerseits wurde uns eingetrichtert, dass wir „die Zeit nutzen“ sollen, andererseits haben wir auch das Bedürfnis, in dieser Welt wirksam zu sein.

Verlängert oder verkürzt Langeweile das Leben?
(Ernst Ferstl)

Langeweile und Selbstwertgefühl

Das Gefühl der Langeweile und damit einhergehend die Überzeugung, die Zeit nicht zu nutzen, kann sich auf das Selbstwertgefühl auswirken.

Menschen, die sich häufig langweilen, haben eher das Gefühl, ihr Leben sei ohne Bedeutung oder sie hätten keine Kontrolle über ihre Umstände. Zur Frustration oder Niedergeschlagenheit ist’s dann nicht weit, was sich wiederum auf das Selbstwertgefühl auswirken kann.

„Es hat alles keinen Sinn.“ Negativen Gedanken oder Glaubenssätzen bereitet die Langeweile eine komfortable Spielwiese um sich auszubreiten.
„Ich bin unbedeutend.“ „Ich bin nicht gut genug, um interessante Dinge zu tun.“

Langeweile und ein geringes Selbstwertgefühl verstärken sich gegenseitig; ein Teufelskreis.

Verzweiflung ist unendlich viel lustvoller als Langeweile.
(Giacomo Leopardi)

Können sich Tiere langweilen?

Langeweile und Selbstwertgefühl korrelieren bei Tieren wohl eher nicht.
Es gibt aber Hinweise darauf, dass Tiere sich langweilen können, insbesondere wenn sie in einer Umgebung leben, die ihnen keine ausreichende Stimulation oder Herausforderungen bietet.

In Gefangenschaft ist ihre Umgebung begrenzt und vorhersehbar und sie haben wenig Kontrolle über ihr Leben.

Einige Anzeichen dafür, dass Tiere sich langweilen können, sind zum Beispiel stereotype Verhaltensweisen, wie ständiges Hin- und Herschaukeln oder Kreisen, oder apathisch lethargisches Verhalten.
Diese Verhaltensweisen deuten auf Unterforderung und mangelnde Stimulation; ein solches Tier ist nicht artgerecht beschäftigt.

Leben ist Bewegung, der Körper ist in Bewegung (auch wenn er oberflächlich gesehen gerade komplett still hält) und verlangt nach Bewegung.
Mit Blick auf die Aussage, dass Langeweile sich durch das Fehlen von Reizen auszeichnet, kann man also durchaus von „körperlicher Langeweile“ oder körperlich empfundener Langeweile sprechen.

Die Langeweile lauert hinter jedem erfüllten Wunsch.
(Lisz Hirn)

Ab welchem Alter langweilt sich der Mensch?

Ein genaues Alter kann nicht definiert werden, da dies von vielen Faktoren abhängt: Die individuelle Persönlichkeit, Erfahrungen, Interessen, Umstände etc.

Einige Studien zeigen, dass Kinder ab 2 Jahren ein Verhalten zeigen, das als Langeweile interpretiert werden kann.
Kleine Kinder können oft noch nicht gut mit der Langeweile umgehen und suchen gerne nach externen Stimulierungen und Aktivitäten, um sich zu beschäftigen und zu unterhalten.
Aber da unterscheiden sie sich grundsätzlich nicht wesentlich von erwachsenen Menschen.

Im Laufe des Lebens verändert sich die Art und Weise, wie Menschen mit Langeweile umgehen. Ältere Menschen haben meist andere Interessen und Prioritäten als Kinder oder Jugendliche und entsprechend einen anderen Umgang mit der Langeweile.
Idealerweise können sie sie gar als Gelegenheit nutzen um zu reflektieren oder sich zu entspannen.

Kurz: Langeweile erlebt wohl jeder Mensch im Laufe seines Lebens, unabhängig vom Alter. Wie einzelne damit umgehen und wie stark sie sie empfinden, hängt jedoch von vielen individuellen Faktoren ab.

Die Macht der Gewohnheit wird durch Langeweile stabilisiert
(Gerhard Uhlenbruck)

Zum Begriff „Langeweile“

Der Begriff „Langeweile“ wird in seiner heutigen Bedeutung erst seit dem 18. Jahrhundert in der Literatur verwendet.

Dass die Menschen aber seit jeher mit der Herausforderung der Unterforderung konfrontiert waren, liegt nahe.
Beispielsweise gibt es in antiken Schriften wie etwa den Werken von Seneca oder Cicero Hinweise darauf, wie Menschen das Gefühl der Leere und der Unzufriedenheit bekämpften und nach Wegen suchten, um sich zu beschäftigen und zu unterhalten.

Ethymologisch Begriff leitet sich „Langeweile“ aus dem Mittelhochdeutschen ab, wo er als „lange wile“ bezeichnet wurde, sich also aus zwei Teilen zusammensetzt:
„lange“ = „lang“ oder „gedehnt“, „wile“ = „Zeit“ oder „Augenblick“.
„Lange Zeit“ oder „gedehnter Augenblick“ also.

Ursprünglich hatte das Wort eine neutralere Bedeutung und bezeichnete einfach einen längeren Zeitraum, bekam aber im Laufe der Zeit eine negative Konnotation und wurde mehr und mehr verwendet um das Gefühl von Unterbeschäftigung und Trägheit zu benennen.

In der Langeweile spüren wir das Nichts.
(H.U. Bänziger)


Langeweile, Philosophie und Physik

Das Wort „Wile“ stammt aus dem Altenglischen und bedeutete ursprünglich „Trick“ oder „Kniff“.
Es leitet sich vom germanischen Wort „wilja“ ab, das „Wunsch“ oder „Wille“ bedeutet.

Im Laufe der Zeit hat sich „Wile“ weiterentwickelt und wurde auch für andere Bedeutungen wie „Listigkeit“, „Cunning“ und „Täuschung“ verwendet.
Im heutigen Englisch ist das Wort „wile“ jedoch eher selten in Gebrauch und wird meist nur noch in poetischer Sprache oder als Teil von Redewendungen verwendet.

Im Mittelhochdeutschen wurde das Wort dann in der Form „wīle“ verwendet, um eine „Zeit“ oder einen „Augenblick“ zu bezeichnen.

Die Tatsache, dass unklar ist, wie der Sprung von „Täuschung“ zu „Zeit“ gelang, bietet Hand zu Spekulationen:
Hatte eine Mystikerin oder ein Mystiker die Eingebung, dass die Vorstellung von „Zeit“ lediglich eine Täuschung, eine Illusion, ist?
Aber wie konnte sich die schräg wirkende Eingebung eines einzelnen Menschen dann so stark verbreiten, dass daraus ein geläufiges Wort wurde?

Die Bedeutung von „Zeit“ ist vielfältig und komplex und bezieht sich im Allgemeinen auf die Abfolge von Ereignissen und die Dauer von Zuständen. Die „tatsächliche“ (gemessene) Zeit und die individuelle Empfindung von Zeit können sich stark unterscheiden.
Letztere wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, darunter Emotionen, Aufmerksamkeit (da war doch dieses Zitat von Shunryu Suzuki am Anfang dieses Artikels!) und Umgebung.

In der Philosophie wurde und wird immer wieder diskutiert, ob Zeit real ist oder eine Illusion. Die Zeit sei eine Konstruktion des menschlichen Geistes und es gebe keine objektive Realität, die der Zeit entspreche, meinen die einen. Andere argumentieren, dass Zeit eine objektive Realität sei, die unabhängig von menschlicher Wahrnehmung und Konstruktion existiere.

In der Physik findet sich die Vorstellung, dass Zeit und Raum eng miteinander verknüpft sind und dass die Zeit keine absolute und objektive Grösse ist, sondern von der Bewegung und der Position von Beobachtern abhängt. Diese Idee basiert auf Einsteins Relativitätstheorie.

Diese Ideen und Konzepte sind komplex und kontrovers. Die meisten Menschen empfinden Zeit als eine reale und wichtige Grösse in ihrem Leben und Alltag – völlig egal, ob Zeit nun eine Illusion ist oder nicht.

Langeweile ist immer Langeweile an sich selbst.

(Quadbeck-Seeger)


„Mir ist langweilig!“ – „Das meinst Du nur.“

Indem wir uns mit Langeweile beschäftigen, können wir uns bewusst machen, was uns im Leben fehlt oder was wir gerne tun würden, um uns erfüllt zu fühlen.

Das Zulassen von Langeweile kann uns helfen, uns besser kennenzulernen und unsere Bedürfnisse und Wünsche zu identifizieren.
Zur Not lassen sich neue Aktivitäten und Hobbys entdecken, die begeistern und helfen, an der Lebensqualität zu schrauben.

Wie gesagt: Die Beschäftigung mit der Langeweile kann unterhaltsam und erfüllend sein. (Es sei an den Hund erinnert, der sich in den Schwanz beisst…)

Sill alive?

Wenn Du diesen Blog-Beitrag bis hierhin gelesen hast, fandest Du ihn offenbar nicht „sterbenslangweilig“.
Es ist übrigens nicht genau bekannt, warum man „sterbenslangweilig“sagt.
Möglicherweise geht es um die Vorstellung, dass Langeweile so unerträglich sein kann, dass man sich wünscht tot zu sein – um ihr zu entkommen.
Oder dass man sich dermassen langweilt, dass man glaubt, es dauere für immer und man tatsächlich vor Langeweile „sterben“ werde.

Und jetzt noch meine Lieblingsweisheit:

Das Mühsame an der Ewigkeit ist, dass sie so lange dauert.
Vor allem gegen Schluss.

Ist Meditation langweilig?

Nicht langweiliger als Bungee-Springen oder ein Spaziergang durch die Schlangengrube. Kommt drauf an.

Auf die Tagesform kommt’s an und die Geduld, sich immer und immer wieder aus Grübeleien und Träumereien ins Jetzt zurückzupfeifen.

Eine Frage der Konzentration also. Wenn Du’s darauf angelegt hast, möglichst alles mitzukriegen, was in Dir und um Dich rum laufend geschieht, hat die Langeweile keinen Platz.

Aber Achtung: Meditation soll weder spannend noch langweilig sein, auch nicht nützlich oder gar heilig.

Untersuche die Sache selber, am besten täglich.
Lass Dich unterstützen, wenn es Dir Mühe macht eine tägliche Praxis zu etablieren: 7 Tage die Woche kannst Du um 06:30 kostenlos an einer offen gestalteten Online-Meditation teilnehmen.

Das klingt gut!

„Kann ich was verlieren?“ – „Nein.“
Emotionsprofil

Emotionsprofil

Benutzerprofil, Bewegungsprofil, Kundenprofil, Täterprofil, Kompetenzprofil…
Von all dem haben Sie wohl schon gehört. Aber „Emotionsprofil“?!

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Ich lästere, also bin ich

Ich lästere, also bin ich

Dass Menschen lästern hat verschiedene Gründe.

Wohl der wichtigste ist paradoxerweise der Beziehungsaspekt.
Lästern ist der Versuch, eine Bindung zwischen zwei Personen zu stärken, indem über Dritte beziehungsweise Abwesende gesprochen wird.
Es wird über «die Anderen» gesprochen, also wird das „Wir“ gestärkt.
Dabei ist das Inhaltliche oft nicht wirklich wichtig, und so kann sich die lästernde Person wenig später mit dem Menschen, über den sie eben noch hergezogen hat, freundlich austauschen.

Lästern dient gerne der oberflächlichen Psychohygiene. Der Frust will raus, der Kropf muss geleert werden, – dafür brauchts Zuhörende.
Auch hier stimmt das Ausmass des Lästerns oft überhaupt nicht mit dem wirklich Gefühlten überein. Und so setzt sich der/die Lästernde beim Mittagessen dann trotzdem freiwillig neben die „unmögliche Person“.

Lästern hat oft mit Macht und Struktur zu tun. Bei diesem Läster-Aspekt geht es um Ohn-Macht und verdeckte Macht innerhalb von Strukturen, und um Allianzen.
Wo viel gelästert wird, sollten die Führungsstrukturen überprüft werden.

Im Wirkkreis des Macht-Aspekts findet sich auch das Lästern aus verletztem Stolz und geringem Selbstwertgefühl.
Man redet schlecht über andere, stellt sich dabei selber besser dar – im Bestreben, sich dadurch besser zu fühlen. Lästern soll hier also das verletzte oder gekränkte Ego wieder stärken.

Und um an das Selbstwertgefühl anzuknüpfen: Ein weiterer Aspekt ist die Attraktivität von Sensationen und mithin die Wichtigtuerei.
Je schockierender, überraschender oder aussergewöhnlicher eine Geschichte ist, desto freudiger trägt man sie weiter in die Welt hinaus. Das gilt natürlich auch für die Geschichten über eine Person.
Ob das Gesagte wirklich der Wahrheit entspricht oder nicht, ist dabei unwichtig.
Hauptsache: Wer die umwerfenden Neuigkeit überbringt, darf sich kurz wichtig fühlen.

Kommt Ihnen all das bekannt vor?

Leiden Sie unter einem Läster-Klima an Ihrem Arbeitsplatz?
Setzen Sie Grenzen!
Setzen Sie sich für sich selber ein und äussern Sie Ihre Befindlichkeit!

Das ist oft leichter gesagt als getan.
Hier drei Vorschläge; vielleicht kommt einer Ihrem Naturell entgegen:

Sie sind gerne direkt?

Dann machen Sie den Protagonisten klar, dass es Ihnen Mühe macht, häufigem Lästern und Getratsche ausgesetzt zu sein. Sagen Sie, wie Sie sich dabei fühlen.

Sie winken lieber mit dem Zaunpfahl?
Hängen Sie einen (oder mehrere) dieser Zettel in der Nähe Ihres Arbeitsplatzes auf.

Sie exponieren sich ungern?
Holen Sie sich Beratung bei vorgesetzter Stelle, dem HR oder der Sozialberatung Ihres Betriebs.
Wichtig ist hier aber, dass Vertrauen gegeben ist und dass Sie entscheiden können, was mit dem Gesagten passiert. Wenn Sie diesbezüglich unsicher sind, buchen Sie besser vorgängig einen externen Termin bei einer Supervisorin oder einem Coach. Zum Beispiel bei mir.

Das kenne ich.

Über das würde ich gerne reden

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Von all dem haben Sie wohl schon gehört. Aber „Emotionsprofil“?!

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Self Care – „Pass auf Dich auf!“

Self Care – „Pass auf Dich auf!“

Eigentlich ganz einfach. Eigentlich.

„Mir ist saukalt, darum ziehe ich mir einen zweiten Pulli über.“
„Gestern habe ich mich überfressen, heute mässige ich mich.“
„Gestern habe ich kaum richtig gegessen, heute nehme ich mir Zeit für eine schöne Mahlzeit.“
„Gerade wollen alle etwas von mir. Eine Stunde kein Computer, kein Handy. Oder zwei Stunden.“
„Viel zu wenig geschlafen letzte Nacht, heute gönne ich mir einen Mittagsschlaf.“
„Ich fühle mich verhockt, habe mich in letzter Zeit zu wenig bewegt. Ich stelle mir das Velo bereit.“

Genau, das ist Self Care – oder etwas biederer: Selbstfürsorge.
Unter anderem.

Am Ende dieses Artikels kriegst Du ein praktisches Werkzeug, das Dir hilft, gut zu Dir zu schauen. Wenn Du schon alles über Self Care weisst, spring direkt dort hin.

Das Konzept der Selbstfürsorge hat eine lange Geschichte und lässt sich bis zu den alten Zivilisationen zurückverfolgen. In vielen Kulturen war die Selbstfürsorge ein fester Bestandteil des täglichen Lebens und wurde als Mittel zur Erhaltung des ganzheitlichen Wohlbefindens angesehen.

In jüngerer Zeit hat sich die Sache kurlig entwickelt. Die Milliardengewinne, die die Schönheits- / Fitness- / Wellness-Industrie weltweit einfährt, lässt erahnen, wie gross das Bedürfnis nach Selbstfürsorge eigentlich ist. Die Bereitschaft ist gross, die Befriedigung dieses Bedürfnisses an käufliche Produkte und Dienstleistungen zu delegieren.

Sich das eine oder andere Hilfsmittel zu besorgen ist ja nicht verkehrt.
Wesentlich ist jedoch die Art und Weise, wie wir mit uns selber umgehen.

Selbstfürsorge bezieht sich auf Aktivitäten und Praktiken, mit denen wir uns um unsere körperliche, geistige und emotionale Gesundheit kümmern.

Eine selbstfürsorgliche Haltung ist nicht egoistisch oder selbstsüchtig.
Kümmern wir uns nicht um uns selber, können wir uns auch nicht um andere und „die Welt“ kümmern.
Es geht um ein Gleichgewicht zwischen „zu uns selbst nett sein“ und für andere da sein.

Wir tun also gut daran, der Selbstfürsorge, wenn immer möglich, hohe Priorität einzuräumen und zu einer Haltung zu finden, in der wir uns das erlauben. So sind wir auch in der Lage, uns Zeit für Dinge zu nehmen, die uns gut tun.
Dinge, die unser körperliches, geistiges und emotionales Wohlbefinden fördern:

  • Viel bewegen – natürlich möglichst so, dass es Spass macht.
  • Gesund essen – nicht zu viel, nicht zu wenig.
  • Genügend schlafen.
  • Entspannungstechniken lernen und üben.
  • Sich immer wieder mal hinsetzen und meditieren.
  • Schöne Orte aufsuchen, sich in der Natur den Elementen aussetzen.
  • Hobbies pflegen (sofern vorhanden) und ihnen den nötigen Platz einräumen.

Es ist auch ganz gut, ein gewisses Selbstmitgefühl zu entwickeln: Sich selbst (hier: ungeliebten Mustern und Verhaltensweisen) gegenüber freundlich und verständnisvoll sein, besonders in schwierigen Zeiten.
Dazu gehört auch, Grenzen setzen zu können. Überzogen anspruchsvolle Menschen und überhöhte berufliche Anforderungen hindern uns unter Umständen, uns zu regenerieren und zu tanken.
Nicht zu vergessen: Ruhe und Entspannung bedürfen zuweilen der Planung. Pausen und die Möglichkeit, sich auszuruhen und zu entspannen, sind ein wichtiger Bestandteil der Selbstfürsorge.

Wenn wegen besonders schwierigen Umständen die ganze Selbstfürsorgerei nicht so recht gelingen will und uns das Ruder entgleitet, sollten wir uns nicht scheuen, die Unterstützung durch Freunde und Angehörige zu suchen oder professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen in Form von Therapie oder Beratung.

Es ist je nach Veranlagung leicht, die Bedürfnisse anderer vor die eigenen zu stellen. Die Selbstfürsorge sollte aber Vorrang haben.

Vernachlässigen wir uns selbst, hat das unschöne Folgen für unser eigenes Wohlbefinden und für das der Menschen, die mit uns zu tun haben.
Es fehlt die Energie um Freude am Leben zu haben, Pflichten zu erfüllen und andere zu unterstützen.

Die Folgen für die körperliche, geistige und emotionale Gesundheit machen sich früher oder später bemerkbar:

  • Der Stress lässt uns nicht zur Ruhe kommen.
  • Angstzustände können sich einstellen.
  • Depressive Verstimmungen oder Depressionen machen sich breit.
  • Das Immunsystem schwächelt, Krankheiten können chronifizieren.
  • Die Frage „Hast du gut geschlafen?“ mögen wir schon gar nicht mehr hören.
  • Sich auf etwas zu konzentrieren fällt zunehmend schwer.
  • Die Bewältigung des Alltags wird mehr und mehr zur Herausforderung.
  • Die Beziehungen zu anderen Menschen leiden.

Woran merken wir denn, ob wir gut oder nicht so gut zu uns schauen?
Warten wir bis die ungünstigen Symptome deutlich genug und unüberfühlbar sind?
Die Sensibilität den Anzeichen gegenüber ist sehr individuell justiert; manche Menschen nehmen die Signale eher wahr als andere, und dann gibt es noch die, die warten bis ihnen der ärztliche Bericht um die Ohren fliegt.

Hier ein Vorschlag, wie die Selbstfürsorge gelingen kann:

Eine Tabelle zu führen ist eine äusserst einfache Methode um sich und das fürsorgliche Verhalten sich selber gegenüber im Auge zu behalten.
Das klingt vielleicht vorerst mal allzu banal oder gar bescheuert – ist aber sehr wirksam.
Mit einer Monats-Tabelle* siehst Du auf einen Blick, wie Du in letzter Zeit mit Dir umgegangen bist und ob es Verhaltensweisen gibt, denen Du mehr Beachtung schenken solltest.
(* Klick aufs Bild -> Download)

Am Ende jeden Tages bewertest Du auf einer 4-Punkte-Skala die Kriterien

  • Schlaf
  • Zeit für mich
  • Ernährung
  • Bewegung
  • und – wenn Du magst – ein bis zwei weitere, selbst gewählte (Rauchen, Alkohol & Co, soziale Kontakte, meditieren, lachen etc. …

Dies zu tun kostet Dich höchstens eine Minute Lebenszeit.

Wichtig:
Allein dass Du Dir täglich 1x Gedanken zu Deiner Selbstfürsorge machst, hat schon einen Effekt.
Tu Dir was Gutes und probiere es aus; mindestens 3 Monate lang.
Ich freue mich wenn Du’s mich wissen lässt, wie es Dir damit ging!

Emotionsprofil

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„Keep it simple, das Einfache ist schwierig genug!“

„Keep it simple, das Einfache ist schwierig genug!“

Mein 3-Ebenen-Modell im Coaching

Frau B. erschien ein bisschen verspätet zum Coaching-Termin. Leicht genervt.
Ein kleiner Kaffeefleck zierte ihre Bluse.
Sie habe auf dem Weg zu mir einen Coffee To Go getrunken und sei angeschubst worden.
Das ist natürlich nervig.

Ganz so schlimm war’s nicht

Der Kaffeefleck erwies sich als Türöffner:
Wer im Gehen isst oder trinkt, tut das meist in der Absicht, dadurch ein bisschen Zeit zu sparen.
Wer Zeitspar-Gelegenheiten* nutzt, will die Zeit lieber für andere, „wichtigere“ Sachen einsetzen.
Wer viele wichtige Sachen am Laufen hat, ist laufend gezwungen zu priorisieren. Und die Art wie jemand priorisiert, ist geprägt vom Selbst- und Weltbild.

(* Hier übrigens ein Blog-Beitrag, der Ihnen zeitsparend vermittelt, was unter dem „Emotionsprofil“ zu verstehen ist.)

Erste Zutaten für die Basis der Coaching-Struktur

Die Entstehungsgeschichte des Kaffeeflecks lud ein zum Erzählen und öffnete somit den Raum, in dem Frau B. sich präsentieren konnte:
Ein Raum, der mit erfolgreichen Menschen dekoriert ist und mit Menschen, die Frau B. – ihres beruflichen Erfolgs wegen – nicht wirklich wohlgesonnen sind. Auch eine „allzu anspruchsvolle Familie“ kommt darin vor, eine viel telefonierende Mutter, diverse Fitnessgeräte und stapelweise Selbstmanagement-Ratgeber. Einige Arzttermine sind an die Wand gepinnt und eine schlecht ausgeleuchtete Ecke wird durch einen wackeligen Raumtrenner vor Blicken geschützt.

Was hat Frau B. veranlasst, diesen Raum genau so zu bestücken? Was ist ihr dabei wichtig, was gefällt ihr daran, was betrachtet sie als gegeben und unumgänglich?
Es sind dies Fragen, die direkt mit ihrer Selbstwahrnehmung verknüpft sind und mit ihrer Art, die Welt zu sehen. Fragen, die helfen, die Basis der Coaching-Struktur zu setzen.

Im Coaching lade ich Sie ein, Ihr Selbstbild zu reflektieren und mir zu schildern, wie Sie „die Welt“ wahrnehmen.

Die Basis der Coaching-Struktur – und damit auch der Auftakt des Prozesses – wird bestimmt durch den „Einrichtungsgegenstand“, der in den Fokus der Betrachtung gerät.

Im Fall von Frau B. waren es Selbstmanagement-Ratgeber, insbesondere die Sammlung „iss-gesünder-schlafe-besser-trainiere-effizienter-sei-körperbewusster“.
Die Basis waren also die Meldungen ihres Körpers und ihr Umgang mit ihm.

Wir verlassen jetzt Frau B. und den weiteren Verlauf des Prozesses.

In der geschilderten Situation baut die Struktur des Coachings auf körperbezogene Betrachtungen auf.
Es könnten aber auch bestimmte Gefühle oder das Mindset (die „Kopfsachen“) dazu dienen.

Um das ausführlich zu erklären, betritt jetzt mein 3-Ebenen-Modell die Bühne. Es ist sehr einfach gehalten und hilft, Zusammenhänge zu veranschaulichen.

 „Keep it simple, das Einfache ist schwierig genug!“

  Das ganze Gebilde symbolisiert auf überschwängliche Weise einen Zustand optimalen Wohlbefindens; einen Zustand, den wir gerne anstreben.
Alles in Balance, alles voll im Saft, – alles durchwegs paletti.

  Zuoberst tanzt das Befinden.
So wie hier dargestellt, verkörpert es die Aussage „mir geht es saugut!“ oder „es geht mir extrem wahnsinnig saugut!“
Für seine bedenkenlosen Freudensprünge ist das Befinden auf einen sicheren Boden angewiesen.

Den sicheren Boden bietet dieses Dreiergespann:

  Die körperliche Gesundheit, das ausgeglichene Gefühlsleben, der klare Verstand: Alle drei leisten gleich viel, sie verteilen die Aufgabe gerecht untereinander.

Soweit der Idealzustand.

Es ist aber ein fragiles Gleichgewicht!

  • Ist der Körper durch Krankheit geschwächt oder plustert er sich übermässig auf durch überspannte Schönheits- und Fitness-Vorstellungen, wirkt sich das umgehend auf die beiden anderen Mitspieler aus.
  • Nehmen die Gefühle (egal welcher Färbung) dermassen überhand, dass Körper und Verstand vernachlässigt werden, gefährdet das die Balance ebenso.
  • Und wenn der Verstand darauf beharrt, dass er alleine weiss wie der Boden zu stützen sei, werden Körper und Gefühle verkümmern oder durch Kapriolen versuchen, zur Geltung zu kommen.


Jede Unstimmigkeit wirkt auf die Stabilität des Bodens, jede Instabilität stört das Befinden bei seinem Tanz.

Die Eigenheiten der drei Stützen

Der Körper …
ist unser Haus, das wir ein Leben lang bewohnen.
Wir richten es ein, räumen immer wieder um, beschaffen Neues und entsorgen Altes, machen es einbruchsicher, frischen den Anstrich auf, achten darauf dass das Dach dicht bleibt und fühlen uns im besten Fall darin wohl.

Spuren der Zeit dürfen sein… Möglicherweise lassen wir das Haus aber verlottern und kümmern uns nicht um all den unnützen oder kaputten Kram, der sich anhäuft.

Über Körperbewusstsein verfügen wir nicht von Beginn weg, wir entwickeln es nach und nach.
Frühe negative und positive Erfahrungen, die wir mit unserem Körper in Verbindung bringen, prägen uns zutiefst.
Das zeigt sich oft daran, wie wir mit unserem „Haus“ umgehen.

Negative Prägungen und ihre Auswirkungen (auf unsere Wahrnehmung und Interpretation des Lebens) zu erkennen und aufzulösen, kann ein mühseliger Prozess sein.

Wir können durch unseren Körper grösste Freuden und unerträgliche Schmerzen empfinden; wir können uns darüber freuen, dass wir ihn benutzen dürfen oder ihn als lästiges Übel betrachten; wir können ihn krankhaft überkultivieren oder ihn vernachlässigen; wir können mit ihm Kunst ausdrücken und ihn zur Kunst machen.
Wir können ihn aber auch lediglich als etwas betrachten, dem man Ernährung und Substanzen zuführt, that’s it. Zu viel oder ungesunde Nahrung, beglückende oder betäubende Substanzen, – egal, rein damit.
Wir können ihn also respektvoll bewohnen oder ihn auf die eine oder andere Weise missbrauchen.

Wer bewohnt das Haus?
Es wird zum Problem, wenn wir uns mit dem Körper identifizieren. Auf das Bild mit dem Haus übertragen würde das heissen „ich bin das Haus“. Aber das Haus ist lediglich das Haus, und es wird bewohnt. Wer also wohnt in dem Haus?!

Die Identifikation führt zu falschen Schlüssen:
Das Haus ist schön = ich bin (und bleibe) schön; das Haus ist beschädigt = ich bin beschädigt. Das Haus verwittert und zerfällt = ich werde gleichermassen wertlos.

Gehen wir davon aus, dass wir uns das Haus nicht selber aussuchen konnten. Ob es uns nun zugeteilt wurde oder warum auch immer wir ausgerechnet in diesem Haus unser Leben verbringen, – es ist das bestmögliche Haus, das wir kriegen konnten.

Es trägt zum Glück bei, wenn wir uns mit diesem Fakt arrangieren können und zu unserer ganz eigenen Art finden, das Haus zu bewohnen. Es reicht, zum Haus Sorge zu tragen; nicht übertrieben viel und nicht zu wenig.
Und es ist gut, die Vor- und Nachteile dieses einzigartigen Hauses zu kennen und diese zu akzeptieren.

 

Gefühle, Emotionen…
Hier ein griffiges Bild zu finden, analog zum „Körper als Haus“, ist nicht ganz so einfach.
Am ehesten kann die „Atmosphäre“ im Haus als Vergleich herhalten.

Die Atmosphäre ist häufigen Wechseln unterzogen, kann zum Teil selber gestaltet werden – unterliegt aber auch äusseren Einflüssen, die wir kaum steuern können.

Wir können das Haus hübsch oder nachlässig einrichten, es regelmässig lüften oder vermiefen lassen. Bezeichnenderweise spricht man vom „Gefühlshaushalt“.
Für den Kontakt zum Aussen haben wir Fenster, um uns vor dem Aussen zu schützen dienen Storen und Alarmanlagen.

In der Emotionstheorie ist man sich nicht einig, wie viele Basisemotionen in uns wirken; man spricht von fünf bis acht „Kategorien“. Es gibt aber einen Konsens: sie sind dazu da sind, uns das Überleben als Individuum und als Gattung zu sichern. (Die Sache mit der Liebe ist eine andere Geschichte…)

Wir müssen also lebenserhaltende Vorkehrungen treffen: Heizen wenn wir zu erfrieren drohen, kühlen wenn sich der Hitzekollaps ankündigt; Vorräte anlegen; Türen und Fenster schliessen wenn Gefahr von aussen droht; Türen und Fenster öffnen bei abgestandener Luft; Ungeziefer fern halten; dafür sorgen dass die Versorgung mit Wasser und Strom gewährleistet ist … usw.

Wer kümmert sich um all das? Wer ist das?

Wenn wir gute Voraussetzungen für das Überleben geschaffen haben, können wir darüber hinaus einiges tun, um das Leben im Haus angenehm zu gestalten: Dem eigenen Geschmack entsprechend einrichten und dekorieren, die Wände bemalen und die Räume mit Musik beschallen.

Zwischendurch haben wir Besucher im Haus. Vielleicht auch ungebetene Gäste – die sich breit machen und sich an keine Regeln halten, die nicht mehr gehen wollen und viel Dreck produzieren. Aber auch angenehme Wesen können auftauchen – welche, die man gerne bei sich hat und die unser Haus wertschätzen. Und die wissen, wie viel Raum sie einnehmen dürfen.

Es trägt zum Glück bei, wenn uns die gute Atmoshäre im Haus ein Anliegen ist und wir dieser darum immer ein bisschen Beachtung schenken. Für Gäste, die die Beachtung brachial an sich reissen, sollten wir die Türe offen halten, damit wir sie im richtigen Moment nach draussen spedieren können.

(Vorsicht: sich ausschliesslich mit der Atmosphäre im Haus zu beschäftigen macht auch nicht wirklich glücklich; wir sind nicht die Atmosphäre. – Es ist hilfreich, sich nicht mit den Gefühlen zu identifizieren.)


Der Verstand
ist der Hausmeister.
Sein Aufgabengebiet ist klar umrissen:

  • Die Übersicht zu wahren über alles was sich im Haus befindet und zu wissen, wo was zu finden ist.
  • Zur richtigen Zeit die richtigen Dinge bereitzustellen.
  • Dafür zu sorgen, dass die Dinge geordnet bleiben und sich nicht irreführend mischen.
  • Bei Bedarf Neuanschaffungen zu organisieren und Unnützes platzsparend zu lagern.
  • Seine Kompetenzen zu kennen und sich nicht eigenmächtig Zuständigkeiten zu erschaffen.
  • Auf zurückhaltende, nützliche Art das Konstrukt Ego, das „ICH“, in Schuss zu halten.

Auch wenn der Verstand viel Macht hat im Haus, darf er sich keinesfalls so benehmen, als ob ihm das Haus gehören – und er im Zentrum stehen würde.
Wenn er einfach seine Arbeit verrichtet, können wir die laufend auf uns einprasselnden Eindrücke richtig einordnen und sinnvoll reagieren.
Das Entwickeln von Gedanken und Handlungen kann die Folge sein.
(Das Archiv sämtlicher Erfahrungen, die wir in unserem Leben je gemacht haben, steht dem Verstand hierfür zur Verfügung!)

Der Verstand hilft uns durch das Leben zu navigieren und uns als Person zu verorten.
Wer ist dieser Hausmeister?
Und was, wenn er seine Kompetenzen überschreitet?

Wenn er dies tut, kann er sich etwa die Zuständigkeit für Gefühle zuschanzen und sie mit Hilfe des Archivs auch gleich selber basteln. Er ist sehr geschickt darin!
Und so kann es leicht geschehen dass wir in wahren Gefühlswellen versinken, wenn wir an vergangene schöne, traurige oder beängstigende Situationen denken.

Der Verstand will alles einordnen können.
Wenn ihm das nicht gelingt (etwa weil er es mit einer neuen Erfahrung zu tun hat), schlägt er rasch mal Alarm und zaubert zum Beispiel Gefühle der Angst aus dem Hut. Schleier der Angst hindern uns dann, aus dem Haus zu schauen – auf das was wirklich ist.
Dies ist nur eines der vielen Missgeschicke, die dem Verstand in seinem Ordnungszwang unterlaufen können.

Mit Langeweile oder Stille kann’s der Verstand nicht so gut, er tut alles um einen derartigen Zustand zu vermeiden, – für ihn geht es dabei um „Leben und Tod“!
Steht gerade keine sinnvolle Aufgabe an, wühlt er halt im Archiv rum, bringt Dinge zusammen die nicht zusammen gehören, baut Geschichten und würzt sie mit „Gefühlen“.
Wenn wir die Produkte seiner Werkstatt mit dem realen Geschehen verwechseln, kann es leicht geschehen, dass wir uns mit unseren Gedanken identifizieren.

Es trägt zum Wohlbefinden bei, wenn wir dem Verstand nicht freie Hand lassen.
Seinen ständigen Kommentaren, Schlussfolgerungen und Anweisungen sollten wir mit einem gewissen gesunden Misstrauen begegnen.

Das Haus, die Atmosphäre, den Hausmeister und die Umgebung nicht aus dem Blick zu verlieren, ist manchmal gar nicht so einfach. Es hilft, das zu üben.
Interessiert? Dann gefällt Ihnen vielleicht der Blog-Artikel „Meditation ist keine abgefahrene Sache“

Auch das Team „Körper-Gefühle-Verstand“ ist natürlich auf guten Stand angewiesen.
Der Schild, der die drei Gesellen trägt, wird von vier Kreaturen gehalten, die für vier wichtige Aspekte unseres Lebens stehen:

Die erfüllenden Beziehungen, das schützende Zuhause, das gesicherte Einkommen und die Freude an der persönlichen Entwicklung.

Alle leisten gleich viel, sie verteilen die Aufgabe gerecht untereinander.

Ein Blick auf die Stützen, die die Stützen stützen:

Beziehungen zu anderen Menschen, zu unserer Umwelt, sind entscheidend für unser Wohlbefinden. Sind sie intakt, geht es uns meist recht gut.

Zerbricht aber die Liebesbeziehung oder eine Freundschaft, kann uns das ziemlich aus der Bahn werfen.

Werden wir am Arbeitsplatz gemobbt, kann uns das richtiggehend krank machen.

Ist unser Verhältnis zur Natur gestört (etwa wenn wir uns als von ihr abgesondert betrachten) kann das ein tiefgreifendes Gefühl von Entfremdung hervorrufen.

Die Versuche, diese Leere „mit Anderem“ zu füllen sind ganz schön anstrengend und kraftraubend.

Wenn Beziehungen gestört sind, sind sie als Stütze nicht mehr verlässlich.

Das Zuhause kann wortwörtlich das schützende, behagliche Dach über dem Kopf meinen oder aber ein grundsätzliches Gefühl von sich-heimisch-fühlen.

Sich immer wieder in das vertraute private Reich zurückziehen zu können, ist für die meisten Menschen wichtig.

In einer Wohnung zu leben, die man nicht mag und aus Not nicht verlassen kann. Die Kündigung des geliebten Zuhauses. Der Verlust des Hauses…

Es braucht wenig um diese Stütze zu schwächen.

Viele Menschen definieren sich über ihre Arbeit.
Der Stellenwert des Geldes ist hoch.

Man kann für seine Arbeit brennen oder sie als notwendiges Übel betrachten und sie einfach absolvieren.

So viel Geld zu haben dass es gerade fürs Überleben reicht oder sich mit Geld möglichst viel Macht und Status zu verschaffen, – dazwischen liegen Welten.

Wenn die Finanzen (etwa wegen Verlusts der Arbeit) wegbrechen und die Existenz bedroht ist, wird rasch klar wie wichtig diese Stütze ist.

Die Persönliche (Weiter-) Entwicklung als Stütze im ganzen Gefüge?
Und wie!

Lernen wir aus Erfahrungen? Bleiben wir neugierig auf uns und das Leben?

Finden wir zur Kreativität um uns in schwierigen Situationen selber aus dem Sumpf zu ziehen? (Oder gehen wir wenigstens zu Muzio ins Coaching?)

Halten wir die Frage nach dem Sinn unseres Seins lebendig?

Wissen wir, dass unsere Existenz unaufhörlich nach Wachstum verlangt? Nutzen wir dieses Wissen?

Diese Stütze kann die Wichtigste überhaupt sein. Sie können Sie stärken.
Mehr dazu unter RESET und im einen und anderen Blog.

Alle Aspekte unserer Befindlichkeit sind untrennbar miteinander verbunden.
Leidet einer von ihnen, werden andere stärker beansprucht.
Schenken wir einem von ihnen übermässig viel Aufmerksamkeit, kommen andere zu kurz.

Kurz zurück zum Coaching

Das 3-Ebenen-Modell ist also eine übersichtliche Orientierungshilfe.
Es ermöglicht, sich vom Einfachen ins Vertrackte vorzutasten – und das Vertrackte immer wieder auf das Einfache herunterzubrechen.

Gemeinsam hangeln wir uns durch das Gebilde. Diese erste Phase ist sehr ergiebig, macht die Struktur unserer künftigen Zusammenarbeit zunehmend sichtbar und leitet den Prozess ein.*

Rasch haben wir genügend „Material“ auf dem Tisch um das, beim Erstgespräch definierte, Ziel zu überprüfen und gegebenenfalls neu zu definieren. Jetzt ist auch der Moment um eine Roadmap zu erstellen.

Es ist unter anderem mein Job, die Roadmap während dem anschliessenden, mehrteiligen Prozess im Auge zu behalten und gegebenenfalls Routenänderungen vorzuschlagen. Ich sorge auch dafür, dass wir uns nach den – ebenfalls beim Erstgespräch gezogenen – Leitlinien richten.

Nach einem gelungenen Coaching haben Sie Ihr Ziel erreicht oder sind ihm zumindest ein gutes Stück näher.

* Die gleichen Gesetze lassen sich auch auf das Gleichgewicht in einem Team übertragen.
Dieser alte Kurzfilm in kläglicher Qualität zeigt das sehr schön auf.

Das Erstgespräch

Der erste Eindruck. Stimmt die Chemie?

Wir stellen uns einander vor.

Ich formuliere Sinn und Zweck dieses ersten Gesprächs, teile meine Gedanken zum Coaching als besonderem Beratungsformat und erläutere meinen Coaching-Ansatz.

Wir einigen uns bezüglich der Rollenverteilung im Coaching-Prozess.

Sie tragen Ihr Anliegen vor und äussern Ihre Wünsche und Erwartungen.
Gegebenenfalls hinterfrage ich Ihre die Ziele, um eventuelle unrealistische Erwartungen abzubauen.

Sie legen offen, wer ausser Ihnen selbst einen Einfluss auf den Coaching-Prozess haben könnte bzw. Erwartungen daran knüpft.

Ich erläutere den methodischen Rahmen und teile mit Ihnen meine erste Einschätzung hinsichtlich der Inhalte und der Dauer des Coachings.

Offene Fragen?

Wir klären die vertraglichen Voraussetzungen für das Coaching: Honorar, Zahlungsmodus, Dauer und Turnus der Sitzungen.

Wir vereinbaren gemeinsam die weitere Vorgehensweise.

Das Erstgespräch ist kostenlos.

Gut, ein Erstgespräch.

wie geklickt, so gewonnen

Emotionsprofil

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Benutzerprofil, Bewegungsprofil, Kundenprofil, Täterprofil, Kompetenzprofil…
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Gesucht: Der beste Witz der Welt

Gesucht: Der beste Witz der Welt

2004 wurde im Rahmen eines wissenschaftlichen Projektes der beste Witz der Welt ermittelt.
Die Studie war einer der grössten sozialwissenschaftlichen Feldversuche, die es je gab.

Die Motivation hinter dem Versuch war, mehr über den Humor und dessen Funktion und Aussagekraft in verschiedenen Gesellschaften herauszufinden – ein Themenfeld, zu dem es bisher so gut wie keine Studien gab.

Über die Studie

Sie wurde von Richard Wiseman (Uni Hertfordshire) initiiert.
Menschen weltweit wurden aufgefordert, ihren Lieblingswitz per Internet ins „Laugh Lab“ einzusenden und die Witze anderer Menschen zu bewerten.

Die Projekt-Website von „Laugh Lab“ hatte zwei Bereiche:
In einem Teil konnten die Leute ihren Lieblingswitz eingeben und ihn an ein Archiv senden.
Im zweiten Bereich konnten die Teilnehmer einige einfache Fragen zu ihrer Person beantworten (z. B. Geschlecht, Alter und Nationalität) und dann auf einer fünfstufigen Skala von „nicht sehr lustig“ bis „sehr lustig“ bewerten, wie lustig sie fünf zufällig ausgewählte Witze fanden.

„Nebenprodukte“ des Projekts

Drei Monate nach Beginn des Projekts prüfte das wissenschaftliche Team die Daten zum ersten Mal eingehend.
Der beste Witz in diesem frühen Stadium (war von Geoff Anandappa aus Blackpool im Nordwesten Englands eingereicht worden und) handelte von dem berühmten fiktiven Detektiv Sherlock Holmes und seinem leidgeprüften Kumpel Dr. Watson:

Sherlock Holmes und Dr. Watson gingen campen. Sie schlugen ihr Zelt unter dem Sternenhimmel auf und legten sich schlafen.
Mitten in der Nacht weckte Holmes Watson auf: „Watson, schau nach oben und sag mir, was du siehst.“
Watson: „Ich sehe Abermillionen von Sternen.“
Holmes: „Und was schliessen Sie daraus?“
Watson: „Nun, wenn es Millionen von Sternen gibt, und wenn auch nur ein paar davon Planeten haben, dann ist es ziemlich wahrscheinlich, dass es da draussen einige Planeten wie die Erde gibt. Und wenn es da draussen ein paar erdähnliche Planeten gibt, dann könnte es auch Leben geben.“
Holmes: „Watson, Sie Idiot, das bedeutet, dass jemand unser Zelt gestohlen hat.“

Während des Projekts hat Wiseman einige der bekanntesten britischen Wissenschaftler und Wissenschaftsautoren gebeten, ihre Lieblingswitze bei LaughLab einzureichen.
Der Witz, der in der Kategorie „Bester von einem bekannten Wissenschaftler eingereichter Witz“ gewonnen hat, wurde vom Nobelpreisträger und Chemieprofessor Sir Harry Kroto eingereicht:

Ein Mann geht die Strasse entlang, sieht einen anderen Mann mit einem sehr grossen Hund und spricht ihn an:
„Beisst Ihr Hund?“
„Nein, mein Hund beisst nicht“.
Der Mann tätschelt daraufhin den Hund, dieser beisst ihm die Hand ab.
„Sie sagten, Ihr Hund beisst nicht!!“.
„Das ist nicht mein Hund“.

Das wissenschaftliche Team untersuchte in der ersten Phase der Studie nebenbei auch andere Quellen des Humors – zum Beispiel Computer.
(Dr. Graham Ritchie und Dr. Kim Binsted hatten Jahre zuvor ein Computerprogramm entwickelt, das Witze produzieren konnte.)
Es stellte sich die Frage, ob Computer witziger sind als Menschen, und so wurden einige der besten computergenerierten Witze ins LaughLab eingegeben – aber nicht als „künstlich“ deklariert.
Die meisten dieser Witze erhielten niedrigste Bewertungen im Archiv.
Einer war jedoch überraschend erfolgreich und schlug rund 250 menschliche Witze.
Er funktioniert nur auf Englisch:

What kind of murderer has fiber? A cereal killer.

Ebenfalls in einer frühen Phase der Studie erhielt das Team die folgende Einsendung:

Zwei Kühe stehen auf einer Wiese. Die eine sagte: „Muh.“
Die andere: „Das wollte ich auch gerade sagen!“

Die Studienleiter beschlossen, diesen Witz als Grundlage für ein kleines Experiment zu verwenden.
Sie gaben den Witz mehrmals ins Archiv ein, wobei sie andere Tiere und andere Geräusche einsetzten.
Zwei Tiger machten „Grrrr“, zwei Vögel „Tschilp“, zwei Mäuse „Uiik“, zwei Hunde „Wau“, und so weiter.
Am Ende der Studie untersuchten sie, welchen Einfluss die verschiedenen Tiere darauf hatten, wie lustig die Leute den Witz fanden.
An dritter Stelle kam der Kuhwitz, an zweiter Stelle die zwei Katzen, die „Miau“ machten. Der Siegerwitz in dieser gefakten Kategorie war:
Zwei Enten saßen in einem Teich, eine der Enten sagte: „Quak“.
Die andere Ente sagte: „Das wollte ich auch gerade sagen!“
(Die Erklärung erspare ich Ihnen, der Clou funktioniert nur in der englischen Sprache und mit einigen zusätzlichen Infos.)

Geschafft!

Am Ende des Projekts waren 40.000 Witze eingegangen, rund 500’000 Menschen aus 70 Ländern hatten sich mit Beiträgen und Bewertungen beteiligt.
Das Experiment war ein riesiger Erfolg, die Wissenschaftler stellten einen Guinness-Weltrekord auf für die Durchführung eines der grössten Experimente der Geschichte und schafften es auf die Titelseite von The New Yorker. 

Die Ergebnisse und DAS Ergebnis

Deutsche sind für Witze am anfälligsten

Ein Ergebnis der Studie ist, dass die deutschen Teilnehmenden die Witze im „Laugh Lab“ im Vergleich mit allen anderen teilnehmenden Nationen am witzigsten fanden.
Wiseman legt Wert darauf, dass die Deutschen die Gesamtheit der Witze, also sowohl die schlechten als auch die guten, besonders witzig fanden. Das bedeutet, dass die Deutschen keinen besonders ausgeprägten Humor haben, sondern dass sie bei dem, über was sie lachen, nicht besonders wählerisch sind.
Verbunden mit diesem Ergebnis fiel Wiseman ein interessanter Zusammenhang auf:
Je zufriedener sich die Menschen einer Nation fühlen, desto weniger konnten sie über die Witze im „Laugh Lab“ lachen.

Die Kanadier gelten als sehr zufriedenes Volk und fanden die Witze des „Laugh Lab“ von allen Nationen am wenigsten witzig.
Die Deutschen, die als eher unzufrieden mit der eigenen Situation gelten, fanden sie am besten.
Es scheint so, als lechze ein vermeintlich unglückliches Volk wie die Deutschen nach möglichst vielen Anlässen zum Lachen.
Ein anderes Ergebnis der Studie untermauert diese These: Bei fast jedem Volk liess sich eine Vorliebe für eine bestimmte Art von Witz erkennen – nur nicht bei den Deutschen. Die können über fast alles lachen.

Britischer und nordamerikanischer Humor

Britischer Humor ist, so die gängige Meinung, ein eher intelligenter und auf Wortwitz beruhender Humor. Der ermittelte Lieblingswitz der Engländer spiegelt das jedoch kaum wider:

Eine Frau steigt mit ihrem Baby in einen Bus.
Der Busfahrer sagt: „Das ist das hässlichste Baby, das ich je gesehen habe!“
Stinksauer setzt sich die Frau in den hinteren Teil des Busses und sagt ihrem Sitznachbarn:
„Der Fahrer hat mich beleidigt.“
Daraufhin sagt der Mann: „Gehen Sie ruhig nach vorne und beschweren sich – ich halte solange den Affen für Sie.“

Wiseman hat einige der britischen Witze in den USA erzählt und kam zu dem Ergebnis, dass die Amerikaner über britischen Humor nicht lachen können.
Das lag häufig daran, dass die Menschen in den Staaten den Wortwitz und den Hintersinn in den englischen Witzen nicht dechiffrieren konnten beziehungsweise nicht verstanden.

Menschen aus Nordamerika mögen „Überlegenheitswitze“,

also Witze, bei denen eine Seite die andere dominiert und dumm aussehen lässt.
Entsprechend liest sich der Lieblingswitz der Kanadier:

Als die NASA damit begann, Astronauten in den Weltraum zu schicken, fanden sie schnell heraus, dass Kugelschreiber in der Schwerelosigkeit nicht funktionieren. Um dem Problem zu begegnen, forschte die NASA ein Jahrzehnt und gab zwölf Milliarden Dollar aus, um einen Stift zu entwickeln, der in der Schwerelosigkeit schreibt, kopfüber, unter Wasser, auf allen Oberflächen und bei fast jeder Temperatur. Die Russen benutzten einen Bleistift.

Der exotische Witz

Viele Witze haben einen stark regionalen Charakter. Sie werden ausserhalb einer Landesgrenze oder eines bestimmten Kulturkreises kaum verstanden werden – sei es, weil sie die Kenntnis bestimmter kultureller Eigenarten voraussetzen oder weil sich der Wortwitz nicht übersetzen lässt.
So erzählte zum Beispiel ein ägyptischer Junge Dr. Wiseman folgenden Witz:

Warum geht ein Kamel durch die Wüste? – Weil es auf die andere Seite will!

Humor ist auch eine Frage der Herkunft

Extrem kompliziert ist die humoristische Kontaktaufnahme mit Japan.
Dr. Wiseman fand zwar auch Witze, die in ihrer Struktur westlichen Witzen ähnlich sind. In Tokio etwa lachen die Menschen gerne über Witze, die die Enge in der Stadt thematisieren.
Doch der Grossteil der Witze wird das Zwerchfell des westlichen Publikums wohl nicht in Bewegung bringen. Ein kurzes (!) Beispiel:

Da sind zehn Ameisen. Und danke!

Kinder und Ältere – Lachen unter der Gürtellinie

Auch innerhalb eines Landes lachen Menschen nicht über die gleichen Witze.
Dr. Wiseman fand heraus, dass Kinder über andere Dinge lachen als alte Menschen. Beide Gruppen teilen jedoch die Vorliebe für rüde Witze.
Bei Kindern steht der Fäkalhumor ganz hoch im Kurs und auch bei den älteren Menschen wird es meist erst unter der Gürtellinie wirklich witzig:

Ein Mann sagt zu seiner Frau:
„Auf deinem Grabstein wird einmal stehen: Hier wohnt Betty Spencer, die schönste Frau, die jemals das Licht der Welt erblickte.“
Sagt sie:
„Oh, das ist aber nett. Auf deinem wird stehen: Hier ruht Frank Spencer, im Tode endlich doch noch steif.“

Das ist ein Witz, der noch ein anderes Ergebnis der Studie verdeutlicht: Menschen erzählen Witze, um Tabuthemen, wie in diesem Beispiel Tod oder Impotenz, besser zu verarbeiten.
Spezifische Lebensängste finden sich häufig in den Witzen der jeweiligen Altersgruppen wieder.

Mann und Frau – die feinen Unterschiede

Zwischen den Geschlechtern sind die humoristischen Gräben tief.
Männer neigen dazu schweres Geschütz aufzufahren, wenn sie über Frauen Witze machen. Sie sind im Kampf der Geschlechter aggressiver:

Ein Mann wird von der Polizei angehalten. Der Polizist fragt: „Haben Sie nicht gemerkt, dass Ihre Frau und Ihre Kinder aus dem Auto gefallen sind?“ „Gott sei Dank“, sagt der Mann, „ich dachte schon, ich sei taub geworden.“

Frauen spassen subtiler. Sie mögen Wortwitze und Sprachspiele. Wiseman zieht daraus einen Rückschluss auf andere Studien, die besagen, dass Frauen sprachbegabter sind als Männer:

Ein stolzer Vater hat sechs Kinder.
Er ruft seine Frau zu deren Missfallen immer „Mutter von Sechs“.
Eines Abends auf einer Party brüllt er quer durch den Raum: „Mutter von Sechs, wir gehen jetzt.“
Sie antwortet: „Bin gleich soweit, Vater von Vieren.“

Der beste Witz der Welt?

Der Weg zum besten Witz der Welt war lang und nahm sehr viele Umwege.
Wie bei jeder wissenschaftlichen Studie muss man auch hier die Störfaktoren berücksichtigen, die Einfluss auf die Auslese genommen haben.
Zum einen wurden viele Witze durch die erwähnten kulturellen und sprachlichen Barrieren ausgeschlossen.
Auch Dr. Wiseman und sein Team hatten einen großen Einfluss auf das Ergebnis, da sie allzu derbe Witze aus dem Wettkampf genommen haben.

Das Resultat ist ein Witz, der den Geschmack der Massen trifft, der grösste humoristische Nenner, aber eben kein echter Knaller.
Das weiss auch Dr. Wiseman: „Lauthals zum Lachen bringt er die meisten nicht. Unser bester Witz ist ein Witz, der im bescheidenen Masse den meisten Menschen am besten gefällt.“

Und hier ist er endlich:

Zwei Jäger gehen auf die Jagd und wandern durch den Wald.
Plötzlich greift sich der eine an die Kehle und stürzt zu Boden.
Der andere Jäger gerät in Panik und ruft den Notarzt an: „Ich glaube mein Freund ist tot, was jetzt?“
Der Arzt versucht ihm zu helfen: „Beruhigen Sie sich! Zunächst einmal müssen Sie sicher gehen, dass Ihr Freund wirklich tot ist.“
Kurze Pause, dann ein Schuss.
Der Jäger meldet sich wieder am Telefon. „OK, erledigt, und was jetzt?“

Der Gewinnerwitz war von einem Psychiater aus Manchester in Großbritannien namens Gurpal Gosall eingereicht worden.
Dr. Wiseman setzte sich mit Gurpal in Verbindung, und der erklärte ihm, dass er den Witz manchmal seinen Patienten erzähle um sie aufzuheitern. Er habe bemerkt, dass die Leute sich durch diese verstörende Geschichte besser fühlen – weil es sie daran erinnert, dass es immer jemanden gibt, der sich doofer anstellt als sie selbst.

Zugabe

1001 der rund 40’000, im LaughLab archivierten, Witze können Sie hier herunterladen. (Englisch)

Dr. Wiseman (Bild unten) erzählt mehr über das Projekt LaughLab in seinem Buch „Quirkology“.
Wiseman ist ein sehr neugieriger, witziger und kreativer Mensch. Gerne empfehle ich  den Besuch seines Youtube-Kanals „Quirkology – Quirky stuff for curious minds„.

Dieser Beitrag enthält (z.T. gekürzte / veränderte) Teile eines Textes von Götz Bolten, Redakteur beim WDR.

Emotionsprofil

Emotionsprofil

Benutzerprofil, Bewegungsprofil, Kundenprofil, Täterprofil, Kompetenzprofil…
Von all dem haben Sie wohl schon gehört. Aber „Emotionsprofil“?!

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Michael Titze und die 55 Antworten

Michael Titze und die 55 Antworten

Es gibt einige Namen, die man kennen sollte, wenn man mit seinen Gelotologie-Kenntnissen prahlen will.
Beachten Sie die kurze Liste am Ende dieses Blogs.

Mit Michael Titze mache ich Sie hier bekannt, weil er auf seiner Webseite fünfundfünfzig sehr unterschiedliche, die Gelotologie betreffende, Fragen kurz und verständlich beantwortet.
(Einzelne Fragen / Antworten wiederholen sich bzw. tauchen in veränderter Form mehrfach auf. Egal.)

Hier eine Auswahl:

Was löst das Lachen aus?

Es gibt zunächst den rein körperlichen Reiz, also das Kitzeln. Auch das Lachen anderer Menschen regt uns selbst zum Lachen an. Eine besondere Bedeutung hat aber das Kontrasterlebnis: Wir lachen, wenn der »normale Lauf der Dinge« abrupt unterbrochen wird, wenn plötzlich etwas völlig Unerwartetes eintritt, das unser geregeltes Denken abblockt.
Solange unser »Denkapparat« aktiviert bleibt, lachen wir nicht so intensiv wie bei einer wirklich »primitiven«, also rein körperlichen Reizung. Deshalb verzichtet man beim sog. Reflexlachen (das für therapeutische Zwecke genutzt wird) auf verbale Auslösereize.

Was passiert bei einem Lachkrampf?

Das Lachen ist ein Sieg des Körpers über den Verstand, der beim besten Willen passen muss.
Im Gegenteil: Je mehr sich der Verstand diesem anarchischen Reflex widersetzt, desto schlimmer wird es.
Im echten Lachen wird die lebenslang eingeübte Selbstkontrolle so außer Kraft gesetzt, dass manche Körperfunktionen regelrecht entgleisen können:
So können Tränen fließen, und man macht sich gelegentlich sogar in die Hose. Es kommt zu krampfartigen Muskelzuckungen, die besonders im Bauchbereich schmerzhaft sein können.
Der geregelte Atemfluss wird unterbrochen, so dass viel mehr Luft eingeatmet wird als im Normalzustand. Und die Stimmbänder werden intensiv zum Schwingen gebracht, so dass sich das typische Wiehern und Brüllen ergibt, das man als schallendes Gelächter bezeichnet.
Aber keine Angst: Das dauert nicht ewig. Über kurz oder lang ist dieses physiologische Gewitter verflogen, und der Verstand darf die Urgewalt des Körpers wieder beherrschen.

Warum fangen wir plötzlich an zu lachen, wenn jemand irgendeinen Schwachsinn erzählt?

Es ist das Kontrasterlebnis: Der Zusammenprall von Vernunft und Unvernunft bringt den normalen Ablauf unseres Denkens zu einer Art Entgleisung.
»Wir können nicht mehr …«, heißt es bei solchen Gelegenheiten häufig – und so überlassen wir uns eben der Spontanreaktion unseres Körpers, die sich dann im Lachen entbindet.

Warum lacht der Mensch?

Manche Verhaltensforscher vermuten, dass das Lachen – wie das Weinen und das Schreien – eine ganz archaische Form der Kommunikation ist.
Wer lacht, fühlt sich gut und selbstsicher (das deuten auch die »gefletschten« Zähne an – ein Hinweis auf durchsetzungsfähige Aggressivität!).

Dabei erfüllt das Lachen zwei Funktionen:
Dem Außenstehenden, Gruppenfremden gegenüber soll es Überlegenheit, Spott, Hohn signalisieren, also ein »Auslachen« sein.
nnerhalb der eigenen Bezugsgruppe bringt das Lachen jedoch eine lustvolle Spannungslösung zum Ausdruck, wie sie dann eintritt, wenn eine gemeinsame Aufgabe erfolgreich bewältigt bzw. eine Gefahr gemeinsam abgewehrt wurde.
Demnach wäre Lachen als ein ritualisiertes Triumphgeschrei zu verstehen, das eine Gruppe im Bewusstsein eigener Macht und Überlegenheit bestärkt.
Diese Art des Lachens erfüllt eine wichtige adaptive Funktion: Die Angehörigen der entsprechenden Bezugsgruppe stimulieren sich gegenseitig im lustvollen Erleben von Überlegenheit; sie bauen gemeinsam ein Zusammengehörigkeitsgefühl auf, das Gruppenfremde ausschließt.

Warum muss man oft gerade dann lachen, wenn man eigentlich ernst bleiben muss?

Also zum Beispiel bei Vorträgen, bei Passkontrollen, Beerdigungen usw.?
Das Lachen ist – wie George Orwell einmal erklärte – eine kleine Revolte, also ein trotziges Aufbegehren gegen die Normen von Verstand und Moral. Je rigider diese Normen sind, desto aufregender, spannender, lustvoller ist es, sie zu verletzen.
Unser soziales Zusammenleben wird durch eine Vielzahl von rationalen Normen und Vorschriften geregelt, die unsere ursprüngliche Impulsivität in die Schranken weisen, also hemmen. Im Lachen bricht diese normative Begrenzung schlagartig auf:
Der lachende Mensch regrediert auf eine Entwicklungsstufe, auf der eine rationale Impulskontrolle (noch) nicht funktioniert. Hier übernimmt die »Weisheit des Körper« die Regie, indem sie den rationalen Zwang zur Selbstbeherrschung, Unauffälligkeit, Angepasstheit und gutem Benehmen aushebelt.
Vor dieser impulsiven Trotzmacht müssen Verstand und Gewissen kapitulieren.
Je mehr also bei einer Beerdigung, einem Vortrag oder einer Passkontrolle gegen den anarchischen Lachimpuls angekämpft wird, desto mehr wird dieser verstärkt.

Verbessert Lachen die Laune oder lache ich, weil ich gute Laune habe?

Beides ist richtig: Lachen erzeugt gute Laune und aus einer guten Laune heraus kann ich dann wieder herzlicher und intensiver lachen, so dass noch mehr gute Laune entsteht … Wer sich bewusst entscheidet, ausgiebig zu lachen, setzt also einen positiven Kreislauf in Gang.

Soll man bewusst lachen?

Unbedingt! Leider sperren sich manche Menschen gegen die vielen Anlässe, die sie zum Lachen bringen können.
Wir sollten es umgekehrt machen: systematisch nach komischen Auslösereizen suchen, die den Lachreflex in Gang setzen. Es steht in unserer Macht, dem Alltag viele lustige Seiten abzugewinnen, mit unseren Mitmenschen Scherze und Witze auszutauschen und uns in unserer Freizeit bewusst auf humorige Situationen einzulassen, z.B. uns lustige Filme und Komödien anzusehen.

Wie geht das?

Eine Möglichkeit, um in ein langes und herzhaftes Lachen zu kommen, ist die von Dr. Madan Kataria aus Bombay entwickelte Methode. Sie basiert auf Elementen des Yoga und ist strikt »nonverbal«.
In Indien treffen sich inzwischen tagtäglich Zehntausende von Menschen auf öffentlichen Plätzen, um sich in diesem speziellen Lachen zu üben, zu erheitern und gesundheitlich zu stärken.
Auch in in anderen teilen der Welt haben sich derartige »Lachklubs« bereits etabliert.
Man kann aber auch Tonbänder abhören, auf denen das vielstimmige Gelächter von Menschen aufgenommen ist, die sich mehr als eine halbe Stunde einem derartigen »Reflexlachen« hingeben.
Indem man sich einfach »einklinkt« (was nach wenigen Minuten immer gelingt) ist man ein Teil dieser Lachgruppe, egal ob man daheim im Sessel sitzt oder sich in einem Stau auf der Autobahn befindet.

Kann man Lachen lernen?

Besser müsste es heißen: wieder erlernen! Denn als Kinder haben wir problemlos gelacht, weil wir uns nicht so viele Gedanken über die Reaktion der Umwelt gemacht haben. Wir haben uns weniger kontrolliert, waren weniger auf Selbstbeherrschung eingestellt.
Wer Lachen als Erwachsener (wieder) lernen will, sollte sich deshalb sein inneres Kind zum Vorbild nehmen!
Es ist die spontane Spielfreude des Kindes, die diesen Prozess in Gang setzen kann: Spiel ist kreative Bewegung, die aus dem Bauch kommt. Wer sich zu viele Gedanken macht, wer alles richtig machen will, wer ja nicht unangenehm auffallen oder sich blamieren will, der sollte diesen Weg unbedingt gehen!
Gute Anregungen findet man in den Lachclubs, die es inzwischen vielerorts gibt. Dort wird konsequent nonverbal agiert, also nicht diskutiert (es werden auch keine Witze erzählt!), sondern nur gespielt und gelacht.

Ist es besser allein oder in der Gruppe zu lachen?

Auf jeden Fall in der Gruppe. Lachen ist bekanntlich »ansteckend«. Wenn wir zusammen mit anderen lachen, entsteht eine gemeinschaftliche Heiterkeit, die wir auch von anderen Anlässen her kennen.

Wenn einem die Tränen kommen, wird es dann zuviel?

Lachtränen fließen, weil der sog. Lachmuskel auch die Muskulatur einbezieht, die den Tränensack umschließt. Alles, was dann geschieht, ist reine Befreiung: Wir vergießen nur die Tränen, die wir zuvor zurückgehalten haben.

Wie wird Lachen bei Krankheiten eingesetzt?

Es gibt die Möglichkeit, das reine Reflexlachen zum Beispiel zur Stärkung der Immunabwehr gezielt einzusetzen. Daneben gibt es inzwischen eine Reihe von psychotherapeutischen Verfahren, die – wie etwa die Provokative Therapie – ausdrücklich humorbezogen sind. Hier geht es aber stets um die »Umstellung« selbstschädigender Einstellungen. Der Patient soll lernen, das Leben aus einer anderen, heiteren Perspektive anzupacken. Dass dieser Umstellungsprozess auch mit Lachen einhergeht ist selbstverständlich.

Ist das eine ernsthafte Therapie?

Wie wir in unserem Buch »Therapeutischer Humor« (Fischer TB, Nr. 12650) gezeigt haben, kann ein humorbezogenes Vorgehen bei fast sämtlichen der schon bekannten psychotherapeutischen Verfahren eine sinnvolle Ergänzung darstellen.
Dabei muss man unbedingt zwischen Unterhaltungshumor und therapeutischem Humor unterscheiden. Letzterer zielt nicht darauf ab, den Patienten um jeden Preis zum Lachen zu bringen. Es soll vielmehr ein Prozess angeregt werden, der zu einer selbstbejahenden, mutigen Einstellung führt, die mit Heiterkeit und Lebensfreude einhergeht.
Dies habe ich in meinem Buch »Die heilende Kraft des Lachens beschrieben«. Allerdings gibt es auf dem »Psycho-Markt« auch Angebote, die mit therapeutischem Humor nichts mehr zu tun haben, sondern nur auf den schnellen, reißerischen Effekt abzielen. Diese »Verfahren« sind sicher nicht ernsthaft.

Und die Kassen lachen sich ins Fäustchen …

Lachen »auf Krankenschein« gibt es, zumindest in Europa, bislang nicht. In sehr vielen amerikanischen Krankenhäusern gibt es jedoch fest angestellte »Humorberater«.
»Gelächterzimmer« wurden etabliert, und therapeutisch wirksame Humor- und Lachprogramme werden angeboten. Viele Krankenschwestern und (Kinder-)Ärzte haben sich zum »Klinik-Clown« fortgebildet. Diese erfreuliche Tendenz besteht auch in Deutschland, Österreich und in der Schweiz, wo es eine Reihe von Vereinen gibt, die »Klinik-Clowns« bzw. »Clowndoktoren« ausbilden.

Wo findet man Therapeuten, die einen zum Lachen bringen?

Es gibt nur wenige Therapeuten, die qualifiziert mit therapeutischem Humor arbeiten.
Die meisten haben sich in der Fachgesellschaft »HumorCare« zusammengeschlossen, die ihren Sitz in Deutschland und in der Schweiz hat und Interessierten entsprechende Auskünfte erteilt (s. www.humorcare.com)

Gibt es wirklich Lachclubs und sind sie zu empfehlen?

Der erste »Lach(yoga)club« wurde am 13. März 1995 von Dr. Madan Kataria, dem Urheber von Lachyoga, in Mumbai/Indien gegründet.
Nach seinen Aussagen haben sich Lachclubs auf allen Kontinenten ausgebreitet und es sollen heute circa 6000 Lachclubs in 72 Ländern existieren (Stand 11.2014).
Die Methode des Lachyogas möchte die Praktizierenden mit einfachen, spielerischen Übungen zum Lachen anregen, um die wissenschaftlich nachgewiesenen positiven gesundheitlichen Effekte des Lachens für Körper und Geist zu erzielen.
Grundsätzlich kann jeder Lachyoga in einem Lachclub unter der Leitung eines nach Dr. Katarias Richtlinien ausgebildeten Lachclub-Leiters ausüben. Lachyoga ist eine aerobische Übung, bei der circa 100 Muskeln aktiviert werden, was mit einer leichten Anstrengung einhergeht, bei der auch der Puls ansteigt.
In Zweifelsfällen sollte bei gesundheitlichen Vorbelastungen der behandelnde Arzt konsultiert werden. Eine aktuelle Studie deutet darauf hin, dass Lachyoga bei psychischen Erkrankungen nicht kontrainidiziert ist und bei bestimmten psychischen Erkrankungen messbare positive therapeutische Effekte auslöst.

Wie oft soll man eigentlich lachen – welches Maß ist gesund?

Meine persönliche Empfehlung ist, jede passende Gelegenheit zum Lachen wahrzunehmen. Wer sich einer Gruppe anschließt, in der das »Reflexlachen« praktiziert wird, sollte dies ein bis zweimal in der Woche für jeweils 15-30 Minuten tun.

Kann Lachen auch krankhaft sein?

Ja. Dr. Raymond Moody hat in seinem Buch »Lachen und Leiden« ausführlich über Fälle berichtet, bei denen Lachen ein Krankheitssymptom darstellt. Dies ist insbesondere bei bestimmten neurologischen Erkrankungen der Fall, nämlich bei der Pseudobulbärparalyse, der Muskelatrophie und der multiplen Sklerose.

Wer zu viel lacht wirkt unernst, lächerlich – ist das eine Gefahr?

Lächerlich wirken häufig Menschen, die sich bemühen, möglichst normal zu wirken. Diese Menschen nehmen das Leben viel zu ernst. Das Lachen der anderen empfinden sie als Gefahr, weil sie sich ständig davor fürchten, ausgelacht zu werden. Wenn sie selbst einmal lachen, wirkt dies gekünstelt und verkrampft. Echtes Lachen ist demgegenüber nie lächerlich, möglicherweise aber für sehr ernste Zeitgenossen durchaus befremdlich.

Worüber lachen wir am liebsten?

Diese Frage hat uns schon Erich Kästner aufgeworfen:
»Worüber lacht der Mensch? Er lacht, wenn man ihn kitzelt. Oder er lacht, wenn er andere lachen hört. Aber worüber lacht der Mensch, wenn sein Herz und sein Verstand bei der Sache sind? Das ist rasch gesagt: Er lacht über Kontraste!«
»Kontraste« ergeben sich immer dann, wenn der gewohnte Lauf der Dinge – das, was wir als »normal« auffassen – plötzlich abbricht, wenn etwas Unerwartetes auftritt.
Das kann schon der Fall sein, wenn ein Opernsänger einen Schluckauf kriegt oder eine Autoritätsperson auf der berühmten Bananenschale ausrutscht.
Ob wirklich herzhaft gelacht werden darf, hängt auch von der Kontrolle unseres Gewissens ab. Im Grunde ist jeder Humor mehr oder weniger schadenfreudig. Sigmund Freud führte das Lachen deshalb auf »erspartes Mitleid« zurück. Wer also sehr gewissenhaft ist, wird sich das Lachen in den oben angeführten Fällen »verkneifen«.
Von harmlosen Kontrasten leben etwa absurde Witze, paradoxe Wortspiele und geistreiche Scherze.

Worüber lacht man in anderen Kulturen?

Auch hier sind es grundsätzlich Kontrasterlebnisse. Allerdings bestimmen die kulturellen Gewissensbarrieren, wie viel Schadenfreude dabei einfließen darf.
In der Antike empfand man das herzlose Verhöhnen behinderter Menschen als lustig.
m heutigen China werfen Zoobesucher Krokodilen kleine Küken zum Fraß vor – und amüsieren sich dabei köstlich.
Dies wäre bei uns undenkbar, obwohl auch wir über Normverletzungen lachen. Allerdings beziehen sich diese in der Regel auf weniger grausame Inhalte. Zum Beispiel lacht der deutsche Fernsehzuschauer am liebsten über Zoten, wie Harald Schmidt kürzlich feststellte.
Das liegt auf der Ebene eines Humors, den schon Kinder besonders lieben – wenn man den Aussagen des Psychoanalytikers Ernest Borneman Glauben schenken will, der hunderte von entsprechenden Beispielen analysiert hat.

Was ist Humor?

Die eingängigste Definition des Humors stammt von Groucho Marx, dem bekannten amerikanischen Komiker:
»Humor is reason gone mad« (»Humor ist Vernunft, die verrückt wurde«).
Das »Verrücken« der Grenzen jener Sphäre, in der sich unser in jeder Hinsicht geregeltes Erwachsenenleben abspielt, ist tatsächlich von zentraler Bedeutung. Nur in dieser Sphäre sind wir »normal« – und zwar insofern, als wir genau das denken und tun, was »man« im Allgemeinen von uns erwartet. Damit ist die Spontaneität natürlich eingeschränkt.
Wir können nicht nach Lust und Laune das tun, wonach uns gerade der Sinn steht. Sigmund Freud sprach in diesem Zusammenhang vom »Realitätsprinzip«.
Der Humor bricht diese normative Begrenzung auf. Er eröffnet uns den Zugang zur ungeregelten Welt des Kindes (in uns). In dieser Welt herrscht das kreative Chaos. Sie wird vom Freudschen »Lustprinzip« beherrscht.
Dem Erwachsenen eröffnet sich diese Welt im Traum, aber auch im künstlerischen Wirken – und natürlich im Humor.
Allerdings ist der Humor in beiden Welten verwurzelt: Er ist somit ein Grenzphänomen, das die Welt des Erwachsenen mit der des Kindes »bisoziiert« (Arthur Koestler), um eine Synthese zu schaffen, die »lustig« und gewitzt ist. (Witz, Wissen und Weisheit haben die gleiche etymologische Wurzel!)

Wie kann Humor als Therapeutikum eingesetzt werden?

Indem wir lernen, das Leben »mit positiven Augen« zu betrachten. Dabei sollten wir Niederlagen und Schicksalsschläge bewusst relativieren, nach dem Motto: »Es hätte noch viel schlimmer kommen können!«
Durch diesen abwärts gerichteten Blick können wir uns all der großen und – vor allem – kleinen Dinge bewusst werden, die uns gelungen sind. So entsteht eine heitere Dankbarkeit, die immer wieder optimistisch stimmt – selbst dann, wenn »aus Vernunftsgründen« eigentlich die Flinte ins Korn geworfen werden müsste!

Wie entstehen eigentlich Witze?

Witze sind die Schöpfung von Menschen, die einen Spaß an jeglicher Art von Normverletzung haben.
Da der Witz ein intellektuelles Wortspiel ist, müssen diese Menschen einerseits sehr klug sein, andererseits muss es ihnen Vergnügen bereiten, gerade die Klugheit auf die Schippe zu nehmen.
So entstehen logische Brüche – oder eben »Kontraste« zwischen normalem und absurdem Denken. Wichtig für die Konstruktion eines Witzes ist seine Knappheit und Kürze. Langatmigkeit ermüdet den Zuhörer.
Das Kontrasterlebnis ergibt sich aus der Pointe, der endgültigen Zuspitzung der witzigen Erzählung. Hier lässt sich auch von einem Paradebeispiel der Schlagfertigkeit sprechen.
Nur unter dieser Voraussetzung wird ein Witz, der ursprünglich die Erfindung eines unbekannten Kreativen war, zum Gemeingut, indem er – oft über Jahrzehnte hinweg – weitererzählt wird.

Hilft Humor bei Krankheiten?

Lachen federt Schicksalsschläge ab und vermittelt dem Patienten das Gefühl existenzieller Unverletzbarkeit zurück.
Tatsächlich kann Humor in vielen schwierigen Situationen helfen. Dies gilt etwa, wenn man in eine existenzielle Krise kommt.
Humorvoll zu handeln, entspricht der Kompetenz, das scheinbar Unabänderliche zu relativieren. Diese Kompetenz bedarf eines konsequenten Trainings. Zum Beispiel, indem man übt, unlogische Zusammenhänge herstellen, etwa in Anlehnung an Woody Allen: »Das ewige Nichts ist okay, wenn man entsprechend gekleidet ist.« Oder: »Es ist unmöglich, unvoreingenommen seinen eigenen Tod zu erleben und ruhig weiter zu singen«.
Durch bewusste logische Regelverletzungen und gezielte Blödeleien werden festgefahrene rationale Denkmuster durchbrochen.
Ein Beispiel gibt Karl Valentin: »Wissen Sie schon, dass man ein weiches Ei nicht als Zahnstocher benutzen soll?«. Derartige Blödeleien, konsequent geübt, lassen einen kreativ werden und man kommt unweigerlich auf neue Ideen. Selbst existenziell bedeutsame Probleme werden so relativiert, weil das Unvollkommene und Fehlerhafte im Leben aus einer neuen Perspektive bewertet wird.

Das Mühsame an der Unendlichkeit ist, dass sie so lange dauert.
Vor allem gegen Schluss.

(Einer meiner Lieblinge! Anmerkung Francesco Muzio)

Warum lacht man über Witze über den 11. September, über Krankheit und Tod? Was ist die Funktion solcher Witze?

Das Lachen ist – wie George Orwell einmal erklärte – eine kleine Revolte, also ein Aufbegehren gegen die Normen von Verstand und Moral.
Je rigider diese Normen sind, desto aufregender, spannender, lustvoller ist es, sie zu verletzen. Natürlich ist das unvernünftig, doch der Humor entfaltet sich gerade dort am konsequentesten, wo gesellschaftliche Konventionen übertreten werden, die zu einer kulturell gewünschten Affekthemmung führen sollen.
Sigmund Freud hat die entsprechende Enthemmung, die sich im Lachen ergibt, als Voraussetzung für einen ganz ursprünglichen Lustgewinn gesehen. Obwohl dieser Lustgewinn moralisch bedenklich ist, wirkt er sich trotzdem; immer wieder belustigend aus. George Mikes meinte dazu: Witze sind besser als Kriege. Selbst der aggressivste Witz ist besser als der unaggressivste Krieg.

Wem raten Sie, eine humorbezogene Therapie zu beginnen?

Jedem, der zu gewissenhaft ist, der zu Perfektionismus und skrupulöser Selbstkontrolle neigt.
Das sind Menschen, die in der ständigen Angst leben, etwas falsch zu machen, unangenehm aufzufallen und sich dadurch lächerlich zu machen.
Diese Menschen »denken doppelt«: Sie fragen sich ständig: Was denken die anderen über mich, wenn ich nicht »alles richtig mache«? Diese Menschen müssen einen »Mut zur Unvollkommenheit« (der bereichsweise dem »Mut zur Lächerlichkeit« entspricht) entwickeln, der nur dann entsteht, wenn ich mir weniger Gedanken über mein Tun mache, wenn ich mich spontan und bedenkenlos auf das einlasse, was Spaß macht.
Die Fähigkeit, über sich selbst lachen zu können, ist dabei eine Grundvoraussetzung für diesen heilsamen Einstellungswandel.

Sind innere Zufriedenheit und Lebensfreude wichtiger als ausdrückliches Lachen?

Echtes (herzhaftes) Lachen stellt sich spontan nur dann ein, wenn ich mich von all dem innerlich distanzieren kann, was die natürliche Lebensfreude getrübt hat. Diese »natürliche Lebensfreude« ist jedem Menschen wesensmäßig mitgegeben; sie ist Bestandteil unseres inneren Kindseins.
Wo sie verschüttet ist, hat der »Ernst des Lebens« – als Ausdruck perfektionistischen Erwachsenenlebens – zu sehr die Oberhand ergriffen.
Dies zeigt sich in einem entmutigenden Hang, sich zu viele Gedanken zu machen über die Konsequenzen eigenen Tuns im gesellschaftlichen Zusammenhang.
Man wird so zunehmend gehemmter, lustloser, skrupulöser und ernster. »Das Lachen vergeht«.
Wem es gelingt, sich von dieser perfektionistischen Selbstkontrolle zu befreien, der kommt an seine ursprüngliche Lebensfreude, die sich immer im Lachen äußert, wieder heran.

Welche Funktion hat Lachen? Was bringt es mir, psychologisch betrachtet?

Menschen, die häufig lachen, kommen im sozialen Leben besser an.
Ohne sich bewusst Mühe geben zu müssen, schlagen sie die »zwischenmenschliche Brücke«.
Dabei wirken sie auf ihre Mitmenschen »spritziger«, witziger und einfallsreicher als lachunfähige Griesgrame – vielleicht schon aus dem Grunde, weil das Gehirn lachender Menschen besser mit Sauerstoff und Glückshormonen versorgt wird.
Dies wiederum trägt zu einem wachsenden Selbstvertrauen bei: Menschen, die viel lachen, erleben sich selbst als stark und kompetent, und sie fürchten sich nicht vor sozialen Konflikten!
Deshalb wird das Lachen von manchen Richtungen der Psychotherapie ganz bewusst gefördert.

Wann ist Lachen nicht lustig?

Es gibt seltene Fälle, wo das Lachen ein Krankheitssymptom bei einer neurologischenErkrankung (z.B. Muskelatrophie oder multipler Sklerose) ist. Nur in diesen Fällenist das Lachen nicht lustig.
Bei Lachen aus Schadenfreude wird sich der Adressat dieses Lachens natürlich ebenfalls nicht belustigt fühlen, wohl aber derjenige, von dem dieses Lachen ausgeht!

Was macht Randgruppenwitze lustig?

Der Lustgewinn, der sich in diesem Zusammenhang ergibt, hat ebenfalls etwas mit einem Tabubruch zu tun, nämlich mit der Übertretung des Friedfertigkeits- und Fairnessgebots, auf dem unsere Zivilisation aufbaut.
Wer dies tut, handelt aggressiv. Dies wiederum macht es möglich, sich – zumindest kurzfristig – in einem lustvollen Überlegenheitsgefühl zu erleben, das für manche Lachforscher eine wichtige Voraussetzung für das Entstehen von »Belustigung« ist.
Tatsächlich ging es in den antiken Komödien immer um die Herabsetzung und Entwertung unterlegener Individuen (Behinderte, Stotterer, Narren). Von dieser Tradition lebt der moderne Clown, der sich in der Rolle des »dummen August« freiwillig dem Gespött seines Publikums aussetzt – und so die schon erwähnten belustigenden Überlegenheitsgefühle hervorzurufen hilft.

Ist Schadenfreude tatsächlich die beste Freude?

Moralisch gesehen natürlich nicht! Wenn wir aber wieder an das Lustprinzip denken, das belustigende Affekte gerade dort entbindet, wo es um das Erleben eigener Überlegenheit geht, dann ist dieser Grundsatz nachvollziehbar.
Im Sinne der Degradationstheorie ist das Gewahrwerden von peinlichen Schwächen und Behinderungen bei einem Mitmenschen (speziell dann, wenn er bislang als der Überlegene angesehen wurde!) eine Quelle der Belustigung.
Die Degradationstheorie geht auf Aristoteles zurück, sie war aber auch für die Philosophie der Neuzeit von Bedeutung.
Danach ist das Lachen als ein aggressives Ausdrucksmittel zu verstehen, das den Gegner entwerten, beschämen und demütigen soll. Der Lachende ist der Überlegene, der Verlachte der Unterlegene – und das steigert das Selbstgefühl im Sinne des Lustprinzips („lustvoll“ und „lustig“ haben ja auch die gleiche etymologische Wurzel!).
Das haben sich die Produzenten von Slapstick-Filmen zu Nutze gemacht: Wenn jemand auf einer Bananenschale ausrutscht, verliert er augenblicklich seinen Stand – auch im gesellschaftlichen Sinne. Derjenige, der ihn dabei beobachtet, ist eindeutig in der besseren, überlegenen Position, so dass er dementsprechend etwas zum Lachen hat.

Wo liegt der Ursprung der Schadenfreude?

Der Ursprung der Schadenfreude liegt in den Rivalitätskämpfen von Kindern.
Uns allen ist gemeinsam, dass wir am Anfang unseres Lebens im Vergleich zu Erwachsenen weitgehend inkompetent waren.
Doch im Vergleich zu jüngeren, schwächeren, ängstlicheren, also weniger kompetenten Kinder konnten wir ein Kompetenzvergnügen erleben, das alle Minderwertigkeitsgefühle kompensiert.
Dieser positive Effekt des Abwärtsvergleichs ist für die Stabilisierung des Selbstwertgefühls auch in späteren Lebensphasen von großer Bedeutung.
Daher sind zum Beispiel Comedy-Beiträge im Fernsehen, in denen die »Pleiten« und »Pannen« von benachteiligten Mitmenschen vorgeführt werden, so beliebt.

Wie gefährlich sind Hänseleien unter Schulkindern?

Immer schon wurden scheinbar schwächere Kinder und Jugendliche von ihren Schulkameraden gelegentlich gehänselt.
Das ist insofern ein Bestandteil der Sozialisation, als die Betroffenen dadurch immer auch einen Ansporn bekommen, die entsprechenden Schwächen zu kompensieren.
Doch wenn aus eher harmlosen Neckereien ein regelrechtes, bösartiges Mobbing wird, haben die Opfer in aller Regel keine Möglichkeit, ihre Fehler zu korrigieren.
Er oder sie erfüllen nur noch den einen Zweck, das Selbstwertgefühl der Angreifer in einem gnadenlosen Abwärtsvergleich zu stärken.
So kommt es zu einer Grenzverletzung, die in keiner Weise tolerierbar ist: Wenn Kinder oder Erwachsene durch Mobbing systematisch niedergemacht und in ihrem Selbstwertgefühl beschädigt werden, wird das Selbstwertgefühl so stark erschüttert, dass ernsthafte psychische Schäden die Folge sind und das klinische Syndrom der »Gelotophobie« (= Angst vor dem Lächerlichsein) hervorgerufen werden kann.

Wie lässt sich verhindern, dass aus harmloser Schadenfreude Gehässigkeit wird?

Es gilt die Regel: Je schwächer das eigene Selbstwertgefühl entwickelt ist, desto stärker ist der Wunsch nach einem Abwärtsvergleich, in dessen Folge sich der betreffende Mitmensch als noch schwächer, noch inkompetenter noch peinlicher erweist.
Die dabei entstehende Schadenfreude kompensiert zwar für den Augenblick eigene Minderwertigkeitsgefühle, sie ist aber immer auch ein untrüglicher Hinweis auf die eigene Unsicherheit und Mutlosigkeit.
Daher ist es unerlässlich, gerade Kinder und Jugendliche konsequent zu ermutigen, sich auf eigene Stärken und Kompetenzen zu besinnen und diese in der Gruppe zu trainieren und auszubauen.
Durch diese Ermutigung lassen sich die Auswirkungen früher Beschämungen kompensieren, die insgesamt auf die Überzeugung hinauslaufen: Ich bin nur dann nicht lächerlich, wenn ich es schaffe, andere zu verlachen.

Ist Lachen ansteckend – und warum?

Positive Gefühlsäußerungen wie Lachen oder Jubeln rufen im prämotorischen Cortex (= Region der Gehirnrinde, die die motorischen Abläufe der Gesichtsmuskulatur abbildet) eine starke Reaktion hervor.
Schon das bloße Hören lachender Menschen stimuliert all die Gesichtsmuskeln, die ein lachendes Gesicht modellieren. Das heißt: Wenn man die typischen Geräusche des Lachens hört, wird im Gehirn eben jenes Areal (= prämotorischer Cortex) aktiviert, das für die Steuerung jener Gesichtsmuskeln zuständig ist, die die typische Lach-Mimik entstehen lassen.
Somit ist Lachen auch dann ansteckend, wenn wir den Anlass der Erheiterung der betreffenden Mitmenschen, die wir lachen hören, nicht kennen.
Im prämotorischen Cortex sind die so genannten Spiegelneuronen angesiedelt. Das sind Nervenzellen, die allein durch die Betrachtung mimischer Abläufe bei einem Mitmenschen aktiviert werden. Gleichzeitig werden dabei die damit zusammen hängenden Gefühle wachgerufen.
Britische Forscher fanden heraus, dass akustische Reize, die positive Gefühle (Heiterkeit, Freude, Jubel) hervorrufen, besonders ansteckend sind.

Kann jeder Mensch angesteckt werden, oder fällt es beispielsweise Frauen leichter als Männern oder Kindern leichter als Erwachsenen?

Jeder Mensch kann durch Lachen angesteckt werden. Allerdings gilt: Je stärker eine emotionale Selbstkontrolle (= Selbstbeherrschung) für einen Menschen bestimmend ist, desto schwerer gelingt der Prozess der emotionalen Ansteckung.
Deshalb lassen sich Kinder, die eine solche Selbstkontrolle noch nicht so umfassend eingeübt haben wie Erwachsene, am schnellsten durch das Lachen anderer anstecken.
Da Männer immer noch so sozialisiert werden, dass sie ihre Gefühle zu beherrschen versuchen (bei Jugendlichen gilt das als besonders „cool“), gehe ich davon aus, dass sie sich im allgemeinen nicht so leicht vom Lachen anderer anstecken lassen wie das bei Frauen der Fall ist.

Wo sehen Sie Defizite in Sachen Humor am Arbeitsplatz?

Der Leistungs- und Konkurrenzdruck ist in unserer postindustriellen »High-tech-selfproviding«-Gesellschaft immer größer geworden.

Auf die Dauer behaupten kann sich nur ein Arbeitnehmer, der über eine Menge an kreativer Flexibilität verfügt. Dazu gehören Kompetenzen wie kritische Eigeninitiative, autonome Selbstverantwortung (also »Durchstehvermögen«), soziale Intelligenz und die Bereitschaft, sich ständig weiterzubilden. (So hat der Soziologe Richard Sennett ermittelt, dass ein qualifizierter Arbeitnehmer seine Grundkenntnisse im Laufe seines Berufslebens wenigstens dreimal komplett erneuern muss, wenn er für den Arbeitsmarkt attraktiv bleiben will.)

Dieser Druck, besser sein zu müssen als der Durchschnitt, wird durch die angespannte Arbeitsmarktsituation ständig bestätigt. Die Angst vor dem beruflichen Versagen geht einher mit der Angst, mit den Kollegen nicht mithalten zu können, ihnen fachlich unterlegen zu sein.
So entsteht ein Konkurrenzdenken, das eine heitere Stimmung im zwischenmenschlichen Bereich immer weniger aufkommen lässt.

Es ist so wie in dem Witz, in dem zwei Afrikareisende von einem Löwen verfolgt werden. Beide laufen um ihr Leben. Der eine ruft dem anderen zu: »Hoffentlich sind wir schneller als der Löwe!« – »Mir reicht es völlig, wenn ich schneller bin als du!«, keucht dieser.

In einer beruflichen Situation, in der es Vielen nur noch darum geht, besser zu sein als der Kollege, wird immer weniger miteinander, dafür umso mehr gegeneinander gelacht.
Eventuelle Misserfolge (auch im privaten Bereich), die dem Kollegen unterlaufen, seine charakterlichen und fachlichen Schwächen, sind ein willkommener Anlass, diesen »auf die Schippe zu nehmen«, sich auf seine Kosten lustig zu machen.
(Diese Tendenz zur pseudospaßigen Entwertung hat sich übrigens auch in der Unterhaltungsindustrie durchgesetzt: Die täglichen TV-Comedys leben geradezu davon, peinliche Schwächen von Mitmenschen aufzudecken und diese lustvoll »vorzuführen«.)

So zeichnet sich in unserer »Spaßgesellschaft« ein allgemeiner Trend zur Herzlosigkeit ab. Wie einst in den antiken Komödien wird die Leistungsschwäche des Mitmenschen, der stets ein potentieller Konkurrent ist, zum Anlass genommen, sich über ihn lustig zu machen.
Daraus hat sich auf Seiten der Betroffenen ein neues Syndrom entwickelt: Die »Gelotophobie«, das heißt die Angst vor dem Lächerlichsein, dem Ausgelachtwerden. Sie lässt sich insbesondere bei Menschen nachweisen, die dem Mobbing ausgesetzt sind.

Wie kann es konkret aussehen, wenn es im Job humorvoller zugeht?

Entscheidend ist eine neuartige Spaßkultur am Arbeitsplatz, die von der Idee einer solidarischen Heiterkeit bestimmt wird.
Das muss »von oben« her gesteuert werden! In den Chefetagen sollte sich die Erkenntnis durchsetzen, dass die Produktivität der Mitarbeiter am einfachsten dadurch verbessert wird, wenn diese ihre kreativen Energien nicht im Stress erzeugenden Konkurrenzkampf vergeuden.
Es müssen daher gezielt die Voraussetzungen für ein gemeinsames Lachen geschaffen werden, das miteinander verbindet und ein Gefühl von Solidarität schafft.

Wenn Witze vorgelesen werden oder Komiker ihre Auftritte haben, regt das sicher auch zum Lachen an. Es ist aber nicht ein Lachen, das Verbindung schafft.
Ein solches entsteht nur dann, wenn über die Ursachen der Ängste gelacht werden kann, die die einzelnen Mitarbeiter dazu bewegen, sich am Arbeitsplatz »wie in Feindesland« zu fühlen.
Eine gute Methode ist zum Beispiel der »Kummerkasten«: Alles, was am Arbeitsplatz zum Ärgernis wird, kann von den Mitarbeitern aufgeschrieben und im Laufe einer Arbeitswoche (anonym) deponiert werden. Zu einem festen Termin – am Besten am Freitagnachmittag – gibt es dann eine Teambesprechung, die von einem Humorberater (Kommunikationstrainer, therapeutischer Clown) angeleitet wird. Die Probleme werden im humordramatischen Rollenspiel in einer sehr offenen und parodistisch übersteigerten Weise in Szene gesetzt.
Die Protagonisten in diesem Rollenspiel müssen durchaus nicht mit den anonymen Berichterstattern identisch sein. Im Gegenteil ist es sehr lustvoll und belustigend, wenn Andere das inszenieren, was man selbst schamhaft im Herzen verschließen möchte. Wichtig ist, dass bei dieser Gruppenarbeit niemand verletzt oder decouvriert wird. Und wenn der Chef »einfach mitspielt«, das heißt sich am Rollenspiel und der anschließenden Besprechung beteiligt, ergibt sich eine heitere Solidarität wie von selbst …

Ergänzt werden diese gruppendynamischen Spiele durch gezielt eingesetzte Lachübungen, zum Beispiel das von Dr. Madan Kataria entwickelte »Lach-Yoga«, das inzwischen weltweit in sog. Lachclubs praktiziert wird. Kataria ist überzeugt, dass dieses komplett nonverbal ablaufende Lachen die Gruppensolidarität eminent aufbaut.
Und wer seine Mitarbeiter zusätzlich schulen möchte, kann diesen die Teilnahme an einem »Humor Immersion Training« (s. Anhang zu meinem Buch »Die heilende Kraft des Lachens«) ermöglichen: Hier werden verschiedene Techniken der systematisch Humorentstehung erarbeitet. Wer diese beherrscht, der braucht sich vor niemqandem zu fürchten, der ihn/sie bloßstellen oder veräppeln könnte …

Haben Menschen, die viel lachen, mehr Erfolg im Beruf?

Wer lacht, gewinnt. Das hängt zum einen damit zusammen, dass Lachen die (psychosomatischen) »Lebensgeister« weckt. Zum anderen ist Lachen aber auch ein »soziales Schmiermittel«.
Es stellt die kommunikative Verbindung zwischen Menschen her, schafft jene zwischenmenschliche Brücke, über die wir als selbstbewusste und fröhliche Partner zueinander finden.
Griesgrame, die dreinschauen wie Abschmecker in einer Essigfabrik, stoßen sich demgegenüber ab. Denn was einen Menschen wirklich anziehend (attraktiv) macht, ist die Mimik des lachenden oder auch lächelnden Gesichts.

Lassen sich mit Humor Konflikte am Arbeitsplatz lösen?

Lachen ist ein »soziales Schmiermittel«. Wenn Menschen dazu gebracht werden, regelmäßig unbeschwert miteinander zu lachen, werden sie gegenüber der Gelotophobie immunisiert werden.
Sie erleben die vielen Beziehungsfallen, die sich gerade am Arbeitsplatz auftun, als eine kommunikative Herausforderung, die mit Humor freundschaftlich relativiert werden können.
(Die eigentliche Funktion des Humors ist nämlich Relativierung – ganz im Sinne des Mottos »Die Lage ist katastrophal, aber nicht ernst!«)
Wer relativieren kann, wird sich nicht verletzen oder kränken lassen, sondern wird sich mit denjenigen, die eine sarkastische Attacke reiten, nicht nur verbünden, sondern »noch eins draufsetzen«.

Wie sind Sie darauf gekommen, sich beruflich mit Humor zu beschäftigen?

In meiner Arbeit als Psychotherapeut habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele meiner Klienten dazu neigen, die Wirklichkeit zu ernst zu nehmen – was einer Verabsolutierung negativer Erfahrungen führt.

Misserfolge im Leben wie soziale Zurücksetzungen, Fehlleistungen in der Arbeit oder familiäre Enttäuschungen werden für so gravierend eingeschätzt, dass es zum Erleben von negativen Gefühlen (Niedergeschlagenheit, Gekränktsein, Mutlosigkeit, Scham und Angst) kommen muss.
Aus dieser dafaitistischen Stimmungslage heraus erscheint das eigene Leben wirklich nur noch als ein »Jammertal«. Expansive und selbstbejahende Tendenzen verkümmern. Depressive Selbstzweifel und Existenzängste überwuchern das Dasein.

In dieser Lebenslage gibt es eigentlich nur noch den Wunsch, »ein ganz anderer Mensch« zu werden – was aber wiederum eine Verabsolutierung ist.
Der Humor schafft Distanz in dieser unheilvollen emotionalen Verstrickung – zur negativen Situation an sich und zu der verabsolutierenden Art der eigenen Beurteilung.

Indem der Klient lernt, seine schwarzen Gedanken spielerisch »auf die Schippe« zu nehmen, ironisiert er sein eigenes verabsolutierendes Denken.
Das geht etwa so: »Nachdem mich mein Kollege morgens nicht mehr so freundlich grüßt, will ich alles daran setzen, dass der ganze Betrieb mich ausbuht, wenn ich am Arbeitsplatz erscheine!«
Oder: »Der Chef grinste, als ich bei der Besprechung eine Bemerkung machte. Nun gut: Das nächste Mal will ich ihn dazu bringen, dass er brüllend lacht!«
Diese »paradoxe Intention« gelingt am Besten, wenn der Klient zuvor von seinem Therapeuten entsprechend »provokativ« herausgefordert wurde.
Immer geht es darum, die Wertigkeit des verabsolutierenden Denkens nicht zu akzeptierenden, sondern durch eine respektlose Übertreibung »ad absurdum« zu führen.

Dies führt uns gerade der Galgenhumor vor Augen. Das Ergebnis wird eine Relativierung sein, die sich in der Überzeugung äußert, dass alles gar nicht so schlimm ist – und deshalb auch gar nicht so ernst genommen werden braucht.
Oscar Wilde hatte das so ausgedrückt: »Das Leben ist zu wichtig, um ernst genommen zu werden!«

Wir leben in einer Zeit, in der vielen das Lachen vergeht, in der Ängste und Sorgen die Menschen beschäftigen. Sie dagegen propagieren den Humor. Warum?

Sozialforscher sprechen davon, dass wir in einer »Überbietungsgesellschaft« leben. Im Vergleich zu früheren Generationen werden wir fast täglich mit Anforderungen konfrontiert, die unser Fassungsvermögen und unsere Fähigkeiten leicht überfordern können.

So muss ein junger Mensch, der gerade in sein Berufsleben startet, nach Erkenntnissen des amerikanischen Soziologen Richard Sennett davon ausgehen, dass er sein Basiswissen im Laufe der kommenden 40 Jahre mindestens dreimal komplett erneuern muss.
Ältere Arbeitnehmer haben dies vor Jahren schmerzlich erleben müssen, als sie vom EDV-Zeitalter förmlich überrascht wurden: Bewährte Fachkenntnisse erwiesen sich plötzlich als überholt, weil völlig neuartige technologische Kompetenzen am Arbeitsplatz gefordert wurden.
Wer etwa mit Karteikarten, Stenografie und einer Schreibmaschine jahrzehntelang gut über die Runden gekommen war, erlebte sich plötzlich als überflüssiger Nichtskönner, der von seinen jüngeren Mitarbeitern mitleidig belächelt wird.

Doch nicht nur im Arbeitsleben hat uns der Hochleistungsdruck kalt erfasst: Die allgegenwärtige Medienpräsenz führt uns vor, wie wir sein müssen, um den Idealen der »postmodernen« Welt zu entsprechen: Körperlich attraktiv und jugendlich aussehend wie Filmstars, fähig sportliche Höchstleistungen zu erbringen, die nur dann Spaß machen dürfen, wenn sie auch riskant sind und – nicht zuletzt – allzeit »gut drauf« zu sein, zu »Fun«-Aktivitäten aufgelegt, die wir mit einem zahlenmäßig möglichst großen Bekanntenkreis erleben.
Wer dies schafft, kann sich in einer Spaß-Gesellschaft, die von Höchstleistung in jeder Hinsicht geprägt ist, natürlich gut einrichten. Wem dies nicht gelingt, der gehört nicht dazu – und der hat im wahrsten Sinne nichts mehr zu lachen.
Der Humor, den ich propagiere, soll gegen diesen Überbietungsdruck immunisieren.
Er ist demzufolge auch nicht der Stoff, von dem die Spaß-Gesellschaft im Comedy-Stil zehrt.

Dieser Humor ist vielmehr ein Gegenmittel, der uns Wege aufzeigt, wie wir uns von dem unheilvollen Druck, immer (noch) besser sein zu müssen, allmählich befreien können.
Wir sprechen deshalb von »therapeutischem« Humor. Eigentlich müssten wir sogar von einem »philosophischen« Humor sprechen, denn es geht um einen erkenntnismäßigen Einstellungswandel, der uns dazu bringt, über die Zwänge der Überbietungsgesellschaft innerlich lachen zu können.
Wie das geht? Man muss sich einfach auf die Quellen der Freude zurückbesinnen, über die jeder Mensch verfügt.

Um dies zu erreichen, müssen wir die Lebensrealität unserer Kindheit wiederbeleben. Kinder denken weniger logisch, sie machen sich weniger Gedanken um den »Ernst des Lebens«, sie viel mehr in der Gegenwart als in der fernen Zukunft – das tun die Erwachsenen. Dieses »kindliche Gemüt« wieder aufzuspüren ist das Anliegen eines therapeutisch wirksamen Humors. Und ist dies einmal gelungen, dann können die Zwänge des Überbietungsdenkens munter »durch den Kakao gezogen« bzw. relativiert werden.

Warum lachen wir eigentlich, wenn wir gekitzelt werden?

Kitzeln ist ein Spaßangriff, auch »freundliche Aggression« (mock attack) genannt. Beim »Kitzelopfer« baut sich dabei eine gewisse (An-)Spannung auf, die sich lachend auflöst, nachdem sich das »Kitzelspiel« als nicht bedrohlich erwies.
Grundsätzlich kann der Reiz, der beim Kitzeln ensteht, eine körperliche Bedrohung indizieren, besonders, wenn »empfindliche Stellen« mit vielen Nervenendigungen (z.B. Achselhöhlen, Bauch, Leistengegend) attackiert werden.
Sobald dies vom Großhirn aber als harmloses Spiel erkannt wird, verliert die anfängliche Bedrohung ihren Schrecken und entbindet sich in einem entspannenden Lachen.
In diesem Augenblick triumphiert das »Lustprinzip«, d.h. die primäre Lebensfreude des kleinen Kindes.

Psychologisch gesehen, kommt es beim Kitzeln zu einer Interferenz von gegenläufigen Impulsen, die auf Nähe und Flucht ausgerichtet sind.
Neurologisch gesehen, werden gleichzeitig angenehm wirkende Berührungsrezeptoren und Schmerzrezeptoren aktiviert, so dass Lust und Schmerz simultan empfunden werden. Dies ergibt eine Inkongruenz, die zu einer Spannung führt, die sich in einem unkontrollierbaren Lachen wieder abbaut.

Lachen ist also ein uraltes Ventil zum physiologischen Stressabbau – und damit ein körperlicher Schutzmechanismus zur (Wieder-)Herstellung von Ausgeglichenheit und Wohlbefinden.
Dadurch wird in psychologischer Hinsicht die entscheidende Voraussetzung für die Herstellung »entspannter« sozialer Beziehungen geschaffen, was wiederum wesentlich zur Stärkung eigenen Selbstwertgefühls beiträgt.

Warum können wir uns nicht selbst kitzeln?

Um nicht mit einer Fülle von Informationen überlastet zu werden, kann das Gehirn existenziell wichtige von unwichtigen Reizen unterscheiden und in diesem Zusammenhang eine Art Prioritätsliste erstellen.
Ganz oben auf dieser Liste stehen all die Reize, die von außen aggressiv an den Körper herangetragen werden – also Berührungen durch Fremdeinwirkung, die sich existenziell bedrohlich auswirken könnten.
Berührungen, die hingegen etwa von der eigenen Hand herrühren, stehen auf dieser Liste ganz unten – dort wo die existenziell nicht bedrohlichen, harmlosen Stimulierungen rangieren.
In diesem Fall braucht das Kleinhirn, unser motorisches Reaktionszentrum, nicht Alarm zu schlagen. Das Großhirn stuft den betreffenden Berührungsreiz somit als unwichtig ein und interpretiert diesen nicht als ein typisches, d.h. potenziell bedrohliches Kitzeln.
Deshalb spüren wir zum Beispiel die Reibung unserer Kleidung auf der Haut nicht bewusst, jedoch die kleine Stubenfliege, die sich auf unseren Arm setzt, sehr wohl: Dies ist eine uralte Reaktion, die den Menschen vor der Bedrohung durch gefährliche Krabbeltiere wie Spinnen und Skorpione schützen soll.

Wer Humor hat, der …

• … ist in seinem Denken und Handeln flexibler. Humorvolle Menschen sind in ihrer Wahrnehmung nicht so eingeengt wie der rein rationale Typ.
Sie paaren das Althergebrachte (Konventionelle, Normative, Vorgeschriebene) mit dem Neuartigen (Ungewöhnlichen, Verblüffenden).
So sagt der humorvolle Mensch nicht einfach: »Heute geht es mir nicht gut, weil ich Kopfschmerzen habe«, sondern z.B.: »Heute geht es mir nicht gut, weil der Eierpreis wieder aufgeschlagen hat« oder «… weil morgen schon wieder Donnerstag ist«. … Die richtige Antwort ist ihm nicht wichtig.
Viele Antworten sind bloße Ausreden, Rechtfertigungen, Entschuldigungen.
Für den Humorvollen ist alles relativ: Alles kann auch anders sein! So konzentriert sich der Humorvolle eben ganz auf die Frage, die er ihrerseits wieder in Frage stellt.
»Warum hast du das Geschirr noch nicht gespült?« – »Tolle Frage! Das ist mir selbst ein Rätsel.«

• … wendet die »Judo-Methode« an: So wie der Angriff des Gegners im Judo nicht abgewehrt, sondern bewusst verstärkt wird, wird auch der Humorvolle die Attacken übelwollender Mitmenschen nicht nur bestätigen, sondern augenzwinkernd übertreiben.
Dadurch macht er den Angreifer zu seinem Verbündeten.
Beispiel: »Du bist wirklich ein Vollidiot! Man sollte dich auf den Mond schießen!« – »Schiess mich lieber auf den Mars, der Mond ist bereits von Vollidioten überbevölkert«

• … besitzt den »Mut zur Lächerlichkeit«. Das bedeutet, sich nicht der Tyrannei der konventionellen Benimm-Regeln zu beugen, die nur das perfekte Verhalten gelten lassen.
Dadurch erscheint alles, das nicht »perfekt« gesagt oder getan wird, im grellen Licht von beschämender Peinlichkeit. Wer den Mut zur Lächerlichkeit besitzt, der kann sich im wahrsten Sinne des Wortes »un-verschämt« geben, also das lustvoll und unverblümt zu lassen, wofür »man« sich »normalerweise« zu schämen hat.
Wer also z.B. in Gegenwart anderer zu Nervosität neigt, wird seine Aufgeregtheit (etwa das Händezittern) bewusst und in überzogener Weise zur Schau stellen. Wem es in Gegenwart einer schönen Frau die Sprache verschlägt, der wird in auffälliger Weise nach Luft ringen und stammeln.

• … lässt sich vom albernen »Kind in uns« inspirieren. Der »typische Erwachsene« ist vernünftig und ernst.
»Typische Kinder« stehen noch nicht im Bannkreis perfektionistischer Selbstkontrolle, die häufig Anlaß für Schamerlebnisse ist.
Schon Erich Kästner hatte festgestellt, dass nur derjenige wirklich Mensch bleibt, der erwachsen wird und Kind bleibt.
Kinder sind kreative und spielfreudige Akteure, d.h. sie lassen sich nicht von vornherein (reaktiv) auf vorgegebene Spielregeln ein. Wenn es einem Kind z.B. langweilig wird, versucht es, die entsprechende Situation »nach Lust und Laune« zu verändern.

Hier die versprochene (unvollständige) Liste der Persönlichkeiten, die die Gelotologie und die Humor-Arbeit geprägt haben:

Viktor Emil Frankl (1905 – 1997), österreichischer Neurologe und Psychiater. Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse. Von den späteren Gelotologen hochgeschätzt.

Norman Cousins (1915 – 1990), politischer Redakteur, Wissenschaftsjournalist, Autor und Friedensaktivist. Durch seinen Erlebnisbericht (Heilung durch Lachen) lieferte er wichtige Impulse, die die Erforschung des Lachens vorantrieben.

William Finley Fry, Jr. (1924 – 2014), US-amerikanischer Psychiater, Begründer und Namensgeber der Gelotologie, Pionier im Fachgebiet Therapeutischer Humor.

Hunter Doherty „Patch“ Adams (geb. 1945 in Washington, D.C.), Arzt, Sozialaktivist, „Bürger-Diplomat“, Profi-Clown, Darsteller und Autor. Gründer des Gesundheit! Institute.

Willibald Ruch (geb. 1956 in Kärnten, Österreich), Professor für Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik an der Universität Zürich. Seine Forschungsschwerpunkte betreffen Themen der Differenziellen Psychologie und der Diagnostik, insbesondere der Positiven Psychologie, und die Erforschung des Humors.

Michael Titze (geb. in Maribor, Slowenien), deutscher Psychotherapeut und Psychoanalytiker. Titze zählt zu den Pionieren des Therapeutischen Humors und der Gelotologie.

René Schweizer (1943 – 2015), Schweizer Schriftsteller, Aktionskünstler, Selbstdarsteller und wichtige Figur in der „Humorbewegung“.

Peter Hain, Schweizer Psychotherapeut, Wissenschaftlicher Leiter verschiedener Humor-Kongresse

Johannes Gruntz-Stoll (geb. 1952 in Basel CH), Schweizer Erziehungswissenschafter, emeritierter Professor für Allgemeine und Spezielle Pädagogik, Autor, Publizist und Verleger. Gruntz hat sich engagiert, die Erkenntnisse der Humorforschung in die Pädagogik einfliessen zu lassen.

Frank Farrelly (1931 – 2013) US-amerikanischer Psychotherapeut, Professor für Soziale Arbeit und Psychiatrie. Er gilt als der Begründer der Provokativen Therapie in der Psychotherapie.

Madan Kataria, Indischer Arzt, gründete 1995 in Bombay den weltweit ersten Lach-Klub. Tourt am liebsten zusammen mit seiner Frau um die Welt.

Emotionsprofil

Emotionsprofil

Benutzerprofil, Bewegungsprofil, Kundenprofil, Täterprofil, Kompetenzprofil…
Von all dem haben Sie wohl schon gehört. Aber „Emotionsprofil“?!

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Was das Lachen im Körper anrichtet – eine kleine Übersicht

Was das Lachen im Körper anrichtet – eine kleine Übersicht

Ein Lachen der Stärke 5 auf der Richterskala wirkt sich auf den ganzen Körper aus.

Untrügliche Zeichen, dass da jemand gerade lacht:

Die Nase legt sich in Falten, die Nasenlöcher weiten sich.
Der Kopf wird zurückgeworfen, die Augen werden geschlossen.
Der Zygomaticus-Muskel zieht den Mund nach oben und sorgt für einen glücklichen Ausdruck.
Die Augenmuskeln werden angespannt (und aktivieren im Gehirn positive Gefühle).
Der »Lachmuskel« spannt 17 Gesichtsmuskeln an, darunter die des Tränensacks, so dass unter Umständen die Tränen fliessen.
Der Mund weitet sich, weil die Ein- und Ausatmung (stossweise) vervielfacht wird.
Die Stimmbänder werden in Schwingung versetzt und erzeugen die typischen stakkatoartigen Lachlaute.
Der Brustkorb wird gezerrt, der Körper schaukelt hin und her.
Möglicherweise wird mit offener oder flacher Hand auf den Schenkel geschlagen.
Das Zwerchfell »hüpft« und massiert die Eingeweide.

Gasaustausch

Was wir selber am unmittelbarsten erleben, ist die veränderte Atmung.
Das Zwerchfell spannt sich, dadurch dehnen sich die Lungenflügel. Wenn wir dann lauthals loslachen, pressen wir die Luft stossartig mit 100 kmh aus der Lunge.
100 kmh! In einer Stunde könnten wir uns so von Bern nach Zürich lachen.

Bei intensivem Lachen wird 3x mehr Gas ausgetauscht. In der Lunge reichert sich das Blut darum mit mehr Sauerstoff als üblich an.
CO2, das Abfallprodukt der Verbrennungsvorgänge im Körper, wird komplett ausgestossen.
Die Vorratsluft, die in den Lungen steckt, entleert sich dabei fast vollständig.

(Nützlicher Nebeneffekt No. 1: Ähnlich wie beim Husten werden die oberen Luftwege durch starkes Lachen von störenden Sekreten befreit.
(Nützlicher Nebeneffekt No. 2: Durch den gesteigerten Sauerstoffaustausch im Gehirn verbessert sich die Konzentrationsfähigkeit.)

Herz / Kreislauf

Es ist immer schön, wenn man auf klinische Untersuchungen verweisen kann. Es gibt nämlich welche, die die positiven Wirkungen (von intensivem und häufigem Lachen) auf das Herz-Kreislauf-System belegen.

Da Lachen eine abrupte körperliche Leistung darstellt, erhöht sich zuerst der Puls – und der Blutdruck steigt. Nach der Lachattacke verlangsamt sich der Herzschlag aber wieder und bleibt auf einem niedrigen Niveau. Gleichzeitig entspannt sich die glatte Muskulatur der Arterien und der Blutdruck sinkt.

Mehrere Studien kamen zum Ergebnis, dass Menschen, die häufig lachen, seltener einen Herzinfarkt erleiden.

Immunsystem

Das passt zwar schlecht zu „Ich hab mich halb tot gelacht“, aber: regelmässiges Lachen stärkt das Immunsystem.

Folgende Forschungsergebnisse lassen darauf schliessen, dass das Lachen das Immunsystem aktiviert:

Erhöhte Anzahl und Aktivität von Killerzellen, die infizierte oder entartete Zellen erkennen und zerstören können.
Vermehrung von Antikörpern der Immunglobulin-Klasse A. Das sind Antikörper, die in den Schleimhäuten im Körper (wie Mund, Darm und Lunge) vorkommen und einen Teil der Schutzbarriere gegen eingedrungene Erreger bilden.
Erhöhte Konzentration von Gamma-Interferon, welches die Zellen im Normalfall zur Bekämpfung einer Virusinfektion benötigen. Genau genommen ist das ein Protein, das für die Produktion körpereigener Abwehrstoffe mitverantwortlich ist.

Endokrines System

Beim Lachen nimmt die Konzentration der Stresshormone im Blut ab. Warum das gut ist:

Bei Stress signalisiert das Nervensystem dem Nebennierenmark, Adrenalin auszuschütten.
Blutdruck, Puls, Hautwiderstand und Muskelaktivität steigen, die Darmtätigkeit ist gehemmt.
Der Körper ist in Alarmbereitschaft.

Etwa zehn Minuten nach der Adrenalinausschüttung folgt dann Cortisol, das den Körper vor den ungünstigen Folgen einer zu langen Hochaktivierung durch Adrenalin schützen soll und gleichzeitig für eine erhöhte, länger anhaltende Wachsamkeit auf einem niedrigeren Niveau sorgt.
(Weil Adrenalin schwer messbar ist, wird meist die Cortisolkonzentration im Speichel für Messungen des Stressniveaus herangezogen.)

Wenn wir von „Stress“ sprechen, hat das meist einen negativen Beigeschmack. Dabei bedeutet das lediglich, dass der Körper (als Reaktion auf eine wahrgenommene Belastung oder Bedrohung) besonders leistungsbereit ist. Eine Mobilisierung, die für den Erhalt der körperlichen Unversehrtheit nützlich ist. Ohne Stress wären wir schon längst nicht mehr am Leben.

In Momenten der Gefahr funktionieren wir immer noch genau gleich wie unsere allerentferntesten Vorfahren: Wir kämpfen oder flüchten – und brauchen somit unsere Muskeln.
Die Stresshormone werden u.a. durch die Verbrennungsprozesse in den Muskelzellen umgewandelt und abgebaut. Das Ausagieren des Stresses bringt also den Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht.

Im Alltag kann die aufgebaute Spannung aber häufig nicht auf „althergebrachte Weise“ abgebaut werden. Sich schreiend auf die arrogante Chefin zu werfen oder sich unter den Tisch zu flüchten: Im Büro ist das ein eher ungünstiges Verhalten.
Wir erleben zwar unter Umständen körperlich das Gleiche wie unsere Vorfahren, doch unsere Bewältigungsstrategien müssen zwangsläufig sozialtauglich sein.

So scheint die These der Gelotologie recht naheliegend: Eine der Funktionen des Lachens sei, auf physiologischer Ebene Stress abzubauen. (Eben weil wir beim Lachen eine recht eindrückliche körperliche Leistung vollbringen.

Noch mehr Endokrinologie

Im Gehirn tragen wir alle ein erbsengrosses Drüslein mit uns rum, die Hypophyse. Dort werden u.a. Endorphine produziert und beim Lachen verstärkt ausgeschüttet; diese werden auch gerne als „Glückshormone“bezeichnet.

Das Wort Endorphin ist eine Wortkreuzung: Endogenes Morphin bedeutet „ein vom Körper selbst produziertes Opioid“.
Opiate und Opioide sind wegen ihrer schmerzstillenden Wirkung berühmt und berüchtigt, beim Lachen beliefern wir uns also selber mit Drogen!

(Ist Lachen eine Notfallsituation?)

Endorphine regeln nicht nur Empfindungen wie Schmerzen und Hunger. Sie stehen auch in Verbindung mit der Produktion von Sexualhormonen und werden mitverantwortlich gemacht für die Entstehung von Euphorie. Das Endorphinsystem wird unter anderem in Notfallsituationen aktiviert.

Verdauung – „Ich scheiss mir in die Hose!“

Kann man sagen. Um auszudrücken, dass man etwas wirklich sehr sehr lustig findet.
Dieses „Bonmot“ weist aber auch darauf hin, dass Lachen – als weitere Wirkung – die Verdauung anregt.
Dies geschieht einerseits mechanisch durch die heftigen Zuckungen des Zwerchfells, und andererseits auf hormonellem Weg: Lachen entspannt, Entspannung bedeutet Abwesenheit von Stress, – bei Abwesenheit von Stress können diejenigen Körperfunktionen aktiviert werden, die sich im Stand-By am besten entfalten.

Zum Schluss eine Behauptung

„Eine Minute Lachen wirkt – allgemein – positiv auf die Gesundheit wie 10 Minuten Joggen.“

Das jedenfalls behaupten einige Gelotologen.
Nicht auszudenken, wie gesund es wäre, 10 Minuten lang lachend zu joggen…!

Und zum Schluss nach dem Schluss:

Eckhart von Hirschhausen fasst die Wirkungen des Lachens im Schnelldurchlauf (in 2 Minuten!) zusammen.

Emotionsprofil

Emotionsprofil

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Von all dem haben Sie wohl schon gehört. Aber „Emotionsprofil“?!

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Wissenschaftlich lachen

Wissenschaftlich lachen

Viele Erfindungen beruhen auf zufälligen Beobachtungen.

Durch das Erlebnis eines amerikanischen Wissenschaftsjournalisten wurde zwar nicht das Lachen erfunden – es hat aber wesentlich dazu beigetragen, dass dieses merkwürdige menschliche Gehabe intensiv erforscht wurde und wird.

„Stellen Sie sich vor: Sie sitzen in Günther Jauchs „Wer wird Millionär?“ auf dem unbequemen Hocker und es trennt Sie nur noch eine Frage von dem Millionengewinn.
Entweder Sie beantworten sie richtig und klemmen sich das Köfferchen unter den Arm – oder Sie verlieren alles.
Die letzte Frage lautet: Was ist Gelotologie?
Ein gewisser Eckhart Freise wusste, dass es sich dabei um die die Wissenschaft des Lachens handelt und wurde so in diesem Quiz zum ersten Gewinner überhaupt.“

Darf ich mich vielleicht mal irren? – Danke.

Diese Anekdote habe ich lange Zeit in meinen Lach-Seminaren erzählt. Das tu ich nicht mehr; denn ich musste feststellen, dass ich einer Falschinformation aufgesessen bin.

(Falls es Sie interessiert wie die Frage tatsächlich lautete, die Herrn Freise zum ersten Quiz-Millionär machte: „Mit wem stand Edmund Hillary 1953 auf dem Gipfel des Mount Everest? Mit A: Nasreddin Hodscha, B: Nursay Pimsorn, C: Tenzing Norgay, D: Abrindranath Singh?“ – Freise tippte auf Tenzing Norgay. Bingo.)

Was kümmerts die Gelotologie?

Der Wissenschaft ist es herzlich egal, was ich über sie erzähle. Wichtig im Zusammenhang mit meinen Lach-Seminaren ist lediglich, dass das Lachen – diese überaus phänomenale Ausdrucksweise des Menschen – weltweit erforscht wird und dass ich bei meinen Auftritten jeweils eine Handvoll dieser Erkenntnisse zum Besten gebe. Ich bediene mich bei den Fachleuten aus verschiedenen Bereichen der Medizin, der Psychologie, der Psychophysiologie, der Neurobiologie und der Soziologie. Verweise auf philosophische Abhandlungen und historische Einordnungen runden die Sache ab.

Eine Spondylarthritis ist nicht zum Lachen.

Aber diese entzündliche Erkrankung der Wirbelsäule hat entscheidend dazu beigetragen, dass die Erforschung des Lachens voran getrieben wurde: Der Wissenschaftsjournalist Norman Cousins war anfangs der Siebzigerjahre daran erkrankt. Er litt unter sehr starken Schmerzen und musste sich mit der betrüblichen Prognose der Ärzte auseinandersetzen, die ihm eine Überlebenschance von 1:500 in Aussicht stellte. Als Mittfünfziger war das für ihn nicht das, was er sich unter einem lebenswerten Leben vorstellte

Norman Cousins

Um die Ecke denken.

Norman Cousins war ein neugieriger und kreativer Mensch. Er kannte wissenschaftliche Berichte, in denen der unheilvolle Einfluss von negativen Gemütszuständen auf das innersekretorische System des Menschen beschrieben wurde.
So versuchte er den bemerkenswerten Umkehrschluss:
Er brachte sich systematisch zum Lachen, indem er sich lustige Filme vorführen liess (er war Fan der Marx Brothers) und witzige Texte und Cartoons konsumierte.
Dabei stellte er bald fest, dass seine Schmerzen weitgehend nachliessen, nachdem er etwa zehn Minuten lang intensiv gelacht hatte. Ausserdem konnte er danach mindestens zwei Stunden problemlos schlafen.

Tschüss Spital!

Um sich seiner selbst erfundenen Therapie ungestört hingeben zu können, vermied er fortan jegliche Spitalaufenthalte und beschallte sein Zuhause mit seinem Gelächter. Dabei bemerkte er zusätzlich, wie sehr die Umgebung Therapierfolge beeinflussen kann und wie die Spitalatmosphäre ihm beständig bestätigt hatte, wie krank er doch sein.

Kleiner Exkurs: Gute Ideen sind ansteckend.

Diese Erkenntnisse wurden später von Hunter Doherty „Patch“ Adams aufgegriffen. Adams brachte den Humor in die Heilstätten und gründete in West Virginia das „Gesundheit! Institute“.
Eine Gesundheitseinrichtung mit ausgefeiltem Humor-Konzept, wo die Räumlichkeiten betont wohnlich gestaltet waren und die Ärzteschaft und das Pflegepersonal Clown-Kurse und Akrobatik-Trainings besuchten… – das hatte es bis anhin nicht gegeben.
Das Konzept wurde schon bald nachgeahmt: 1991 wurde im Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien CliniClowns-Austria gegründet, auf der Kinderdialysestation fanden die ersten Clownv-Visiten in Europa statt. Bald darauf wurden auch in anderen Ländern spezifische Aus- und Weiterbildungen entwickelt und angeboten

Dr. Hunter Doherty „Patch“ Adams

Die Forschung merkt auf.

Norman Cousins wollte seine subjektive Erfahrung „von aussen“ bestätigt haben und und so unterzog er sich regelmässig spezifischen Tests zur Ermittlung des Entzündungsgrades (im Bereich der Wirbelsäule).
Dabei wurde festgestellt, dass es nach jeder einzelnen Lachkur zu einer signifikanten Abnahme der Sedimentationsrate kam. Ein sensationelles Resultat!
Das trat eine wahre wahre Welle von Experimenten, Forschungsprojekten und Studien los; verschiedene Disziplinen steuerten Beiträge zur Verständnis des Lachens bei.

Man kann’s auch übertreiben.

Man wusste schon bald, dass Lachen – nebst Entzündungen und Schmerzen lindern – auch den Stoffwechsel und das Immunsystem günstig beeinflusst.
Doch einzelne überenthusiastische Laien-Gelotologen behaupteten sogar, dass man mit Lachen auch HIV-Infektionen und Krebs wirksam begegnen könne. Was mittlerweile klar widerlegt ist.
Aber: Wer mit einer solchen Krankheit leben muss und dennoch ab und zu Grund zum Lachen findet, hat wohl schon ziemlich viel begriffen.

 Um Ihnen die Recherche zu ersparen:

„Gelotologie“ leitet sich aus dem Griechischen ab. Geloion bedeutet Witz / Komik, Gelos heisst Lachen.
Weltweit beschäftigen sich rund 200 Forschende mit dem Lachen.
Sie beschäftigen sich erklärtermassen mit den körperlichen und psychischen Aspekten des Lachens.
Der Psychiater William F. Fry, der 1964 hat an der Stanford-University erstmals über die Auswirkungen des Lachens auf die körperlichen Vorgänge geforscht. Er prägte auch auch den Begriff Gelotologie.
Wissenschaftlich Forschung findet in der Regel den Weg in die Praxis. Als therapeutische Anwendung gelotologischer Erkenntnisse gelten die sogenannten Humor-Therapien oder Lachtherapien.

Das könnte irgendein marmornes Mannsbild sein, es soll sich aber um den griechischen Gott Gelos handeln.

Humor-Therapie – ein Beispiel:

Die Paradoxe Intervention ist eng mit der Humor-Therapie verbunden.
Es handelt sich dabei um verschiedene psychotherapeutische Methoden, die in scheinbarem Widerspruch zum therapeutischen Ziel stehen, die aber tatsächlich dazu gedacht sind, dieses Ziel zu erreichen.

Eine Bekannte war nicht in der Lage, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen.
Sie litt unter der Befürchtung, sich während der Fahrt durchfallartig in die Hosen machen zu müssen.
In einer psychotherapeutischen Sitzung forderte die Therapeutin sie auf, sich genau das, was ihr so Angst machte, möglichst detailliert vorzustellen und zu beschreiben.

Sie versetzte sich also in die Situation, in einem vollbesetzten Bus zu sitzen – der Möglichkeit beraubt, aussteigen zu können.
Als sie so weit war, dass sie das warm-nasse Gefühl zwischen den Pobacken, den durchdringenden Gestank und die Reaktion der anderen Fahrgäste präsent hatte, führte die Therapeutin sie in die Übertreibung:
Die Bekannte musste in ihrer Vorstellung die Situation eskalieren lassen. Die Brühe lief ihr den Beinen entlang auf den Boden und drang aus dem Hosenbund.
Und zwar nicht nur ein bisschen, sondern in Schwällen und unaufhörlich; so dass nach und nach der ganze Boden des Busses bedeckt war und der Scheisse-Spiegel im Fahrzeug so sehr zu steigen begann, dass irgendwann mal nur noch die Köpfe der Fahrgäste aus dem unappetitlichen Vollbad guckten.
Das war der entscheidende Moment, in dem die Leidensgeschichte eine neue Wendung nahm:
Der Anblick in dieser imaginierten Situation war so überaus schrecklich und gleichzeitig absurd, dass ihr Verstand – unter Vollstress – die Reissleine zog und die ganze Not sich in einem wahrhaft erschütternden Lachanfall entlud.
Ein solches Lachen hat verschiedene Phasen, der entscheidende Dreh aber war, dass sie zum ersten Mal über sich und ihre irrationale Angst lachen konnte.
Von da an konnte ihr Problem mit herkömmlichen Methoden der Verhaltenstherapie angegangen werden.
Heute benutzt sie öffentliche Verkehrsmittel so wie Sie und ich.
Dass sie einmal – nach Abschluss der Therapie – in einem Zug unauffällig „einen fahren gelassen“ hat, bezeichnet sie mittlerweile lachend als Highlight.

Das macht Sinn.

Diese Episode bestätigt eine These der Gelotologie:
Eine der Funktionen des Lachens sei, auf physiologischer Ebene Stress abzubauen. (Stresshormone werden u.a. durch die Verbrennungsprozesse in den Muskelzellen umgewandelt und abgebaut. Wenn wir heftig lachen, sind – je nach Quellenangabe – zwischen 200 und 300 Muskeln beteiligt.)

Wenn die Gelotologie sich austauscht.

Listig ausgelegte Scherzartikel, lustig gekleidete Menschen, heitere Sprüche allenthalben und eine ansteckend fröhliche Atmosphäre.
So möchte man sich einen Humorkongress vorstellen.
Glauben Sie mir: dem ist mitnichten so. Ein flüchtiger Blick in den Saal, ein paar oberflächlich wahrgenommene Wortfetzen – und Sie könnten sich genau so gut an einer Tagung für Schrauben-Normierungen wähnen.
Erst das genauere Studium der gelisteten Beiträge macht Lust, auf einem Klappstuhl Platz zu nehmen. Hier als Beispiel das Programm 2022 der Association for Applied and Therapeutic Humor (AATH) in den USA:

•  Geist, Albernheit und Wissenschaft: Schnittpunkt von spielerischem Einssein und Neurotheologie
•  Relevante Fragen des therapeutischen Humors
•  Humor-Ressourcen für die Personalabteilung: Praktische Tools für den modernen HR-Profi
•  Die Formen, Funktionen und Marotten des Humors in der Krankenhausmedizin
•  Lebe glücklich: Die 5 glücklichen Gewohnheiten, um Ihr bestes Leben zu leben
•  Echtes Lachen vs. falsches Lachen: Würde das echte Lachen bitte aufstehen?
•  Beziehungsfusion: Die 5. Dimension des therapeutischen Humors
•  Verrücktheit heilen mit Humor, Hunden und ganzheitlicher Medizin
•  Ein Strampler, ein Tutu und 3 Dinge, die ich als trauernder alleinerziehender Vater gelernt habe
•  Unsere Welt mit Lachen verändern

Ob Lachen wirklich die beste Medizin ist, wurde klinisch sorgfältig geprüft

 Wollen Sie sich den Kopf voll machen?

In diesem Blog (2) gehe ich auf die Erkenntnisse ein, die die Gelotologie bezüglich der Wirkungen des Lachens auf den Körper liefert. Wohl bekomm’s!

Zum Schluss eine unbedingte Empfehlung.

Sie scheinen sich ja wirklich für die Gelotologie zu interessieren.
Warum sonst hätten Sie bis hier hin lesen sollen?
Zur Vertiefung empfehle ich Ihnen diesen hervorragenden Dokumentarfilm:

„Tierisch lustig – Die Wissenschaft vom Lachen“ (ARTE 2014)
Der Neurobiologe Robert Provine untersucht das Lachen aus verhaltenswissenschaftlicher Sicht und beschreibt dessen emotionales und soziales Potenzial.
Jan van Hoof, der Pionier der Beobachtung des Lachens bei Schimpansen, und Marina Davila Ross, Verfasserin einer vergleichenden Studie des Lachens bei Grossaffen, berichten von ihren Forschungen.

Emotionsprofil

Emotionsprofil

Benutzerprofil, Bewegungsprofil, Kundenprofil, Täterprofil, Kompetenzprofil…
Von all dem haben Sie wohl schon gehört. Aber „Emotionsprofil“?!

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Meditation, keine abgefahrene Sache

Meditation, keine abgefahrene Sache

Wenn Sie bis jetzt einen Bogen um „Meditation“ gemacht haben, aber dennoch immer wieder mal mit leichtem Interesse darauf geschielt haben:
Dieser wunderbar unverkrampfte Text kann vielleicht ein bisschen Anschubhilfe leisten.

Theresa Bäuerlein, die „Reporterin für Sinn und Konsum, hat ihn geschrieben; es handelt sich um ein fiktives Interview.

Sportler meditieren. Banker meditieren. Rapper meditieren. Warum?
Verbessert es die Konzentration? Macht es mitfühlender? Bringt es den Weltfrieden?
Alle Fragen, die du zur Meditation hast (wirklich alle) erkläre ich in diesem Text.

Wieso meditieren gerade eigentlich alle? Das macht mich ganz nervös.

Na, da weiß ich ein Gegenmittel. Mach die Augen zu, nimm einen tiefen Atemzug und entspanne dich –

Sehr witzig.

Okay, sorry. Du hast ja recht: Meditation ist gerade wahnsinnig populär. Bis in die achtziger Jahre hinein dachten die meisten dabei an Typen mit langen Haaren, Bärten und wallenden Gewändern. Heute haben Unternehmen wie Google und Apple eigene Meditationsprogramme, Banker meditieren gegen Stress, Sportler tun es, um ihre Leistung zu verbessern und Influencer reden darüber, als wäre Meditieren so normal wie Haare waschen. Selbst der Rapper Curse hat einen Meditations-Podcast.

Wie ist denn das passiert?

Das hat drei Gründe:
Erstens, immer mehr Menschen scheinen unter psychischen Krankheiten und Problemen wie Angst und Depressionen zu leiden – und ganz allgemein:
Stress. Viele sehen Meditation als Gegenmittel, ein bisschen wie eine nebenwirkungsfreie Beruhigungstablette. Aber auch als Mittel zur Leistungssteigerung, weil es die Konzentration trainiert.
Zweitens lässt sich Meditation viel besser verkaufen als früher. Eigentlich lässt sich ja wenig Gewinn daraus schlagen, wenn Menschen mit geschlossenen Augen in ihren Zimmern sitzen, aber man kann diesen Menschen Apps verkaufen. Laut des US-amerikanischen Marktforschungsunternehmens Sensor Tower haben die Menschen 2015 weltweit acht Millionen Dollar für die zehn beliebtesten Meditationsapps ausgegeben, 2019 waren es schon 195 Millionen.
Drittens, und das ist der wichtigste Grund: Wissenschaftler:innen interessieren sich immer mehr für die Wirkungen von Meditation auf Psyche und Gesundheit. In den siebziger Jahren gab es nur eine Handvoll wissenschaftlicher Artikel zu diesem Thema, mittlerweile sind es tausende.
Die Forscher:innen haben dafür Meditation aus spirituellen und religiösen Kontexten gelöst und sie vereinfacht. Wahrscheinlich interessieren sich deswegen nun Menschen für Meditation, die für Spiritualität und Esoterik nichts übrig haben.
Dieser Hype kulminiert in einem Satz des oben erwähnten Meditationsrappers Curse:
„Die Wissenschaft weiß: 15 Minuten Meditation wirken wie ein ganzer Tag im Urlaub!“

Ist denn wirklich was dran an dem Hype?

Es gibt, wie gesagt, sehr viele Studien über die Wirkungen von Meditation. Ich könnte dir hier sofort eine ganze Reihe davon verlinken, die tolle Ergebnisse haben. Ob psychische Probleme wie Stress, Angststörungen, Depressionen oder Krankheiten wie Bluthochdruck: Meditation hilft anscheinend gegen alles. Selbst verjüngend soll sie wirken.

Das ist ja fantastisch!

Ja, das finden die Leute, die dir eine App verkaufen, auch. Das Problem ist, dass die Studien eine sehr unterschiedliche Qualität haben und dass gerade die Wirkung bei Krankheiten nicht klar belegt ist. Andererseits gibt es Meditation seit tausenden Jahren. Sie war nie als Mittel gegen Krankheiten gedacht, sondern, erstens, als spirituelle Praxis und, zweitens, als Methode, den eigenen Geist zu verstehen. Die psychologische und medizinische Betrachtung ist ziemlich neu. Dafür gibt es unzählige Berichte von Menschen, die ein Loblied auf die Wirkung von Meditation singen, ich habe auch schon eines verbrochen.
Aber bevor wir darüber reden, welche belegten Wirkungen Meditationen haben und was passiert, wenn man einen buddhistischen Mönch in einen Magnetresonanztomographen schiebt: Lass uns darüber reden, was Meditation überhaupt ist. Das ist nämlich ein sehr, sehr vager Begriff.

Ja, ich weiß es auch nicht so genau. Irgendwas mit Achtsamkeit?

Achtsamkeit und Meditation werden oft bedeutungsgleich benutzt. Aber eigentlich ist Achtsamkeit keine Methode, sondern ein Geisteszustand, den man durch bestimmte Formen von Meditation kultivieren kann. Am einfachsten lässt sich Achtsamkeit mit ihrem Gegenteil erklären: Das Leben auf Autopilot. Das ist dieser Zustand, der für die meisten von uns so selbstverständlich ist, dass wir ihn kaum wahrnehmen. Wir sind nicht wirklich bei den Dingen, die wir tatsächlich tun und erleben, sondern lassen uns von unseren Gedanken und Gefühlen fast träumend durch den Tag treiben.
Achtsamkeit bedeutet, sich ans Steuer zu setzen und aktiv zu fahren. Das ist keine perfekte Konzentration, sondern eine besondere Form von Aufmerksamkeit: Wachsam, aber entspannt und offen.
Meditation wiederum ist kein Zustand, sondern ein Sammelbegriff für hunderte verschiedene Methoden. Der Begriff ist so breit wie „Sport“. Jogging und Unterwasserhockey sind beides Sportarten, sie sehen aber völlig anders aus. Es gibt aber Gemeinsamkeiten: In fast allen Sportarten bewegst du den Körper und trainierst Muskeln. Mit Meditation ist es ähnlich. Nur trainiert sie nicht den Körper, sondern den Geist.

Puh, der Geist … Was genau soll das sein?

Ja, das ist ein bisschen schwierig. Auf Englisch würde man „Mind“ sagen, das passt besser, aber dafür gibt es im Deutschen keine eindeutige Entsprechung. Gemeint sind damit sowohl Psyche als auch Denken und Bewusstsein. Der mentale Apparat also, der die Welt wahrnimmt und verarbeitet.

Und warum soll ich den trainieren?

Der Buddha soll einmal gesagt haben: „Wer ist dein Feind? Der Verstand ist dein Feind. Niemand kann dir mehr Schaden zufügen als ein untrainierter Geist. Wer ist dein Freund? Der Verstand ist dein Freund. Niemand kann dir mehr helfen als dein eigener Geist, der weise gebildet ist.“
Heute würde er vielleicht von Neuroplastizität reden. Das bedeutet, kurz gesagt, dass die Struktur unseres Gehirns sich verändert, je nachdem, wie wir es benutzen. Die veränderte Struktur beeinflusst dann wieder unser Handeln. Alles, was wir fühlen, hören, riechen oder sehen, hinterlässt Spuren in unserem Gehirn. Wenn du dich morgen noch an diesen Text erinnerst, liegt das daran, dass dein Gehirn eine physische Spur für diese Erinnerung gebaut hat.
Je öfter wir bestimmte Erfahrungen machen, desto stärker werden die entsprechenden Verknüpfungen der Nerven. Meistens passiert dieser Prozess unbewusst. Wir verbringen zum Beispiel viele Stunden damit, das aufzunehmen, was auf dem Bildschirm unserer Handys und Computer angezeigt wird. Währenddessen stärken oder schwächen unsere Neuronen die entsprechenden Hirnschaltkreise. Hinter dem Buddha-Spruch am Anfang steht die Annahme, dass eine Wurzel menschlichen Unglücks die Tatsache ist, dass wir unser Gehirn willkürlich durch Erfahrung und Umstände formen lassen – statt es gezielt so zu trainieren, dass wir weiser und glücklicher werden.

Okay, und was soll ich da trainieren?

Zunächst einmal: deine Aufmerksamkeit. Wenn du meinst, dass du das nicht nötig hast, versuche mal, dreißig Sekunden lang an eine einzige Sache zu denken, sagen wir, an diese Kaffeetasse. Und sonst nichts, keinen einzigen weiteren Gedanken. Mach das mal.

Reset Seminar Muzio

Hat nicht geklappt, oder? Das ist normal, und heute ist es vielleicht sogar schwieriger denn je, weil eine ganze Aufmerksamkeitsindustrie Apps und Programme entwickelt, um Menschen möglichst oft und möglichst lange abzulenken. Kennt man doch: Du willst eigentlich arbeiten oder deine Wohnung putzen, aber dann checkst du auf deinem Handy die Uhrzeit und auf einmal ist es eine halbe Stunde später, weil du acht Videos über Kuchen, Katzen und Coronaviren gesehen hast.

Sorry, ich war gerade abgelenkt. Kennst du dieses Video von Vögeln mit Armen?

Kenne ich, das ist super. Aber können wir beim Thema bleiben?

Na gut.

Meditation mag wie ein nettes Hobby für Menschen mit zu viel Zeit klingen, aber es ist wahnsinnig relevant, denn: Der Geist ist alles, was du hast. Alles, was du erlebst, erlebst du dort. Wenn du bewusstlos bist, gibt es dich und die Welt nicht mehr, zumindest merkst du nichts davon.

Die Welt ist, wie ich sie mir denke, ja? Das klingt ein bisschen esoterisch.

Ich zitiere in diesem Zusammenhang gerne Dan Harris, das ist ein US-Nachrichtenmoderator, der einmal live vor fünf Millionen Zuschauer:innen während einer Nachrichtensendung eine Panikattacke bekam. Es gibt ein Video, in dem man die Panikattacke sehen kann und in dem ein älterer Dan Harris von diesem peinlichsten Moment seines Lebens erzählt. Er tut das sehr fröhlich, denn Harris lernte anschließend zu meditieren und bekam damit seine Angstattacken in den Griff. Später schrieb er ein charmantes, völlig unesoterisches Buch über Meditation, in dem der folgende Satz steht: „Meditation hat ein Riesen-PR-Problem. Das liegt wohl daran, dass ihre Lehrer reden, als liefe ständig eine Panflöten-Begleitung im Hintergrund.
Wenn man den ganzen kulturellen Ballast aber mal ablegt, dann stellt sich Meditation schnell als tolle Übung für das Gehirn heraus. Meditation ist eine bewährte Methode, um die Stimme in unserem Kopf daran zu hindern, uns am Nasenring durch die Manege zu führen.“

Äh, die Stimme in unserem Kopf?

Ich meine damit nicht krankhaftes Stimmenhören. Ich meine ganz einfach unsere Art zu denken. Die meisten verbringen ihre Tage ganz selbstverständlich in einem ununterbrochenen Gedankenstrom, der in dem Moment losgeht, in dem sie aufwachen. Es ist wie weißes Rauschen im Hintergrund. Oder ein Typ, der den ganzen Tag hinter dir steht und dich volltextet. Dieser Typ ist nicht nur dominant und redselig, sondern erzählt oft ziemlichen Stuss. Er redet dir ein, dass deine Chefin dich unfähig findet, weil sie im Meeting komisch geguckt hat, und dass dein Leben viel besser wäre, wenn du ein hübscheres Gesicht hättest oder dass dein Partner dich nicht
liebt. Die Stimme in deinem Kopf sorgt dafür, dass du beim Spielen mit deinen Kindern an die To-Do-Liste denkst oder beim Einschlafen an die nächste Präsidentschaftswahl in den USA. Kurz: Sie lenkt dich ständig von der Wirklichkeit ab und spielt dir eine Welt vor, die von deinen Sorgen, Ängsten und Wünschen bewohnt ist.
All das wirft eine Frage auf, die nur scheinbar simpel ist: Wieso kannst du dieses Gequassel nicht einfach abstellen, wenn es doch deine eigenen Gedanken und Gefühle sind? Wer ist eigentlich Herr:in deines Geistes? Man kann mit dieser Frage in ziemliche philosophische Tiefen hinabsteigen. Aber für den Anfang reicht diese Erkenntnis: Ein untrainierter Geist macht, was er will. In asiatischen Kulturen nennt man das „Monkey Mind“: Wir springen von Gedanke zu Gedanke, wie ein Affe von Baum zu Baum.

Das ist nicht sehr schmeichelhaft. Aber es kommt mir irgendwie bekannt vor.

Wie sehr Menschen unter ihren Gedanken leiden, wird klar, wenn man sich einen Versuch von Psycholog:innen der Universität von Virginia in Charlottesville (USA) ansieht. Die Probanden sollten 15 Minuten lang in einem nüchternen Raum sitzen und sich im Geist mit einem Thema ihrer Wahl beschäftigen. Nur aufstehen oder einschlafen durften sie nicht. Sie konnten sich aber per Knopfdruck einen unangenehmen, aber ungefährlichen Elektroschock verpassen. Zwei Drittel der Männer und ein Viertel der Frauen drückten lieber den Knopf, als mit ihren Gedanken allein zu sein. Ein Proband verpasste sich sogar 190-mal einen Schock. „Der dafür untrainierte Geist beschäftigt sich nicht gerne mit sich selbst“, schrieben die Forscher:innen.

Na schön, ich bin neugierig. Dann erkläre mir jetzt doch mal, wie Meditieren geht.

Wenn du „Meditation“ hörst, denkst du wahrscheinlich an sowas, oder? :

Reset Seminar Muzio

Solche Bilder sind leider … irreführend.

Wie meinst du das?

Meditieren passiert nicht immer im Sitzen und ist auch nicht immer entspannend. Es kann sogar verdammt anstrengend sein, vor allem am Anfang. Wie Muskelaufbau ist Meditation eine Fähigkeit, die man sich allmählich erarbeitet. Wie das Training dafür aussieht, hängt von der Methode ab. Sie wird seit tausenden Jahren in allen möglichen Variationen in vielen verschiedenen Traditionen praktiziert. Sufis, islamische Mystiker also, wirbeln dabei im Kreis, katholische Mönche beten Rosenkränze. Im Hinduismus, Buddhismus und der alten indischen Religion des Jainismus ist das höchste Ziel von Meditation Nirwana, auch Erleuchtung genannt. Im Christenum, Judentum und Islam geht es um eine unmittelbare Erfahrung des Göttlichen.

Danke, ich will gar nicht eins mit Gott oder dem Universum sein. Ein bisschen weniger Stress würde mir erstmal reichen.

Ich wollte auch nur darauf hinweisen, warum Meditation so vielfältig ist und so viele Begriffe herumschwirren, wenn du den Begriff googelst. Achtsamkeit, Vipassana, Zen, MBSR, Mantren, Transzendentale Meditation … es ist ein Dschungel da draußen, und man kann dort wilde Dinge erleben. Es geht aber auch viel einfacher.

Ich bitte darum.

Eine gute Aufteilung sind die beiden Kategorien „konzentrierte“ und „offene Meditation“. Bei der ersten Form geht es darum, dass du dich auf ein bestimmtes Objekt konzentrierst: Auf deinen Atem, auf eine Kerze, auf ein Wort oder auch das Bild einer tibetischen Gottheit. Bei der zweiten Form tust du das Gegenteil: Statt deine Aufmerksamkeit gezielt auf ein Objekt zu richten, lässt du alles, was in deinem Geist auftaucht, vorbeiziehen, ohne ihm besondere Aufmerksamkeit zu schenken oder es zu bewerten. Viele Meditationen verwenden auch beide Elemente, Konzentration und Offenheit.

Wie soll denn das gehen?

Ich weiß, es klingt paradox, aber es ist tatsächlich möglich. Hier ein Beispiel für eine einfache Meditation, die beide Elemente verbindet: Erstens, du setzt dich hin, gerne mit gekreuzten Beinen, aber ein Stuhl geht auch, Hauptsache, dein Rücken ist gerade.
Du kannst dich auch hinlegen, aber gerade als Anfänger:in schläfst du dann wahrscheinlich ein. Deine Körperhaltung sollte ein klein wenig gespannt sein, aber nicht verkrampft. Mache die Augen zu oder lass sie offen, wahrscheinlich fällt es dir mit geschlossenen Augen leichter. Zweitens, du richtest deine Aufmerksamkeit auf deinen Atem – darauf, wie die Luft durch deine Nasenlöcher ein- und ausströmt. Du brauchst mit deinem Atem nichts Besonderes anstellen, atme einfach normal und beobachte das Ein- und Ausatmen. Wenn Gedanken oder Gefühle dich ablenken wollen – was definitiv passieren wird – ist das nicht schlimm: Lass sie vorbeiziehen, ohne sie zu bewerten oder zu analysieren, und komme zum Atem zurück. Das Ziel ist nicht, die Gedanken loszuwerden, sondern, nicht auf sie zu reagieren. Hier ein hübsches Bild dafür: Der Atem ist der Anker, der dir hilft, die Aufmerksamkeit zu halten, dein Geist ist offen wie das Meer.

Siehst du, genau das ist es, was mich an der Sprache der Meditation so nervt. Es klingt immer nach einem Spruch, den man in einem Glückskeks findet.

Verstehe ich, aber diese Bilder können manchmal hilfreich sein. Mit der Zeit braucht man sie nicht mehr, du brauchst dann noch nicht einmal mehr den Fokus auf deinem Atem. Das ist das Schöne am Meditieren: Du kannst ein irres Brimborium drumrum machen, mit Räucherstäbchen und Gottheiten und Gewändern, es geht aber auch total minimalistisch.

Okay. Sagen wir, ich mache das jetzt jeden Tag, was passiert dann?

Es gibt ein wichtiges buddhistisches Werk, das „Visuddhimagga“, in dem das gut erklärt wird.

Ernsthaft?

Ja, es gilt als eine Art Gebrauchsanweisung zum Meditieren. Es stammt aus dem 5. Jahrhundert nach Christus und, keine Sorge, du musst das nicht lesen, wenn du Meditieren lernen willst. Ich erwähne es, weil es sehr genau die verschiedenen Stufen beschreibt, die man beim Meditieren mit zunehmender Übung erreichen kann. Ich fasse das mal ganz grob zusammen: Am Anfang steht die Konzentration auf ein Objekt, zum Beispiel auf den Atem. Als Anfänger:in wird dir das wahrscheinlich ziemlich schwerfallen. Allmählich wird es leichter, die Konzentration zu halten und die Gedanken lenken dich weniger oder gar nicht mehr ab. An diesem Punkt tauchen oft Gefühle von Freude und Frieden auf, der Körper fühlt sich leicht an. Je besser deine Konzentration wird, desto weniger lenken dich Gedanken ab, bis sie schließlich komplett still werden. Die positiven Gefühle wiederum verstärken sich, bis hin zu intensiven Glücksgefühlen. Letztlich verschwinden diese auch und Zustände vollkommener Gleichmut und Konzentration tauchen auf.

Wow! Mit welcher Meditation kriege ich das am besten und schnellsten hin?

Schnell kriegst du das gar nicht hin, tut mir leid. Meditieren braucht Übung und Beharrlichkeit und die fortgeschrittenen Stufen erreichen nur diejenigen, die wirklich ausdauernd und über Jahre und Jahrzehnte praktizieren. Auch hier ist Meditation wie Sport: Die meisten Menschen bleiben Amateur:innen, nur einige bringen es zu olympischen Leistungen. Die gute Nachricht: Du brauchst kein besonderes Talent dafür. Nicht jeder ist gut im Stabhochsprung, aber (fast) jeder kann meditieren.

Das ist beruhigend, aber wie sieht es denn nun mit wissenschaftlichen Belegen über die Wirkung aus?

Es gibt dazu mittlerweile tausende Studien – aber viele davon sind nicht wirklich aussagekräftig. Was unter anderem daran liegt, dass es keine eindeutige Definition dessen gibt, was Meditation überhaupt ist. Eine große Frage ist auch, wie lange Studienteilnehmer:innen meditieren müssten, um die Wirkung beurteilen zu können. Auch liefert es oft verzerrte Ergebnisse, wenn man Studienteilnehmer:innen bittet, über ihr eigenes Verhalten und ihre Gefühle zu berichten. Besser ist es, Herzfrequenzen und Gehirnaktivitäten zu messen. Das passiert aber längst nicht in allen Studien.
Der beste Überblick über die Wirkung von Meditation, den ich gefunden habe, ist das Buch „Altered Traits“ von Daniel Goleman und Richard Davidson. Goleman ist Wissenschaftsjournalist, Davidson Neurowissenschaftler.
Vielleicht kennst du die berühmten Bilder von Mönchen, die vor einem MRT-Gerät sitzen. Viele davon stammen aus Davidsons Labor an der University of Wisconsin-Madison (USA). Davidson hat schon einige Mönche in die Röhre geschoben. Für das Buch haben die Autoren über 6.000 wissenschaftliche Studien zur Meditation betrachtet und davon 60 ausgewählt, von denen sie glauben, dass sie den höchsten methodologischen Standards entsprechen (Stand: 2016). Für folgende Wirkungen sehen sie Belege:

Stress:
Die Aktivität der Amygdala, einer Hirnregion, die für psychische und körperliche Reaktionen auf stress- und angstauslösende Situationen wichtig ist, scheint durch Achtsamkeitstrainings gedämpft zu werden. Und zwar nicht nur während der Meditation, sondern auch anschließend. Meditierende reagieren nicht nur weniger gestresst, sondern erholten sich auch schneller davon. Mehr tägliche Praxis scheint diesen Effekt zu verstärken.

Mitgefühl:
Menschen, die „Loving Kindness“-Meditation praktizierten – Ziel ist, eine liebevolle Haltung gegenüber allen fühlenden Wesen einzunehmen – schnitten bei Tests, die unbewusste Vorurteile zum Beispiel in Bezug auf Hautfarben überprüfen, nach sechs Wochen Übung besser ab. Diese Meditation aktiviert demnach im Gehirn Schaltkreise für positive Gefühle und Liebe und solche, die das Leiden anderer registrieren. Sie erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen mitfühlend handeln.

Aufmerksamkeit:
Meditation kann die Aufmerksamkeit neu schulen.
Zehn Minuten Achtsamkeitsmeditation etwa stellen deine Konzentration wieder her, wenn du dich im Multitasking verloren hast. Meditation hat auch eine Wirkung in Bezug auf das sogenannte „Aufmerksamkeitsblinzeln“: Das ist ein kognitives Phänomen, das auftritt, wenn mehrere wichtige Ereignisse nacheinander passieren und wir von dem ersten so gefangen sind, dass wir das zweite nicht wahrnehmen, beim Autofahren zum Beispiel.

Schmerzen:
Meditation lindert nicht den Schmerz selbst, kann aber die Wahrnehmung von Schmerz ändern. Erfahrene Meditierende können Schmerz besser aushalten und reagieren darauf weniger gestresst. Man kann das als den Unterschied zwischen Schmerz und Leiden bezeichnen: Schmerz lässt sich nicht verhindern, aber die Reaktion darauf lässt sich beeinflussen.

Depressionen:
Achtsamkeitsmeditationen können bei manchen Patient:innen Depressionen und Angst lindern, und zwar ähnlich gut wie Medikamente.

Gehirnalterung:
Dazu ist noch mehr Forschung nötig, aber es gibt ein paar interessante Ergebnisse. Bei jedem Menschen schrumpft das Gehirn mit dem Alter und die geistige Leistungsfähigkeit nimmt ab.
Diese Studie etwa kam zu dem Ergebnis, dass Meditation diese Schrumpfung verlangsamen könnte. Im Alter von fünfzig Jahren waren die Gehirne langjähriger Meditierender um 7,5 Jahre „jünger“ im Vergleich zu den Gehirnen gleichaltriger Nichtmeditierender.

Fazit: Es gibt vielversprechende Ergebnisse, aber auf Basis der bis jetzt vorhandenen Daten kann man Meditation nicht als das wundersame Allheilmittel bezeichnen, als das sie gerne verkauft wird.

Wie lange muss ich denn meditieren, damit ich etwas davon habe?

Also, Yuval Harari, bekannter israelischer Historiker und Universalgenie, meditiert zum Beispiel zwei Stunden am Tag mit der buddhistischen Vipassana-Meditation. Er sagt, ohne diese Praxis hätte er seine Bestseller nicht schreiben können. Wenn du also ambitioniert bist …

Vergiss es. Schon mal von Job und Kindern gehört?

Die gute Nachricht ist, dass selbst wenige Minuten Meditation am Tag schon Ergebnisse bringen können. Fünf bis zehn Minuten am Tag reichen für den Einstieg. Du kannst auch im Bus oder im Zug meditieren oder im Bett vor dem Einschlafen. Klar, du wirst damit nicht die gleichen Resultate wie Yogi:nis haben, die jahrelang in Höhlen im Himalaya meditieren. Aber wenn du deine Konzentration, Aufmerksamkeit und deine körperlichen und psychischen Reaktionen auf Stress verbessern willst, reichen kürzere Meditationen allemal.

Was sieht man denn jetzt, wenn man Mönche in Magnetresonanztomographen schiebt?

Im Hirnforschungslabor von Richard Davidson haben sich mittlerweile 21 buddhistische Mönche untersuchen lassen, alles Meditationsprofis, die in ihrem Leben bereits mehr als 10.000 Stunden meditiert haben. Die Ergebnisse der Versuche waren für die Forscher:innen sehr überraschend: Die Aktivität im linken Stirnhirn war bei den Mönchen sehr viel höher als bei Nicht-Buddhisten, die zum Vergleich getestet wurden. Dieses Hirnareal scheint negative Gefühle in Schach zu halten – was für die Heiterkeit und Gemütsruhe sorgen könnte, die viele Buddhist:innen auszeichnet.

Hm. Stimmt es eigentlich, dass Meditieren das Bewusstsein erweitert?

Es kommt darauf an, was du darunter verstehst. Wenn du Meditation intensiver und dauerhaft praktizierst, wirst du früher oder später wahrscheinlich ungewöhnliche Bewusstseinszustände erleben: intensive Liebe oder das Gefühl, das dein Selbst sich auflöst oder auch einfach abgefahrene körperliche Empfindungen. In meinem ersten zehntägigen Meditationsseminar hatte ich nach drei Tagen zum Beispiel das deutliche
Gefühl, dass mein Gesicht schmilzt. In traditionellen Kontexten wird man immer darauf hingewiesen, dass diese Zustände nicht wichtig sind, sondern quasi Nebenwirkungen seien. Als wichtig gelten die Erkenntnisse, die daraus entstehen können. Vielleicht ist man zum Beispiel etwas weniger selbstzentriert, wenn man einmal allumfassende Liebe gespürt hat.
Der US-amerikanische Moralpsychologe Jonathan Haidt hat sich intensiv mit „selbsttranszendenten“ Emotionen beschäftigt, also Gefühlen, bei denen Menschen in irgendeiner Form über ihr alltägliches Selbst hinauswachsen. Das kann beim Meditieren passieren, aber auch in der Natur oder unter Drogeneinfluss. Haidt glaubt, dass Menschen, die Erfahrungen von Transzendenz machen, danach tendenziell ethischer handeln.

Kann Meditation mir eigentlich auch schaden?

Gut, dass du das ansprichst. Es gibt eine systematische Übersichtsarbeit dazu, für die ein Forscherteam 55 relevante Studien ausgewertet hat. Sie fanden heraus, dass etwa acht Prozent der Menschen, die Meditation ausprobieren, eine unerwünschte Wirkung erleben, von Angst bis hin zu Panikattacken. Meditation ist also – anders, als der Hype behauptet – nicht für alle Menschen geeignet oder gut. Gerade Menschen mit psychischen Problemen sollten Meditation besser im Rahmen eines Therapieprogramms praktizieren.

Ich muss sagen, dass ich diesen Hype sowieso ziemlich schlimm und peinlich finde.

Sehe ich eigentlich auch so. Schon mal von McMindfulness gehört?

Das klingt wie ein Burger, den ich auf keinen Fall essen will.

Fast. McMindfulness ist ein Begriff, der beschreibt, was passiert ist, als Meditation aus ihren traditionellen Kontexten gelöst wurde. Bekannt wurde der Begriff durch diesen Artikel. Er bringt das Problem ziemlich gut auf den Punkt: Einerseits ist Meditation jetzt auch für Menschen zugänglich, die kein Interesse an Spiritualität und Esoterik haben. Andererseits sind die philosophischen Fragen und ethischen Richtlinien, die traditionell zu meditativen Praktiken gehören, damit auch gleich weggefallen. Genauso wie ihr tieferer Sinn. Die Tatsache also, dass es beim Meditieren letztlich nicht um Entspannung und bessere Performance geht, sondern um Selbsterkenntnis und ein mitfühlenderes Verhalten in der Welt. Das Wort „Buddha“ heißt übersetzt nicht „der Tiefenentspannte“, sondern „der Erwachte“. Wenn Unternehmen ihren gestressten, unzufriedenen Mitarbeitern Meditation anbieten, tun sie das, damit ihre Mitarbeiter:innen besser funktionieren, meinen die McMindfulness-Kritiker:innen. Damit sie nicht das System infrage stellen, das sie gestresst und unzufrieden macht.

Opium fürs Volk, was?

Ja, es erinnert schon daran.

Ich habe noch ein paar praktische Fragen, aber ich kann mich langsam echt nicht mehr konzentrieren. Lass uns eine Blitzrunde machen: Zehn schnelle Fragen und ganz konkrete Antworten. Deal?

Okay, schieß los.

Was ist, wenn ich mich beim Meditieren langweile?

„Langeweile ist nur ein Mangel an Aufmerksamkeit“, hat mein Vater mir mal
gesagt. Und es stimmt wirklich: Wenn du dich wirklich auf etwas konzentrierst, ist es nicht langweilig. Ein Tipp dazu: Gehe mit Neugier an die Sache ran, nicht mit verkrampftem Ehrgeiz.

Was, wenn ich einschlafe?

Das ist eine Frage der Gewohnheit: Wenn du die Augen schließt und dich entspannst, denkt dein Gehirn: „Aha, wir gehen jetzt schlafen.“ Deswegen ist es wichtig, dass du es dir beim Meditieren nicht zu gemütlich machst: Ein bisschen Körperspannung solltest du haben. Mit der Zeit wirst du beim Meditieren weniger müde werden.

Wenn ich mich zum Meditieren hinsetze, werden meine Gedanken nicht still sondern noch viel lauter.

Das ist normal und eigentlich gar kein schlechtes Zeichen. Oft ist es so, dass Anfänger ihre Gedanken weniger bewusst wahrnehmen und deshalb auch nicht so sehr davon gestört werden. Wer schon etwas mehr Übung hat, bemerkt auch seine Gedanken und Gefühle mehr. Mit noch mehr Übung beruhigen sie sich dann – oder stören zumindest weniger.

Nervt es nicht, sich den eigenen Gedankenmustern so sehr auszuliefern?

Das nervt total. Das ist ja das Ding. Unsere Köpfe dudeln den ganzen Tag vor sich hin wie kaputte Radios. Meditation macht daraus im Idealfall Hintergrundmusik – und stellt das Radio manchmal sogar ganz ab.

Was tue ich, wenn ich mich überhaupt nicht konzentrieren kann?

Dazu nochmal ein Zitat von Dan Harris:
„Ich kann es nicht oft genug sagen: Das Ziel ist nicht, den Kopf frei zu bekommen, sondern sich zu konzentrieren – für ein paar Nanosekunden am Stück, und wenn du abgelenkt wirst, fängst du einfach wieder an. Sich zu verlieren und neu anzufangen, ist kein Versagen bei der Meditation, sondern Erfolg.“
Stell es dir wie Gymnastik fürs Hirn vor: Jedes Mal, wenn du die Aufmerksamkeit zum Objekt deiner Konzentration zurückbringst, machst du eine mentale Kniebeuge.

Ich fühle mich beim Meditieren nicht besser oder entspannter. Was mache ich falsch?

Nichts! Meditation ist kein mentales Schaumbad, mit dem man sich so richtig verwöhnt, sondern ein Gehirntraining. Es geht nicht darum, einen bestimmten Zustand zu erreichen, sondern darum, dass du die Übung machst.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Meditation und Flow oder einem sogenannten High beim Sport?

Flow ist ein besonderer Zustand, ein High beim Sport ebenfalls. Meditation ist kein Zustand, sondern eine Praxis, die im Idealfall eine langfristige Wirkung hat. Goleman und Davidson unterscheiden zwischen „Altered States“ und „Altered Traits“: Mit „Altered States“ sind außergewöhnliche, vorübergehende Bewusstseinszustände gemeint. „Altered Traits“ sind nachhaltige Wirkungen, die bleiben.

Wie schafft man es, nicht in die Selbstoptimierungsfalle zu gehen?

Meditation hat dafür eigentlich einen eingebauten Abwehrmechanismus.
Denn beim Meditieren werden dir wahrscheinlich keine der Strategien helfen, die du gewohnt bist. Sagen wir, du willst unbedingt einen Zustand erreichen, in dem du innere Ruhe empfindest: Je mehr du dich darauf versteifst, desto weniger wirst du es hinkriegen. Jede Form von Verkrampftheit und Überambitioniertheit beim Meditieren ist kontraproduktiv. Ein wirksames Gegenmittel gegen McMindfulness sind Mitgefühlsmeditationen wie die buddhistische Metta-Meditation. Es ist ziemlich schwierig, ein egozentrisches Arschloch zu sein, wenn man eine liebevolle, wohlwollende Haltung gegenüber der Welt und allen fühlenden Wesen übt.

Was ist mit geführten Meditationen?

Das ist Geschmackssache. Manchen Menschen hilft es, wenn sie eine Stimme beim Meditieren führt, andere nervt es ohne Ende. Wichtig ist, dass eine Meditation immer ein aktives Handeln von dir fordert, selbst wenn du nur konzentriert nichts tust. Tracks mit Wasserrauschen oder Vogelgezwitscher sind keine Meditation.

Sind längere Meditationen besser?

Grundsätzlich ist es wie bei allem, was man lernt: Wer mehr übt, hat bessere Ergebnisse. Wichtiger als die Dauer ist jedoch Regelmäßigkeit. Es bringt mehr, zehn Minuten am Tag zu meditieren als einmal im Monat eine Stunde.

Okay, jetzt möchte ich das ausprobieren. Aber mit welcher Meditation soll ich anfangen?

Versuchen wir es mal so. Ich gebe dir eine Typologie. Sagen wir, du bist eher so der Typ Skeptiker.

Hm. Ja. Da sehe ich mich.

Was du willst, sind unkomplizierte meditative Praktiken – möglichst ohne esoterisches Beiwerk. Dazu passt z. B. MBSR. Die Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion kombiniert Elemente aus buddhistischen Meditationspraktiken mit Yoga und körpertherapeutischen Methoden. Sie wird seit Jahren in klinischen und therapeutischen Kontexten angewendet und erforscht.
Oder Vipassana, das ist eine der ältesten bekannten Meditationsformen aus dem Theravada-Buddhismus. Die klassische Art, das zu lernen, ist ein Zehn-Tage-Schweigeseminar. Das ist aber auch ein bisschen Hardcore. Oder du kaufst dir ein Buch. Allerdings, Meditation aus Büchern zu lernen, ist schwierig, ein bisschen wie
Trockenschwimmen.

Uff. Kann ich mir nicht einfach eine App runterladen?

Okay, dann bist du mehr so der Typ Selbstoptimierer. Du willst Übungen, die deine Konzentration verbessern, dein Stresslevel senken und für die du nicht mehr als ein Handy brauchst. Dann bist du der Kandidat für eine gute App.
Einige gute Apps sind Headspace, 7Mind und Calm. Alle drei Apps gibt es auf Deutsch.


Ganz ehrlich, ich habe einfach keine Lust zum Stillsitzen und es klingt auch total langweilig. Gibt es nicht was Lustigeres?


Ah, der Typ Partymaus. Hast du die berühmte amerikanische Dokuserie „Wild Wild Country“ auf Netflix gesehen? Darin geht es um den Guru Bhagwan Shree Rajneesh, der später Osho hieß, ein ziemlich umstrittener, exzentrischer Typ. Er hat eine ganze Reihe dynamischer Meditationsformen erfunden, bei denen die Leute tanzen, summen, sich drehen oder schütteln und manchmal schreien.


Hm, wenn ich es mir recht überlege, hätte ich es doch lieber klassisch.


Dann fällst du vielleicht in die Gruppe der Traditionalist:innen: Du willst Meditation in ihrem ursprünglichen Kontext erleben, zusammen mit der dazugehörigen Philosophie, den Regeln für Lebensstil und einer Gemeinschaft von Menschen. Mein Tipp: Finde ein buddhistisches Zentrum in deiner Nähe, das dir sympathisch ist. Buddhismus hat religiöse Aspekte, aber man kann ihn auch säkular praktizieren. Wenn du kein Problem mit Gott oder Göttinnen hast, kannst du auch christliche, jüdische, muslimische und natürlich hinduistische Meditationen ausprobieren – wo Religion ist, wirst du auch Meditation finden. Oder du suchst dir eine:n Lehrer:in ohne Verbindung zu einer einzelnen Schule. Dazu eine Empfehlung auszusprechen, ist schwer, das ist eine Sympathiefrage und es gibt große Qualitätsunterschiede in dem, was sie lehren. Bekannt und populär sind z. B. Thich Nhat Hanh, Eckhart 
Tolle, Rupert Spira oder Byron Katie.

Ach Mensch, ich mag mich gar nicht festlegen!


Typ Einhorn, ja? Dann probiere doch alles aus, du funkelndes Wesen.

Reset Seminar Muzio
Emotionsprofil

Emotionsprofil

Emotionsprofil

Benutzerprofil, Bewegungsprofil, Kundenprofil, Täterprofil, Kompetenzprofil…
Von all dem haben wir alle wohl schon mal gehört. Aber „Emotionsprofil“?!

Prof. David Richardson definiert das Emotionsprofil – oder den „Emotionalen Stil“ – als die Art und Weise, wie wir immer wieder auf Ereignisse reagieren, die für uns emotional bedeutsam sind.
Er ist Psychologe und Hirnforscher, gründete das Center for Healthy Minds an der University of Wisconsin in Madison und ist forschender Direktor am Waisman Center für Neuroimaging.

Dort schaut er gerne hinter die Stirn von meditierenden Mönchen.
Ihn interessiert, wie man Gefühle in neue Bahnen lenken kann.
Er ist mittlerweile überzeugt: »Der Spielraum ist größer als gedacht.«
Und da kommt schon bald mal die Meditation ins Spiel.

Dieser Blog-Beitrag erspart Ihnen viel Zeit!

Die Sammlung einiger gekürzter Auszüge aus verschiedenen Interviews vermitteln Ihnen eine Idee, was dieser Mann über den Umgang mit Gefühlen und über Meditation zu sagen hat.

2006 listete das »Time Magazine« Richardson aufgrund seiner bahnbrechenden Arbeiten unter den 100 einflussreichsten Menschen der Welt.

Was bestimmt das Emotionsprofil?

Wie bei allen komplexen Verhaltensweisen ist es ein Produkt von Genen und Umwelt.
Der Anteil der Erbanlagen erklärt, weshalb man schon früh bestimmte elementare Formen des emotionalen Stils beobachten kann.
Zum Beispiel bei der Resilienz, also der Leichtigkeit, mit der wir eine Belastung bewältigen. Neugeborene reagieren nicht alle gleich, wenn sie Hunger oder Bauchschmerzen haben. Manche quengeln deshalb lange, während sich andere schnell beruhigen.
Dieser frühe Vorläufer der Resilienz entwickelt sich später zu einer reiferen Form.
Die äußeren Einflüsse, vor allem die frühen Erfahrungen, sind aber sehr bedeutsam.
Und genetisch vorbelastet zu sein, bedeutet nicht, dass eine Veränderung unmöglich wäre! Im Gegenteil: Das emotionale Profil lässt sich durch Training verändern.

Wozu seinen emotionalen Stil ändern?

Man kann sein Wohlbefinden steigern.
Es geht aber nicht darum, permanent glücklich zu sein: Man kann sehr zufrieden und doch zuweilen traurig sein. Manchmal ist das auch angemessen, zum Beispiel wenn wir um einen Verstorbenen trauern.
Aber wir alle kennen von uns auch emotionale Reaktionen, mit denen wir nicht glücklich sind und die wir gerne ändern würden.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Es geht nicht darum, einen optimalen emotionalen Stil zu definieren.

Manche Merkmale machen uns das Leben leichter, wie Resilienz oder eine positive emotionale Grundhaltung.

Es gibt aber auch viele kreative und faszinierende Menschen, die sehr empfindlich sind und dazu stehen.
Das Wichtigste ist, ehrlich Bilanz zu ziehen: Leide ich unter meinen Eigenheiten? Beeinträchtigen sie mein Privat- oder Berufsleben? In dem Fall kann es helfen, sich zu ändern.

Die „Arbeit“ am eigenen emotionalen Stil trägt dazu bei, sich insgesamt besser – und mehr im Einklang damit zu fühlen, wie man sein möchte.
Das ist wichtig wenn man weiss, dass es eine empirisch belegte Verbindung gibt zwischen unserem psychischen Wohlbefinden und unserer körperlichen Gesundheit.

Doch auch hier gilt: Es ist schwierig, daraus einen optimalen Stil abzuleiten.
Man könnte meinen, dass es nützlich wäre, ein gutes soziales Gespür zu haben: Es hilft, Beziehungen aufzubauen. Denn zahlreiche Studien belegen, dass wir Stresshormone ausschütten, wenn wir viel allein sind.
Dabei handelt es sich jedoch ebenfalls nur um Durchschnittswerte, und keine Studie hat sich mit den Menschen befasst, die sich allein sehr wohl fühlen.
Alleinsein hat für sie wahrscheinlich keine gesundheitlichen Nachteile. Alles hängt davon ab, wie wir selbst uns damit fühlen.

Gibt es wissenschaftliche Daten, die beweisen, dass man sich wirklich ändern kann?

Die besten Belege dafür, dass wir unseren emotionalen Stil ändern können, stammen aus Studien über Meditationspraktiken.
Eines der Merkmale ist zum Beispiel die Aufmerksamkeit, das Konzentrationsvermögen.
Wie mehr als 100 solide Forschungsarbeiten zeigen, können wir uns darin verbessern, – wir können lernen, uns weniger leicht ablenken zu lassen.
Und zahlreichen anderen Arbeiten zufolge mindern Konzentrationsprobleme das Wohlbefinden.

Offenbar ist es demnach durchaus möglich, den Geist zu trainieren und damit den emotionalen Stil zu verändern und Wohlbefinden zu fördern.
Die Studien zeigen auch, dass man sich mit Meditation und anderen Techniken entwickeln kann. Die besten Ergebnisse erzielt man für Resilienz und positive Emotionen.

„Techniken“?

Einige Übungen sind inspiriert durch traditionelle Meditationspraktiken, aber umgewandelt in nichtreligiöse Formen.
Um die Aufmerksamkeit zu trainieren, kann man sich etwa auf den Atem konzentrieren und jedes Einatmen und Ausatmen bewusst erleben.
Jedes Mal, wenn die Gedanken abdriften, lenkt man sie wieder auf den Atem zurück.

Wer lieber an seinen positiven Gefühlen arbeiten möchte, sollte Praktiken der Güte und des Mitgefühls einüben.
Beispiel: Denken Sie an jemanden, den Sie mögen, einen Freund oder ein Familienmitglied. Stellen Sie sich diesen Menschen in einer schwierigen Phase seines Lebens vor und formulieren Sie den Wunsch, dass er von diesen Problemen befreit werden möge. Dazu können Sie in Gedanken einen einfachen Satz wiederholen: »Möge er frei von Leid sein.« Dann erweitern Sie den Wunsch schrittweise auf andere Personen.

Wie genau wirken diese Techniken?

Es konnte beobachtet werden, dass dieses mentale Training die Funktionsweise und die Struktur des Gehirns verändert, besonders in den Regionen, die den verschiedenen Emotionsdimensionen zu Grunde liegen.

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Mönch im Hirnscanner | Richard Davidson (Mitte) und seine Kollegen Michael Anderle (links) und Antoine Lutz (rechts) bereiten den buddhistischen Mönch Matthieu Ricard 2008 für eine Untersuchung im Magnetresonanztomografen des Waisman Center an der University of Wisconsin-Madison vor.

Dazu wurdenVersuchspersonen vor und nach dem Einüben der Techniken im Magnetresonanztomografen untersucht.
Die Praktiken für Güte und Mitgefühl etwa wirkten sich auf mehrere neuronale Schaltkreise aus, die für das Erleben positiver Gefühle entscheidend sind. Sie fördern vor allem Verbindungen zwischen dem Stirnhirn und dem Nucleus accumbens, dem Zentrum für Motivation und Freude.
Und das nach nur sieben Stunden Training verteilt über zwei Wochen. Dementsprechend kann das Stirnhirn die Aktivität des Belohnungszentrums mehr unterstützen und so die positiven Emotionen andauern lassen.

Welche anderen Techniken – neben der Meditation – verändern den emotionalen Stil?

Einige Übungen stammen aus bewährten Behandlungsmethoden wie der kognitiven Therapie.
Das Prinzip ist, über negative Ereignisse anders denken zu lernen.
Wenn jemand etwa immer sich selbst die Schuld gibt, bringt man ihm bei, äußere Faktoren zu erkennen, die ebenfalls eine Rolle spielen. Das nennt man kognitive Neubewertung.

Mehrere Studien belegen, dass dieses Training Veränderungen im Gehirn bewirkt. Letztlich kann man damit zwei Achsen des emotionalen Stils weiterentwickeln: Perspektive und Resilienz.

Wie groß sind die möglichen Veränderungen? Sind sie bedeutsam?

Lange Zeit glaubte man, das Gehirn könne sich nur wenig verändern. Aber mehrere neue Experimente haben gezeigt, dass der Spielraum größer ist als gedacht.
Wenn man das Gehirn von Versuchspersonen betrachtet, die Zehntausende von Stunden meditiert haben, sieht man enorme Unterschiede zu den Kontrollprobanden.
Natürlich haben diese Menschen, oft buddhistische Mönche, ein ungewöhnliches Leben geführt; wir können also nicht mit Sicherheit sagen, dass die Meditation die beobachteten Unterschiede tatsächlich verursacht.

»Wenn Sie wenig üben, ändert sich nur wenig, aber wenn Sie oft und lange üben, verändern Sie sich sehr«

Doch andere Forschungsarbeiten, bei denen man das Gehirn von Meditationsnovizen vor und nach einer gewissen Meditationsdauer untersucht hat, vervollständigen das Bild: Das Ausmaß der Veränderung hängt von der Intensität des Trainings ab. Wenig üben, wenig Änderung, – oft und lange üben, grosse Veränderung.

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„Meditation“, eine Präzisierung

Es geht nicht darum, „den Kopf zu leeren“, wie man oft hört, sondern darum, die Gedanken zur Ruhe zu bringen.
In der Meditation fällt alles an seinen Platz zurück, der Geist wird wieder frisch und aufmerksam, das Herz wärmt sich und man verbindet sich mit der Welt, die uns umgibt.
Meditation erlaubt empathische Anteilnahme. Kein Mitleid, das uns schwächt, sondern Mitgefühl, auf englisch: «compassion».

Wie findet ein Neurowissenschaftler zur Meditation?

„Mich hat von jungen Jahren an die Frage beschäftigt, warum einige Menschen sehr verletzlich sind und andere enorm widerstandsfähig.
Die Wissenschaft hat sich lange Zeit stark auf die negative Abweichung von der Norm konzentriert. Meine erste Begegnung mit dem Dalai Lama im Jahr 1992 war für mich ein Schlüsselmoment.
Er sagte zu mir: «Du brauchst die Instrumente der modernen Neurowissenschaft, um Angststörungen und Depressionen zu erforschen. Warum nutzt du diese Werkzeuge nicht, um positive Qualitäten wie Güte und Mitgefühl zu untersuchen?»

Ich hatte keine Antwort auf diese Frage, und so wurde sie zum Weckruf und Leitstern für mich.
Ein naheliegender nächster Schritt war, das Gehirn von Menschen zu untersuchen, die seit Jahrzehnten regelmässig meditieren. So begannen wir unsere Arbeit mit tibetischen Mönchen.“

Die Erkenntnisse:

„Zum einen verändern sich manche Gehirnareale während des Meditierens, was wenig überraschend war.
Darüber hinaus zeigten die Kernspintomografieaufnahmen aber auch, dass Menschen mit ausgedehnter Meditationserfahrung anders auf negative Impulse von aussen reagieren als solche ohne Meditationserfahrung.
Sie taten sich wesentlich leichter mit der Emotionsregulierung und legten ein wesentlich empathischeres Verhalten an den Tag.“

Was lässt sich daraus schliessen?

„Die Befunde waren dramatisch und brachten mich zum Schluss:
Unser Gehirn ist formbar, wenn wir es trainieren.
Wohlbefinden ist kein zufälliger Zustand, sondern eine Fähigkeit, die wir uns aneignen können.
Wir können uns also beibringen, glücklich, widerstandsfähig, empathisch und in Balance zu sein.“

Ist es nicht die Begeisterung, die die gewünschten Resultate finden lässt?

„Es ist gut, dass kritisch hingeschaut wird. Die Disziplin ist jung, wir haben es also mit jungem Datenmaterial zu tun.
Wir wissen heute, dass Meditation kurz- und langfristig unser Gehirn verändert – diese Erkenntnis ist mit über 100 Studien sehr solide abgesichert; wie genau das geschieht, verstehen wir erst allmählich.
Darin liegt ein immenses Potenzial – für die Therapie von Krankheiten, für die Arbeit mit aggressiven Jugendlichen. Für unsere Gesellschaft, die das Ego und den Besitz so stark gewichtet und in der es so dramatisch an Güte und Mitgefühl mangelt.
Ich will meine verbleibende Lebenszeit ganz dafür einsetzen, das Wissen in diesem Bereich zu vertiefen und in die Welt zu bringen.
Das alleine tun zu wollen wäre das eine «mission impossible», zum Glück unterstützen mich über 100 Mitarbeiter am Centre for Healthy Minds.“

Wie geht’s weiter?

Ich wünsche mir einen Austausch zur Frage, wie wir dieses Wissen teilen und Meditation im Alltag vieler Menschen verankern können.
Ich war mehrmals Gastredner am World Economic Forum, aber das reicht nicht aus, um etwas zu verändern.
Wir arbeiten intensiv an digitalen Angeboten, die es erlauben, objektive Messgrössen für unseren Geisteszustand aufs Handy zu bringen – kombiniert mit Meditationsübungen.
Es ist wichtig, die Meditationspraxis vermehrt am Arbeitsplatz und in Schulen zu verankern.

Letztlich geht es darum, dass Meditation als Grundlage für Wohlbefinden so selbstverständlich wird wie Zähneputzen.
Das eine ist körperliche Hygiene, das andere Hygiene für den Geist.

Lektüretipp
Richard Davidson, Daniel Goleman: Altered Traits. Science Reveals How Meditation Changes Your Mind, Brain, and Body. Avery 2017

Die Auszüge stammen aus Interviews, die • Matthias Morgenthaler bzw. • Guillaume Jacquemont geführt haben, aus einem • Artikel der Royal Society und aus einem • TED-Talk.

 

Und hier abschliessend ein anderer Mensch, der sich – in anderen Worten – über den Emotionalen Stil äussert.:

Emotionsprofil

Emotionsprofil

Benutzerprofil, Bewegungsprofil, Kundenprofil, Täterprofil, Kompetenzprofil…
Von all dem haben Sie wohl schon gehört. Aber „Emotionsprofil“?!

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